0479 - Die Nacht der bösen Angela
Nägel aus dem Oberkiefer hervorstießen.
Vampirzähne!
Thomas Cingar schüttelte den Kopf. Er glaubte, sich in einen Alptraum versetzt zu sehen, oder als ob er sich im Autokino befände, wovor ihm auf der Leinwand ein Horrorstreifen lief.
Nein, es war echt.
Denn die Vampirin behielt das Grinsen bei. Gleichzeitig hob sie das rechte Bein, stemmte ihr Knie auf die Motorhaube und begann damit, den Wagen zu erklettern. Eine ausgestreckte Hand hielt sie gespreizt und näherte sie der Scheibe.
Thomas rann eine Gänsehaut über den Rücken. Er spürte diesen kalten Horror, der ihn überfiel und ihn fast auf dem Sitz einfrieren ließ. Wenn du jetzt nichts tust, bist du verloren! hämmerte er sich ein. Dann ist alles zu spät, dann holt sie dich und trinkt dein Blut.
Während dieser Gedanken näherte sich seine Hand bereits dem Zündschlüssel.
Eine Umdrehung! Der Motor lief.
Dem Soldaten fiel der berühmte Stein vom Herzen. Thomas startete genau in dem Augenblick, als die Fremde auf die Kühlerhaube klettern wollte.
Der R 4 sprang fast vor. Die Person vor ihm wurde durchgeschüttelt, konnte sich auf der glatten Fläche nicht halten, weil Thomas den Wagen sofort nach links lenkte und die Schwarzhaarige dabei in die entgegengesetzte Richtung geschleudert wurde.
Als sie rutschte, sah er für einen Augenblick noch ihr böses, verzerrtes Gesicht, dann kippte sie von der Haube, landete rücklings auf der Straße und überschlug sich dort.
Thomas sah sie noch über den Weg rutschen. Wahrscheinlich würde sie im Graben landen, aber das war ihm egal. Er mußte weg und die anderen Menschen warnen.
Beim Anruf der Mutter hatte er noch gelacht und ihren Bericht nicht für bare Münze genommen.
Jetzt dachte er darüber anders. Nur über die Hintergründe wollte er nicht spekulieren und gab Gas.
Die ersten Meter kam er gut weiter, bis er spürte, daß etwas nicht stimmte.
Etwas hatte sich an ihn gehängt. Er spürte am Heck des Wagens ein Gewicht, das nicht dorthin gehörte, als würde jemand versuchen, seinen R 4 festzuhalten.
Thomas konnte nicht sehen, was dort geschah. Er ging davon aus, daß es der anderen gelungen war, sich an der Stoßstange des Wagens festzuklammern und sich mitziehen zu lassen.
Er blickte in die beiden Spiegel. Dabei konnte er ebenfalls die Heckscheibe sehen und feststellen, daß er sich nicht geirrt hatte. Der Vampirin war tatsächlich das fast Unmögliche gelungen. Sie gab nicht auf und versuchte, auf das Dach des Wagens zu klettern, was ihr bestimmt gelingen würde, denn Thomas hatte seinen Dachgepäckträger nicht abmontiert.
Er fuhr jetzt in Schlangenlinien. Irgendwie mußte er die andere schließlich loswerden, aber auch das schaffte er nicht. Eisern hielt sich die böse Angela fest und hatte bereits ihre linke Hand um den Rahmen des Dachgepäckträgers geklammert, während ihre Füße noch über den Boden schleiften.
Erfuhr…
Es war riskant, immer wieder die Straßenseite zu wechseln, da er stets mit glatten Stellen rechnen mußte. Einmal wäre er auf der linken Seite fast im Graben gelandet. Soeben noch konnte er das Lenkrad herumreißen, aber die unheimliche Person leider nicht abschütteln. Er hörte sie auf dem Dach.
Sie bewegte sich dort nicht lautlos. Schläge dröhnten über Thomas' Kopf auf, während er in den kleinen Ort hineinfuhr und geduckt hinter dem Lenkrad saß.
In seinem Nacken hatte sich ein kaltes Gefühl ausgebreitet. Auf der Stirn lag der Angstschweiß, über sich hörte er die dumpfen Laute. Die Vampirin bewegte sich weiter. Sie wollte den Wagen zum Stoppen bringen. Eine ihrer Hände tauchte plötzlich vor der Frontscheibe auf.
Der junge Soldat starrte auf die gespreizten Finger, die von außen an der Scheibe klebten und nach einem Wischer faßten, den sie kurzerhand abbrachen, als wäre er ein Streichholz.
Da passierte es!
Thomas hatte zu sehr auf die Hand geachtet und dabei die eigentlichen Funktionen als Fahrer vergessen. Er verriß das Lenkrad, geriet zu weit nach links und damit auch automatisch an die hohe Kante eines Bordsteins.
Mit dem linken Vorderrad prallte der R 4 dagegen. Zuerst wirkte es so, als würde er darüber hinweghüpfen, aber die Kante war zu hoch. Der Wagen bäumte sich auf, seine Hinterräder drehten sich in der Luft. Thomas rechnete damit, daß etwas passieren würde, und es passierte auch was, denn die Gestalt auf dem Dach glich die Fliehkraft nicht mehr aus und löste sich aus ihrer Lage.
Sie rutschte nach vorn und krachte auf die
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