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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mancher Beziehung eine seltsame Frau. Sie hatte die Gewohnheit, vollendete Tatsachen kurzerhand anzuerkennen, was manchmal verblüffend wirkte.

14
    Als Nora von einer Einkaufstour in Westbourne Grove zurückkehrte, fand sie im Salon den jungen Rechtsanwalt vor. »Henry hat den Ring nicht geschickt«, erklärte Miss Revelstoke geradeheraus. »Ich hatte das unangenehme Gefühl, daß er ihn geschickt haben könnte.«
    Nora wurde erst abwechselnd rot und bleich, dann lachte sie ein wenig ratlos. Ein so direkter Angriff hilft oft über die Verlegenheit hinweg.
    »Es ist also doch der alte Narr, ich sagte es Ihnen gleich«, triumphierte Miss Revelstoke. »Monkford ist der Absender.« »Aber -«, stammelte Nora verzweifelt und wünschte, ihre Herrin wäre weniger indiskret gewesen.
    »Er ist ein Idealist - nun gut, lassen Sie mich mit Heartsease verbinden und fragen Sie Cravel, ob er für Mittwoch abend noch ein Zimmer frei hat. Mr. Henry kommt mit, er wird einer der wenigen im Hotel sein, die wirklich Golf spielen.«
    Nora ging in die Bibliothek, um den Auftrag auszuführen. Als sie später in ihr Zimmer kam, öffnete sie das kleine, blaue Lederetui und bewunderte nochmals den Ring. Trotz all des Unbehagens und der Verlegenheit war sie irgendwie stolz auf das Kleinod. Sie hätte viel darum gegeben, wenn sie den Wetter Long um Rat hätte fragen können. Vielleicht hätte er ihr den gleichen Rat gegeben wie Miss Revelstoke, nämlich, zu behalten, was die Götter ihr zugedacht hatten..
    Sie legte das Schmuckstück weg und ging nochmals hinunter. Mr Henry war fort.
    »Ich fürchte, Ihren Freund betrübt zu haben«, äußerte Miss Revelstoke gleichgültig. »Henry wollte mehr über Ihren Ring erfahren, als ich selbst weiß. Ich hätte ihm nichts davon erzählen sollen.«
    »Ein Wunsch, der mir aus der Seele gesprochen ist!« antwortete Nora bitter.
    Die alte Dame lächelte.
    »Henry ist ein guter Kerl, Sie könnten schlechter fahren, Nora!«
    Miss Revelstoke speiste an diesem Abend auswärts und wollte gegen ihre Gewohnheit auf die Begleitung ihrer Sekretärin verzichten. Sonst mußte Nora ihr überallhin folgen. »Gehen Sie ins Theater, schauen Sie sich etwas Lustiges an, vergessen Sie die merkwürdigen Dinge, die Ihnen widerfahren sind - vor allem den geheimnisvollen Mann, der Ihnen sein Familienerbstück zu Füßen legte. - Ja, der Ring ist ziemlich alt, wußten Sie das nicht? Die Fassung ist längst aus der Mode.«
    Nora aß allein im hübschen Speisezimmer. Nach der Mahlzeit las sie die Abendzeitung, als das Mädchen eintrat und fragte:
    »Wollen Sie Mr. Long empfangen?«
    Nora wurde rot.
    »Mr. Long?« fragte sie verlegen. »Ja, führen Sie ihn in den Salon.«
    Vielleicht handelte es sich um einen anderen Mr. Long. Long war ein recht häufiger Name. Aber es war der Wetter, der vor dem leeren Kamin stand und das darüberhängende Ölgemälde eines hübschen Mädchens in der Kleidung der achtziger Jahre betrachtete.
    »Hallo!« rief er in seiner ungezwungenen Art. »Ist das hier nicht Miss Revelstoke -? Im rosazartesten Alter natürlich... Hoffentlich hat sie nichts dagegen, daß ich gekommen bin?«
    »Nein, sie ist ins Theater gegangen.«
    »Das dachte ich, denn ihr Wagen fuhr beim Piccadilly an mir vorbei. Wie oft gehen Sie ins Theater, Miss Sanders?«
    »Nicht sehr oft«, erwiderte sie verlegen, »und höchstens, wenn Miss Revelstoke nicht zu Hause ist...«
    »Ich will Sie nicht einladen«, sagte der Wetter mit einem schnellen Augenzwinkern. »Ich wollte nur wissen, ob Sie die Gewohnheit haben, nachts auf dem Berkeley Square herumzuwandern. Doch ich sehe an Ihrer jungfräulichen Entrüstung, daß es nicht der Fall ist!«
    Sie mußte lachen, obgleich sie sich ärgerte.
    »Meine jungfräuliche Entrüstung existiert nur in Ihrer Einbildung. Ich kenne Berkeley Square kaum und bin noch nie dort spazierengegangen, soweit ich mich erinnere.«
    »Vielleicht im Schlaf -?« fragte er so ernst, daß sie nicht wußte, was sie davon halten sollte.
    »Warum? Bin ich wegen unbefugten Nachtwandeins angezeigt worden?« »Sie werden doch nächste Woche in Heartsease sein? Sind Sie Golfspielerin?«
    »Ich spiele Golf, aber ich würde selbstverständlich nicht wagen, in Heartsease zu spielen. Nein, ich fahre nur mit Miss Revelstoke dorthin. Warum fragen Sie mich? - Haben Sie Neuigkeiten von der Bande des Schreckens?«
    Der Wetter seufzte.
    »Ich hoffte, daß Sie all dies wieder vergessen hätten. Ich bin zu gesprächig, das ist ein Fehler.

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