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0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt

0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt

Titel: 0478 - Wir jagten Mr. Unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist der Werkmeister, der in dieser Nacht die Aufsicht führte. Natürlich haben wir noch unsere regulären Wachmannschaften. Aber unser Sicherheitsplan sieht vor, daß jeweils ein Mann vom technischen Personal mit dabei ist.«
    »Haben Sie die Mordkommission benachrichtigt?«
    Sam Brighton wehrte erschrocken ab. »Selbstverständlich nicht, Mr. Cotton. Wie Sie wissen, unterliegen wir besonderen Bestimmungen. Deshalb habe ich mich auch an das FBI gewandt.«
    »Und es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wer den Mordanschlag verübt haben könnte?«
    »Keine. Übrigens, Chester lebte noch, als ich ihn vor einer Stunde verließ. Aber er ist bewußtlos. Der Doc hatte wenig Hoffnung.«
    Eigentlich wollte ich Sam Brighton fragen, weshalb er mich in dieses Lokal bestellt hatte. Ich unterließ es, weil ich mich erinnerte, daß Brighton sehr eng mit den CIA-Leuten zusammenarbeitete. Und die lieben verschwiegene Treffpunkte.
    Er kam selbst auf dieses Thema. »Ich möchte, daß wir nicht zusammen gesehen werden, Mr. Cotton. Ich möchte, daß Sie Ihre Ermittlungen inkognito aufnehmen, sozusagen als Angestellter der Boland-Werke. Für Sie dürfte es keine Schwierigkeiten bedeuten, sich die nötigen Papiere zu verschaffen. Ich dachte an eine Funktion als Rationalisierungsfachmann. In dieser Stellung haben Sie Zutritt zu allen Abteilungen.«
    »Und wer weiß darüber Bescheid?«
    »Nur unser Generaldirektor, der Arzt und ich.«
    ***
    »Friede seiner Asche«, sagte ich todernst zu Doc Merchant, der gerade den Totenschein für Kai Chester ausstellte. Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich neben den Schreibtisch. »Nach meiner Ansicht hat Chester noch ein langes Leben vor sich. Er verfügt über eine Bärennatur. Nach dem Blutverlust wäre ein anderer längst verloren. Aber was tut er? Er liegt bandagiert in seinem Einzelzimmer, raucht wie eine alte Lokomotive und verlangt von mir einen Whisky. Ich frage Sie, Doc, sieht so ein Mann aus, dem man einen Totenschein ausstellt?«
    Der Doc legte mit einer müden Gebärde den Federhalter aus der Hand und stützte sich schwer auf die Schreibtischplatte. »Für Sie ist es eine einfache Sache, Mr. Cotton. Wahrscheinlich lassen Sie nicht zum erstenmal einen Mann sterben, der vielleicht erst nach fünfzig Jahren wegen Altersschwäche das Zeitliche segnet. Aber für mich ist es eine furchtbare Verantwortung.«
    »Wenn Sie mir jetzt nicht helfen, Doc«, sagte ich ernst, »wird es in den nächsten Tagen vielleicht einen zweiten Mordanschlag geben. Nur wird der Totenschein dann echt sein, den Sie ausstellen müssen. Ich glaube nicht an Zufälle. Die drei Männer, von denen mir Chester erzählt hat, gehören nicht zum Werk. Und ich bin überzeugt, sie werden wiederkommen.«
    »Aber ich muß wenigstens dem Generaldirektor und Mr. Brighton Mitteilung machen«, wandte Merchant ein. »Nein.«
    »Aber stellen Sie sich doch die Komplikationen vor! Die Benachrichtigung der Angehörigen…«
    »Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen«, beruhigte ich ihn. »Die Sache muß sogar ihren vorgeschriebenen Lauf nehmen, mit allem Drum und Dran. Noch ehe die Angehörigen die Todesnachricht bekommen, wird jemand von uns den wahren Sachverhalt klären. Nein, Doc, gewissenlos sind wir nicht.«
    »Und was mache ich mit dem lebendigen ›Toten‹? Ich kann ihn nicht länger hierbehalten. Schwester Adele besitzt mein volles Vertrauen, aber sie kann nicht Tag und Nacht Dienst tun.«
    »Das soll sie auch nicht. Ich werde sofort alles in die Wege leiten, um Chester noch heute abtransportieren zu lassen. Mit Leichenwagen und Blumen, wie es sich gehört.«
    Unter Beachtung aller Vorsichtsmaßregeln gingen wir ins »Totenzimmer«.
    Chester hob den Kopf. »Können Sie mir nicht dieses verdammte Korsett abnehmen?« fragte er den Arzt. »Bis auf einen unheimlichen Durst ist mein Befinden nämlich ausgezeichnet.«
    Das Korsett bestand aus Längs- und Querverbänden. Die beiden Geschosse hatten bei ihrem Austritt eine große Wunde grissen.
    Doch Werkmeister Kai Chester fühlte sich wohl.
    Ich setzte mich an sein Bett und legte ihm die Geschichte klar, so wie ich sie im Augenblick sah.
    Er hörte mir zu, ohne mich ein einziges Mal zu unterbrechen. Erstaunlicherweise begriff er sofort, worauf es mir ankam.
    »Okay, Mr. Cotton, auf mich können Sie zählen. Wenn meine Angehörigen Bescheid wissen, wird das für mich der reinste Erholungsurlaub. Mit ein paar Kisten Whisky halte ich das monatelang aus.«
    Ich steckte ihm eine

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