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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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an. Ich sollte die Filiale in Südamerika übernehmen. Damals warst du genauso bemüht darum, daß ich meinen Beruf aufgebe, wie jetzt. Warum?«
    Sir Godley schaute seinen Sohn nicht an. Er lachte, doch hinter dieser gespielten Belustigung lauerte Besorgnis.
    »Du bist ein mißtrauischer Mensch geworden! Durch dieses Metier hast du jeden Glauben an die Menschheit verloren. Klingle mal, Arnold, ich möchte etwas zu trinken haben!«
    Sie unterhielten sich noch eine Zeitlang über alle möglichen Vorkommnisse, doch Clay Shelton und die Bande des Schreckens wurden nicht mehr erwähnt. Es war schon Mitternacht, als Arnold seinen Vater verließ, der ihn bis zur Haustür begleitete.
    Das Haus lag auf der westlichen Seite von Berkeley Square.
    Der Verkehr vom Grosvenor Square nach Oxford Street wickelte sich auf der entgegengesetzten Seite ab.
    »Warte, ich will nach einem Taxi telefonieren!« rief Sir Godley, als er die verlassene Straße sah.
    Der Wetter lachte.
    »Du wirst nervös, Vater! Und das ist auch der einzige erkennbare Grund, warum du willst, daß ich meinen Beruf aufgebe.«
    Er wartete noch, bis die Tür ins Schloß fiel, und machte sich dann auf den Weg Richtung Oxford Street. Durch die Grünanlage in der Mitte des Platzes geisterten die Lichter der nach Norden und Süden fahrenden Wagen und Taxis. Das Trottoir, auf dem er ging, war menschenleer. Er hatte kaum fünfzig Yards zurückgelegt, als er jemand auf sich zulaufen sah. Das Licht der Straßenlaterne fiel auf die Gestalt - es war eine Frau.
    ›Pop!‹
    Die Kugel zischte unangenehm nahe an ihm vorbei. Ohne Zweifel war mit einem Maximdämpfer geschossen worden. Auf der Fahrbahn stand plötzlich ein Mann. Hatte er auf die Frau geschossen? Im gleichen Augenblick zog Long seinen Browning, ohne den er nicht mehr ausging. Aber bevor er ihn hochreißen konnte, hatte sich die atemlos keuchende Frau in seine Arme geworfen.
    »Retten Sie mich! Retten Sie mich!« rief sie. »Die Bande des Schreckens - oh, die Bande des Schreckens!«
    Der Mann auf der Fahrbahn war verschwunden, buchstäblich von der Dunkelheit verschluckt. Der Wetter steckte den Revolver in die Tasche zurück und hielt das halb ohnmächtige Mädchen fest. Hinter ihm rief jemand, er drehte sich um und sah seinen Vater mit einem Diener auf sich zukommen.
    »Was ist geschehen?«
    »Eine kleine Schießerei, scheint mir - doch kommt, wir wollen das Mädchen ins Haus bringen!«
    Sie halfen ihr die Stufen hinauf und führten sie in Sir Godleys Arbeitszimmer. Ihr Gesicht war breit und knochig, weder hübsch noch häßlich. Long sah sie sich genauer an. Vergeblich suchte er sich zu erinnern, wo er sie schon gesehen hatte.
    Als sie sich von ihrem Schock erholte, starrte sie beunruhigt bald Long, bald dessen Vater an.
    »Wo bin ich?«
    Die Farbe kehrte allmählich in ihre Wangen zurück, doch zitterte sie am ganzen Körper.
    Jetzt erkannte Long sie auch. Es war das Mädchen, das sich draußen in Marlow vom Boot aus mit Jackson Crayley unterhalten hatte. Sie trug eine moderne, teure Abendtoilette, im Halsausschnitt hing eine Diamantbrosche, und auch an den Fingern funkelten die herrlichsten Edelsteine.
    »Ich weiß nicht, was geschah«, sagte sie, noch immer heftig zitternd. »Ich sah nur diese...«
    Man mußte ihr etwas Wein einflößen, bis sie über ihr ungewöhnliches Erlebnis berichten konnte.
    Sie und ihr Bruder besaßen ein Hotel auf dem Lande. In der John Street hatten sie eine kleine Wohnung, wo sie wohnten, wenn sie in die Stadt kamen. Am Abend war sie im Theater gewesen. Nachher entschloß sie sich, des schönen Wetters wegen, zu Fuß nach Hause zu gehen. Als sie am anderen Ende des Berkeley Square anlangte, sah sie vor sich ein Auto anhalten. Sie erreichte den Wagen - in diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und zwei Männer sprangen heraus. »Sie hatten weiße Tücher vors Gesicht gebunden. Ich war so erschrocken, daß ich mich nicht wehren konnte, als sie mich in den Wagen zerren wollten. Mit einem Mal tauchte ein dritter Mann auf und rief: ›Ihr Esel, das ist nicht Nora Sanders!‹ «
    »Nora Sanders?« wiederholte der Wetter. »Sind Sie sicher, daß der Name so lautete?«
    »Ja. Der Mann, der midi festhielt, war so erschrocken, daß er mich losließ und davonlief. Da hörte ich jemand rufen: ›Weg mit ihr!‹ Ein Schuß fiel, dann kamen Sie...» Mit Ausnahme der verblüfften Zwischenfrage hatte der Inspektor schweigend zugehört.
    »Ich habe Sie schon einmal gesehen, Sie sind

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