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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Dame über die Brille hinweg, die sie bei solchen Gelegenheiten trug, auf.
    »Ich habe mich entschieden, meine Angelegenheiten den Rechtsanwälten meines Vaters zu übertragen«, begann Nora ohne Einleitung.
    Miss Revelstoke legte ihre Arbeit beiseite, nahm die Brille ab, klappte sie behutsam zusammen und legte sie auf den Nähtisch.
    »Wann sind Sie zu dieser Entscheidung gekommen, Nora?«
    »Heute nachmittag«, erklärte das Mädchen kühn. »Ich habe mir die Sache überlegt und finde, daß es nicht wünschenswert ist, wenn Mr. Henry, der an der Abfassung dieses außergewöhnlichen Testaments beteiligt war, mich vertritt.«
    Auf dem Rückweg vom Warenhaus hatte sich Nora Sanders klargemacht, daß ihre Stellung in Colville Gardens durch diesen Schritt unmöglich wurde. Trotzdem sah sie die Notwendigkeit, das Haus zu verlassen, nicht ganz ein. Für vieles mußte sie ihrer Arbeitgeberin dankbar sein; sie hatte sie menschenfreundlich behandelt und nie unmäßige Forderungen an ihre Kraft gestellt.
    Gegen sechs Uhr kehrte Miss Revelstoke von ihrem Ausgang zurück.
    »Ich habe Henry aufgesucht«, berichtete sie. »Er ist natürlich etwas verstimmt, versteht aber Ihren Standpunkt und denkt, daß Sie, im Grunde genommen, recht haben. Teilen Sie ihm alles Nähere mit! Wer sind die Rechtsanwälte ihres Vaters? Er fragte danach.«
    Nora geriet in peinlichste Verlegenheit, da sie die Namen nicht wußte. Der Wetter hatte sie zwar genannt, aber sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Miss Revelstoke ging über die Verwirrung ihrer Sekretärin hinweg, ohne weiter zu fragen.
    »Glücklicherweise hat Henry noch nicht viel unternommen. Allerdings hatte er sich bereits mit Monkfords Anwälten in Verbindung gesetzt, die nun ebenfalls ärgerlich sind - denn das Schlimme bei all diesen. Advokaten ist ja, daß sie bei einem solchen Nachlaß profitieren wollen. Jedenfalls aber dürfte das Testament nicht angefochten werden. Monkford besaß keine Verwandten.« Mit einem kurzen Lacher stand sie auf. »Gestern noch waren Sie lediglich meine Sekretärin, ein sehr nettes Mädchen zwar, aber weiter nichts - heute wage ich es kaum mehr, Ihnen eine Anweisung zu geben.«
    »Sie haben mir schon manche gegeben!« meinte Nora scherzend.
    »Dann will ich Ihnen noch eine geben. Telefonieren Sie mit Henrys Büro und lassen Sie ihn wissen, daß ich meine Absicht geändert habe und heute abend mit ihm speisen will. Ich habe diesen unmöglichen Jackson Crayley in der Stadt getroffen, er bat mich, zu einer Tasse Kaffee kommen zu dürfen - er habe mir etwas Interessantes zu erzählen. Wollen Sie ihn unterhalten und so elegant wie möglich loszuwerden versuchen? Sagen Sie ihm, daß ich unerwartet weggerufen worden bin. Ich würde einen Abend mit Jackson Crayley jetzt nicht ertragen.«
    Sie fuhr ein Viertel nach sieben weg. Das Essen sollte um halb acht aufgetragen werden. Nora, der das Alleinsein heute besonders angenehm war, freute sich, als sich die Tür hinter der energischen Miss Revelstoke schloß. Ihr letzter Befehl, in Noras Anwesenheit erteilt, galt dem Stubenmädchen und war hausfraulicher Natur.
    »Servieren Sie den Kaffee um acht Uhr im Salon! Nehmen Sie das Sevresservice, denn Mr. Crayley ist sehr heikel in bezug auf das Porzellan!«

22
    Nora Sanders nahm in aller Ruhe ihre Mahlzeit ein und überdachte nochmals die Ereignisse des Tages. Sie fragte sich, ob Arnold Long wohl von Miss Revelstokes Ausfahrt wüßte und ihre Abwesenheit nützte. Sie hoffte, er würde es tun, trotz des erwarteten Besuchs von Jackson Crayley.
    Die silberne Uhr auf dem Kaminsims schlug acht, als das Stubenmädchen eintrat.
    »Ein Herr wünscht Sie zu sprechen, Miss«, meldete es. »Mr. Crayley?«
    »Nein, Miss, ein fremder Herr. Ich erinnere mich nicht, ihn schon gesehen zu haben.«
    Nora eilte in den Salon und stellte fest, daß der Besucher auch ihr unbekannt war. Er sah wie ein Handwerker aus, und sie nahm an, daß es ein kleiner Unternehmer war, der irgend etwas mit Miss Revelstokes Liegenschaften zu tun hatte.
    »Miss Sanders?« fragte er gewichtig.
    »Ja, ich bin Miss Sanders.«
    »Ich komme von Inspektor Long, um mit Ihnen, wenn es gestattet ist, über einiges zu sprechen. Ich bin Wachtmeister Smith von der Kriminalabteilung.« »Sie sind Detektiv?«
    »Ja -.« Er warf einen Blick auf das silberne Tablett und das Kaffeegeschirr. »Ich will warten, bis Sie Kaffee getrunken haben. Es hat keine Eile.« Als er sie zögern und auf de Uhr blicken sah - jeden

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