0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt
bekommen. Werden Sie Mutter wegbringen? Ich bleibe gern hier, als Geisel.«
Sie war völlig durcheinander. »Sie werden auch mitkommen«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, wo Ihr Bruder ist?«
»Ted?«
Ich nickte.
»Nein, er war nur einmal hier. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.« Ich wandte mich an Gregor. »Gibt es in Ihrem Lager ein Telefon?«
»Nein.«
»Aber wir brauchen einen Arzt und einen Krankenwagen!«
»Ich werde für beides sorgen, oder vertrauen Sie mir nicht?«
Natürlich traute ich ihm nicht. Trotzdem mußte ich es darauf ankommen lassen. »Okay, ich bleibe solange hier.«
***
Die Wagenkolonne stand auf einem Parkplatz. Vier schwere Lastwagen einer bekannten New Yorker Brauerei. Aber nur ein Wagen hatte Bierfässer geladen, Fässer die aus Blei zu sein schienen, so schwer waren sie.
Es ging bereits auf Mitternacht zu, und Ted Wheel umkreiste unruhig die Wagen wie ein Herdenhund.
Polly, oder besser Pamela Brighton, lächelte spöttisch. »Du wirst die Eier nicht los, Ted! Du hast dich übernommen!«
Neben Polly standen zwei Gangster. Ein Langer und einer, der noch sehr jung war.
»Polly hat recht, der Boß hat uns vergessen!« Der Lange stopfte sich eine Pfeife.
»Polly, Polly«, brüllte Wheel. »Die ganze Brighton-Brut hätte ich umbringen sollen. Wer hat -uns denn den Schwindel eingebrockt? Warum mußten wir denn unsere Pläne ändern? Weil ein gewisser Mr. Brighton kalte Füße bekommen hat und weil sein sauberer Bruder ein Verräter gewesen ist. Wir wären längst in Sicherheit. Wodurch sind denn die Bullen auf Keefer aufmerksam geworden?«
»Ich habe nichts gesagt«, wehrte sich Polly.
»Nein, gesagt hast du nichts. Aber durch dich sind sie uns auf die Spur gekommen. Verdammtes Weibervolk, man sollte sich mit euch gar nicht einlassen.«
Polly blitzte ihn an. »Du bist ein Feigling, Ted. Du hast nur eine große Schnauze und bist mutig, solange es dir nicht an den Kragen geht. Besonders tapfer bist du gegen Frauen und alte Männer. Wenn Fisher…«
Wheel hatte plötzlich ein Messer in der Hand. »Noch ein Wort«, zischte er, »und du bist ebenso stumm wie der alte Trottel.«
»Aber er war gut, solange du ihn brauchtest. Und deine Mutter…«
»Laß meine Mutter aus dem Spiel!«
»Dafür hast du schon selbst gesorgt. Sie wird diesen Tag nicht überlebt haben. Vom eigenen Sohn in den Tod getrieben, du bist ein Schwein, Ted!«
Wheel wollte auf sie losgehen. Da baute sich der Lange vor ihm auf, und er wich zurück. Aber seine Augen blickten so tückisch wie eine Klapperschlange.
»Das wirst du mir bezahlen«, flüsterte er leise.
Vielleicht wäre es doch noch zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen, wenn nicht in diesem Augenblick ein dunkelblauer Pontiac auf den Parkplatz eingebogen wäre.
Die Männer, gefolgt von Polly, stürzten auf ihn zu.
Ein schwerer Mann wälzte sich aus dem Fond des Wagens.
»Hallo, Boß!« begrüßte ihn Ted Wheel. »Ich dachte schon, Sie würden uns sitzenlassen.« Aus seiner Stimme klang eine gewisse Erleichterung.
Aber der Dicke hatte nur Augen für Polly. Ohne Wheel überhaupt zu beachten, ging er auf das Mädchen zu und begrüßte 6s herzlich.
Polly schien nicht besonders erfreut zu sein.
Wheel lief hinter ihm her wie ein Hund. »Was wird jetzt aus uns und den Eiern. Wir sitzen wie auf Kohlen, Boß. Schon zweimal haben wir die Wagen gewechselt. Und wenn Mac Gregor uns nicht geholfen hätte, dann wäre schon alles aus.«
»Ihr müßt mit der Kolonne wieder zurück nach New York«,'sagte der Dicke.
»Aber das ist Wahnsinn, Boß. Die Sperren sind noch nicht aufgehoben. Wir kommen nicht durch!«
»Wir schaffen es«, sagte der Dicke fest. »Keefer wartet in Edgewater auf uns. Es gibt dort eine kleine Mole, an der er mit seinem Frachter anlegen kann. Alles wird glatt gehen.«
»Nein, Boß, da mache ich nicht mit. Meine Freiheit ist mir immer noch mehr wert als die verdammten Kröten. Wenn sie mich erwischen, dann…«
»Dann wartet der Elektrische Stuhl auf dich«, ergänzte der Dicke. »Aber sie kriegen uns nicht. Ich werde sie ’reinlegen, so wie ich sie immer ’reingelegt habe. Wartet noch zehn Minuten, dann werdet ihr euer blaues Wunder erleben!«
Es dauerte noch nicht einmal so lange, bis zwei Lastwagen auf dem Parkplatz einschwenkten.
Der Dicke ging ihnen entgegen. »Alles in Ordnung? Ihr wißt, was ihr zu tun habt?«
Die beiden Fahrer nickten. »Okay, Boß, sogar die Papiere stimmen. Wir haben ’ne Fracht für
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