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0479 - Der Blutjäger

0479 - Der Blutjäger

Titel: 0479 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Cymru, dem heutigen Wales, zugebracht. So war es nicht verwunderlich, daß er einen wälischen Namen trug. »Ich denke, es reicht völlig, wenn du mich Gryf nennst. Hast du eigentlich auch einen Namen?«
    »Rhiannon«, sagte die Blondine und schloß die Tür hinter Gryf, zog ihn durch einen kurzen, schmalen Korridor in eine Wohnlandschaft.
    »Das klingt ebenfalls wälisch«, stellte Gryf fest. »Oder auch bretonisch -auf jeden Fall keltisch.«
    »Und es ist ein Künstlername«, verriet der Blonde. »Du kannst mich ›Rhy‹ abkürzen, wenn der Name dir zu lang ist, Gryf.«
    »Deinen richtigen Namen willst du mir nicht verraten?«
    »Wozu?« Sie lachte silberhell auf. »Ich glaube nicht, daß wir beide heiraten werden. Du willst mich, und ich will dich, weil du mir gefällst, und das war’s dann, okay? Wir haben Spaß miteinander, und bald werden sich unsere Wege wieder trennen. Du bist ein Mann voller Unruhe. Man kann dich nicht an einem Fleck halten.«
    Gryf nickte langsam. Sie hatte einen Blick in seine Seele getan.
    »Also gut, Rhy«, sagte er.
    Sie streifte ihm die Jeansjacke über die Schultern und warf sie achtlos irgendwohin. »Fühl dich wie zu Hause«, forderte sie ihn auf und fügte mit einem jungenhaften Grinsen hinzu: »Du darfst dich sogar so benehmen. Was kann ich dir anbieten? Sekt oder Selters?«
    Gryf lächelte. »Ich trinke das, was du auch trinkst«, sagte er leichtfertig.
    »Kommt gleich«, versprach sie. »Mach’s dir in der Zwischenzeit bequem. Das hier ist mein uneingeschränktes Reich. Drüben die Kochnische; diese Tür hier«, sie stieß sie lässig auf, »führt ins Schlafzimmer, und da drüben geht’s ins Bad.« Sie entschwand hurtig in genanntem Raum; auf eine Schlüsseldrehung lauschte Gryf indessen vergebens.
    Rhiannon, dachte er. Wie lange ist es her, daß ich die ursprüngliche Trägerin dieses Namens kannte? Götter sterben nie…
    Das sogenannte Wohnzimmer war eine Ansammlung von Regalen, einer Schrankwand, einem winzigen runden Glastisch und darum gruppierten Sitzkissen sowie jeder Menge Decken und Felle, auf denen man sich in Ermangelung anderer Sitzgelegenheiten niederlassen konnte. Durch die offen stehende Tür tat Gryf einen Schritt in das Schlafzimmer hinein; es wurde von einem überbreiten, vermutlich extra angefertigten Bett dominiert - Doppelbett konnte man dazu schon kaum noch sagen, es war schon eher ein »Dreier«. Auf einer durchgehenden Konsole am Kopfende entdeckte Gryf schmunzelnd eine dort geradezu provozierend deponierte Packung mit Kondomen. Die Wand wurde von einer Bildtapete bedeckt, welche eine tropische Strandszene wiedergab, und farblich abgestimmt passend gab es das riesige Bildposter eines lebensgroß abgebildeten, unbekleideten Liebespärchens in recht eindeutiger Pose. Das Gesicht des Mannes war etwas unscharf abgebildet, ähnelte aber Gryf ein wenig. Die blonde Frau dagegen war mit absoluter Sicherheit zu identifizieren; es handelte sich um Rhiannon selbst. Sekundenlang ertappte Gryf sich bei einem Anflug von Eifersucht auf den Fotografen; das Gefühl überraschte ihn nicht wenig. Etwas klarer wurde ihm dagegen jetzt, weshalb sie auf ihn abfuhr - er schien ihrer Idealvorstellung zu entsprechen, sofern das lebensgroße Poster als Hinweis zu verstehen war.
    Rhiannon war ein eigenartiges Geschöpf, fand Gryf. Er hatte nie eine Frau erlebt, die sich wie sie gab. Selbst die außerordentlich freizügig Teri Rheken kam wesentlich dezenter zur Sache. Rhiannon sprengte jeden Rahmen und brachte Gryf aus seinem Konzept. Er war es gewohnt, Jäger zu sein, nicht Beute, zu welcher Rhy ihn gemacht hatte.
    »Hier«, sagte sie.
    Sie war lautlos hinter ihm aufgetaucht. Als er sich umwandte, drückte sie ihm ein kleines Likörglas mit einer roten Flüssigkeit in die Hand. »Es ist das, was ich auch trinke«, erinnerte sie. »Auf unser Wohl.«
    Sie tranken sich zu. Im nächsten Moment verschluckte Gryf sich fast und war sicher, zu einem feuerspeienden Drachen zu mutieren. Er hustete kräftig; es dauerte etwas, bis er sieh wieder halbwegs von dem Teufelszeug erholt hatte, das er so ahnungslos für Likör gehalten und getrunken hatte. »Was, um Merlins Willen, ist das?« stieß er hervor.
    »Es nennt sich ›Dracula‹ «, sagte sie, »und kommt aus Germany. Wird in der Nähe von Darmstadt hergestellt. Mal mich eine hübsche Stange Geld gekostet, das Zeug zu importieren.«
    Dracula! Ausgerechnet! Das ihm, dem Vampirjäger! Gryf schüttelte den Kopf. »Was ist das für ein

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