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0479 - Die Nacht der bösen Angela

0479 - Die Nacht der bösen Angela

Titel: 0479 - Die Nacht der bösen Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineinpaßte. Der Hauch des Todes.
    Lisette drückte zunächst das Kreuz aus dem Fenster, danach ihren Oberkörper so weit wie möglich.
    »Wo bist du?« brüllte sie in die Nacht hinein. »Wo bist du? Zeige dich, zum Henker! Los, du Blutsaugerin, ich will dich sehen!« Ihre Stimme hallte durch den nachtdunklen Garten, und der Klang wehte an den kahlen Bäumen vorbei.
    Eine Antwort erhielt sie nicht. Irgendwo verwehte ihr Ruf in der Ferne. Gérard hörte seine Frau schwer atmen. Er bewunderte sie. Nie hätte er gedacht, daß Lisette diesen Mut aufbringen würde, um sich dem Grauen zu stellen. Als sie sich wieder zurückzog, um das Fenster zu schließen, sah er in ihrem Gesicht einen harten, entschlossenen Zug, sich von der bösen Angela nicht mehr aus der Fassung bringen zu lassen. »Zeigen mußt du es ihnen!« zischte sie ihrem Mann zu. »Einfach zeigen. Nur so können wir das Unheil stoppen. Es hat keinen Sinn, vor diesen Wesen wegzulaufen. Wir müssen sie akzeptieren.«
    Gérard legte seine Hände auf die Schultern der mutigen Frau. »Ja, Lisette, du hast mir den richtigen Weg gezeigt. Es gibt keinen anderen. Wir dürfen uns nicht verkriechen.«
    »Und das müssen wir auch den anderen sagen.« Entschlossenen Schrittes verließ sie den Raum.
    In der Küche trafen die beiden wieder zusammen. Lisette stand neben dem Herd und starrte auf die Tischplatte. »Und trotzdem habe ich Angst, Gérard.«
    »Vor wem?«
    »Nicht vor Angela und auch nicht um mich oder dich. Ich denke an Thomas, der ist noch immer nicht hier…«
    ***
    Thomas Cingar befand sich auf der Fahrt und hatte selten in seinem Leben so geflucht. Nicht über seinen alten R 4, der schaffte die Strecke noch immer, aber die Straßenverhältnisse waren einfach verheerend. Hinter Mülhausen hatte es angefangen zu schneien. Da war ein Zeug aus den Wolken gefallen, so dicht, dick und klatschig, daß die Scheinwerfer es kaum schafften, diesen tanzenden Vorhang zu erhellen.
    Zum Glück waren die Schneeschauer später im Flachland in Regen übergegangen, und in Colmar hatte er sogar den strahlenden Himmel gesehen. Thomas fuhr in Richtung Straßburg. Allerdings nicht bis dorthin. Er mußte einige Kilometer vor dem Ort abbiegen und auf die Berge zufahren.
    Schwarzwald und Vogesen hatten in diesem Winter viel Schnee mitbekommen. In den Tälern war er meist getaut, doch auf den Hängen tummelten sich noch die Skifahrer, für die der Winter ein wahres Paradies gewesen war.
    Thomas hatte auch daran gedacht, bei seinen Eltern anzurufen, weil diese sich immer Sorgen machten, wenn er später kam. Das allerdings hätte ihn noch mehr Zeit gekostet, so fuhr er einfach durch.
    Die Strecke kannte er auswendig. Doch der Winter hatte seine Tücken. Thomas Cingar merkte es spätestens dann, als die Straße vor ihm plötzlich leicht glänzte und er einen Herzschlag später ins Schleudern geriet.
    Einmal drehte er sich um seine eigene Achse. Schweiß stand auf seiner Stirn, die Hände umklammerten das Lenkrad wie einen Rettungsanker, und er hatte Glück, daß er nicht im Straßengraben landete und auch kein Gegenverkehr herrschte.
    In Fahrtrichtung stehend, kam der R 4 wieder zur Ruhe, und Thomas fuhr wesentlich vorsichtiger weiter.
    Dadurch verlor er noch mehr Zeit. Eine Stunde zog sich wie Blei hin. Zum Glück fiel kein Schnee mehr, und auch als er von der Hauptstraße abbiegen mußte, konnte er normal weiterfahren und wurde nicht durch Glatteis und Schneefall behindert.
    Aber der junge Mann spürte die Müdigkeit. Sie kroch in seinen Körper. Es fiel ihm immer schwerer, sich zu konzentrieren. Hinter ihm lagen harte Tage im Gelände, die blieben in den Knochen stecken.
    Von der Gegend war nicht viel zu sehen. Sie hätte den jungen, dunkelblonden Soldaten auch nicht interessiert. Er war in der Gegend aufgewachsen und kannte fast jeden Stein.
    Die Uniform hatte er in der Kaserne gelassen. Seine Jeans, der Pullover und die alte, verwaschen wirkende Blousonjacke waren ihm lieber. Er fühlte sich in den Sachen einfach wohler.
    Dörfer mußte er durchfahren, rollte über Kreuzungen hinweg, durch Felder, an Weinbergen vorbei und tauchte ab und zu in die Dunkelheit eines Waldes ein.
    Ein Schild wies auf Tullmer hin. Noch zehn Kilometer bis zum Ziel. Die Strecke war nicht ausgebaut worden. Begegneten sich zwei Lastwagen, hatten sie Mühe, aneinander vorbeizukommen.
    Doch Thomas war allein auf der Straße. Aus Tullmer sah er kein Scheinwerferpaar. Er zündete sich eine Zigarette an und

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