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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dachte er da? Kampf um die Gunst? Er brauchte den Kerl bloß zu seinem Opfer zu machen und ihm das Blut auszusaugen, dann war der Konkurrent doch aus dem Weg geschafft!
    Aber da war eine ganz eigenartige Hemmschwelle. Er konnte dieses Gefühl nur so analysieren, daß er unterbewußt befürchtete, seine eventuelle künftige Geliebte dadurch zu verletzen, daß er ihren bisherigen Liebhaber buchstäblich vernichtete. Du bist ein Narr, Ronald of Teltow , dachte er. Ein verliebter Narr! So etwas sollte es unter den Unsterblichen des Blutes eigentlich gar nicht geben!
    »Was nun, Herr?« fragte Brian. »Ich nehme doch an, daß wir nicht allein deshalb den langen Weg hierher gefahren sind, damit Ihr eine leere Wohnung besichtigen könnt.«
    »Sie ist nicht leer, Brian«, sagte der Vampir leise. »Der Geist seiner Bewohnerin schwebt hier. Laß mich nachdenken.«
    Nachdenklich darüber, wie er diese Wohnung so präparieren konnte, daß die Begegnung mit dieser Frau, von der er bisher nur Fotos hatte, ihm leichtfiel - und daß die andere Kurzzeitbekanntschaft im Vergleich zu Sir Ronald keine Chance bekam.
    ***
    Rhiannon spürte, daß Gryf sie losließ; neben ihr gab es einen leichten Luftzug, und dann richtete sich Francine kerzengerade hinter ihrem Schreibtisch auf. Sie starrte Rhiannon an wie ein Gespenst. »Was - wo kommst du - wie…?«
    Rhiannon beantwortete die Fragment-Frage nicht. Sie war überhaupt nicht in der Lage, etwas zu sagen. Sie mußte erst einmal selbst damit fertig werden, daß sie sich vor ein paar Sekunden noch in ihrer Wohnung in Gloucester, jetzt aber in der Londoner Agentur befand. Verwirrt sah sie sich um.
    Jemand klopfte an der Tür und trat sofort unaufgefordert ein: Gryf! »Na, wie lange dauert das Gespräch denn noch?« fragte er.
    »Wer zum Teufel sind denn Sie?« fauchte Francine ihn an, eine resolute, dunkelhaarige Frau mittleren Alters, die jetzt aber nicht so recht wußte, woran sie war.
    »Gryf ap Llandrysgryf«, stellte der blonde Druide sich vor. »Stets zu Ihren Diensten, Lady. Ich hatte das Vergnügen; Miß Rhiannon herbringen zu dürfen, und nun wüßte ich gern, wie lange ich noch zu warten habe, bis ich sie wieder nach Hause bringen kann. Wir haben nämlich noch etwas vor heute, müssen Sie wissen.« Er grinste entwaffnend.
    »Du mußt den Verstand verloren haben«, flüsterte Rhiannon entgeistert.
    »Hören Sie zu, junger Mann« sagte Francine energisch, die ihre Fassung langsam wiederfand. »Ich weiß nicht, was dieser ganze Hokuspokus soll, aber ich brauche Rhiannon für Fotos! Verstehen Sie? Ich denke, Sie werden noch eine ganze Weile warten müssen, Mister. Und nun machen Sie gefälligst die Tür von außen zu.«
    Gryf schüttelte den Kopf. »Wir sind verlobt«, schwindelte er. »Was Rhiannon angeht, geht auch mich etwas an. Was gibt’s hier für Geheimnisse?«
    »Ich bringe dich um!« zischte Rhiannon kaum hörbar. Gryf lächelte zuvorkommend.
    Francine wedelte mit der rechten Hand, als müsse sie ein lästiges Insekt verscheuchen. Gryf bezog dieses Wedeln durchaus richtig auf sich, störte sich aber nicht weiter daran. »Rhy, du fährst sofort zu dieser Adresse. Ich rufe derweil an und entschuldige deine Verspätung. Vielleicht ist das Fotografenteam ja noch da. Wenn nicht, meine Liebe, werden wir uns darüber einigen müssen, wer die Konventionalstrafe zahlt.«
    »Konnten Sie kein Ersatzmodell hinschicken, Gnädigste?« warft Gryf spöttisch ein.
    »Halten Sie sich da heraus, Mister Unaussprechlich. Während Rhiannon arbeitet, können Sie ja die Zeit nutzen und Verlobungsringe kaufen. Ich hoffe ja, daß Sie wenigstens die Ringgröße Ihrer Verlobten kennen.«
    »Verlobungsringe? Haben wir doch. Vielleicht sollten Sie sich eine Brille zur elften Wiederkehr Ihres 29. Geburtstages schenken lassen«, empfahl Gryf und hob seine Hand, an der von einem Moment zum anderen ein solcher Ring glitzerte - und das Gegenstück am Finger der maßlos verblüfften Rhiannon. Er faßte ihre Hand und zog sie mit sich aus dem Büro. Wenig später standen sie draußen vor- dem Gebäude und winkten ein Taxi heran.
    »Du mußt völlig den Verstand verloren haben«, stöhnte Rhiannon. »Was soll das? Wie hast du das gemacht?« Sie versuchte den Ring von ihrem Finger zu lösen - aber noch ehe sie ihn richtig zu fassen bekam, löste er sich auf.
    »Das ist meine Magie«, sagte Gryf. »Glaubst du es jetzt? Ich sagte dir schon: ich bin ein Druide.«
    »Ich hasse Druiden«, murmelte Rhiannon voll

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