048 - Die Bande des Schreckens
verhüllte. Und irgendwo im Hintergrund schwebten drei weitere Gestalten - ein Richter, ein Anwalt und ein dürrer Henker, die Opfer Clay Sheltons.
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Vorläufig war die Bande des Schreckens nur ein Phantom, nichts anderes. Auf niemand konnte man mit dem Finger zeigen, niemand verdächtigen. Keiner der Vorfälle verriet auch nur im geringsten einen treibenden Geist, den man als Ursache hätte bezeichnen können.
Der Polizeioberst war an diesem Abend ziemlich gereizt, als ihm der Wetter Bericht erstattete.
»Was soll das?« fuhr er auf. »Kommen Sie mir nicht dauernd mit Ihrer Bande des Schreckens! Ich habe es satt! Wer ist sie, wo steckt sie? Wir wissen absolut nichts über sie. Sie hätten dem Minister diesen Floh nicht ins Ohr setzen sollen, Wetter! Fast täglich erhalte ich eine dringende Anfrage von ihm.«
»Ich nenne sie Bande des Schreckens, weil diese Bezeichnung zutreffend ist«, verteidigte sich Long. »Sie können auch irgendeinen beliebigen anderen Namen nehmen. Sheltons Bande? Er hatte nie eine Bande und arbeitete allein, wie wir wissen. Trotzdem möchte ich keinen Eid darauf leisten. Bei einem Mann, den man höchstens an vier Tagen im Jahr zu Gesicht bekam, können wir lediglich vermuten, was er in der übrigen Zeit tat. Mitschuldige? Hunderte vielleicht. Aber sie waren nur seine Handlanger. Sie verrichteten die schmutzige Arbeit und erhielten ihren Lohn, und jetzt versuchen sie zu vergessen, was sie für ihn getan haben. Was ist mit Sir James, Mr. Crewe und Wallis geschehen?«
»Jedesmal Unfälle -«, murmelte der Polizeioberst.
Unfälle? - Ammenmärchen! dachte der Wetter erbittert. Laut sagte er:
»War es ein Unfall, daß sie mich heute nachmittag über den Haufen schießen wollten? War es ein Unfall, daß der Mann, der mir auflauerte, selbst daran glauben mußte?«
»Ulanen-Harry jedenfalls konnte Sie nicht leiden und versuchte, Sie aus dem Weg zu räumen. Als er merkte, daß es ihm mißlungen war, beging er Selbstmord.« Long warf den Kopf zurück.
»Monkfords Bruder, das war ein Fehlgriff - Monkford selbst und ich sollten und sollen noch auf die Seite geschafft werden, genau wie der Richter, der Staatsanwalt und der Henker...« Scotland Yard glaubte nur mit großen Vorbehalten an die Bande des Schreckens. Man war allgemein der Ansicht, daß der Wetter dem vertrauensseligen Minister eine Geschichte erzählt habe, die eigentlich in einen Roman gehöre. Die Vorfälle jedoch, auf die Arnold Long sich berief, waren folgende: Sir James Cargill, der Richter, der Clay Shelton verurteilt hatte, starb einige Monate nach der Gerichtsverhandlung unter scheinbar normalen Umständen. Auf einer Rundreise erkrankte er an den Masern, war jedoch bereits auf dem Wege der Besserung, als er sich erkältete. Eine Lungenentzündung kam hinzu, und er starb. Seine Pflegerin hatte den Fehler begangen, während einer rauhen und regnerischen Nacht im Krankenzimmer das untere Schiebefenster offenzulassen. Einige Zeit nach dem Tod befragte Unterinspektor Long die Pflegerin und erfuhr, daß ihr auf nicht ganz geklärte Weise ein Ausschnitt aus einer medizinischen Zeitschrift - möglicherweise war es aber auch nur ein Druckereiabzug - zugespielt worden war. In dem Artikel wurde ausgeführt, daß nicht nur den Pflegerinnen von Patienten mit ansteckenden Krankheiten ernste Gefahren drohen, falls sie diese Art Lüftung nicht anwendeten, sondern daß sie auch für den Patienten selbst von größter Wichtigkeit wäre. Es gebe zwar, so hieß es weiter, noch immer Ärzte, die in alten Vorurteilen befangen seien, doch gelte es, das Pflegepersonal zu seinem eigenen Schutz und zum Wohl der Kranken an neuen Erkenntnissen teilhaben zu lassen. - Long verwendete vierzehn Tage darauf, die Ursache der Ansteckung herauszufinden. Festgestellt wurde der Krankheitserreger schließlich in der Unterwäsche. Auch der Diener des Richters war angesteckt worden. Die Hauswäsche hatte immer eine Waschanstalt besorgt.
So lag der eine Fall. Der Tod des Staatsanwalts erregte mehr Aufsehen. Purley Crewe, King's Counsel und Hauptanwalt des Schatzamtes, war Ankläger in der Shelton-Sache gewesen. In der Woche, als Shelton gehängt wurde, wollte Crewe an einer Jagd teilnehmen. Er übernachtete in Norwich und verließ die Stadt um neun Uhr, um sich zum Treffpunkt zu begeben. Er war ein ausgezeichneter Fahrer und kannte die Straße auswendig. Da über den Niederungen Nebel lag, hupte er ausgiebig. An höher gelegenen Stellen war die Sicht gut. Vor dem
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