048 - Die Bande des Schreckens
Augenblick konnte Mr. Crayley erscheinen, was zu einer höchst ungelegenen Situation führen konnte -, beruhigte er sie: »Ich werde ins Nebenzimmer verschwinden, sobald Sie Besuch bekommen, Miss. Von hier aus kann ich sehen, wenn jemand eintrifft.«
Dies traf zu - vom Salon aus konnte man die Steinstufen überblicken, die zur Haustür hinaufführten.
»Vielleicht trinken Sie eine Tasse Kaffee mit, Wachtmeister?«
»Nein, danke.«
Sie schenkte sich eine Tasse ein und wartete, womit er beginnen würde.
»Der Inspektor wünscht, daß ich Sie nach Scotland Yard begleite. Er möchte Sie dringend heute abend noch sprechen.« Nora kam in Verlegenheit.
»Ich kann unmöglich mitkommen, ich erwarte einen Bekannten von Miss Revelstoke.«
Wachtmeister Smith lächelte.
»Sie brauchen Mr. Crayleys wegen nicht besorgt zu sein, er wird heute abend nicht kommen - er ist bei Mr. Long.« Sie wollte gerade Zucker in den Kaffee tun, als er diese Mitteilung machte. »Bei Mr. Long?« fuhr sie überrascht auf. Sie war im Zweifel, wie sie sich nun verhalten sollte.
»Ja, Mr. Long will ihn über einiges befragen. Das ist alles. Und der Inspektor möchte Sie dabeihaben. Möglicherweise können Sie die Angaben Mr. Crayleys bestätigen. Haben Sie die beiden Papiere hier, die Sie Mr. Henry unterschreiben sollten?« »Ich glaube, sie sind in Miss Revelstokes Arbeitszimmer. Warten Sie einen Augenblick, ich will nachsehen.« Sie fand die Papiere tatsächlich auf Miss Revelstokes Schreibtisch unter einem Briefbeschwerer und kam, die Blätter in der Hand, in den Salon zurück.
»Will Mr. Long sie denn haben?« fragte sie. »Er hätte sie gern gesehen.« Der Wachtmeister schaute auf seine Taschenuhr. »Wir werden Sie nicht länger als eine Stunde aufhalten. Wenn Sie Ihren Kaffee getrunken haben, können wir gehen.«
Sie hob die Kaffeetasse und leerte sie zur Hälfte.
»Ich bin in einem Augenblick bereit.«
Sie hatte zwei Schritte zur Tür gemacht, als ihr schwarz vor den Augen wurde. Der Wachtmeister fing sie auf.
Er ließ sie zu Boden gleiten, öffnete leise die Tür und schaute hinaus. Niemand war in der Diele. Er ging in den Salon zurück, klingelte und wartete dann in der Diele, bis das Mädchen erschien.
»Wollen Sie bitte hinaufgehen und den Koffer für Miss Sanders packen. Sie wird noch heute abend mit Miss Revelstoke aufs Land fahren. Ist außer Ihnen noch jemand im Haus?«
»Nein, Sir, das andere Mädchen hat Ausgang. Was für Kleider möchte Miss Sanders mitnehmen?«
»Die gleichen, die sie in Heartsease bei sich hatte.« Er wartete, bis das Mädchen auf der Treppe verschwunden war, dann kehrte er zu der Bewußtlosen zurück, hob sie auf und trug sie über die Diele ins Arbeitszimmer der Hausherrin. Von dort gelangte man durch eine unauffällig in die Wand eingelassene Tür und über eine schmale Wendeltreppe direkt in die zur Hofseite hin gelegene Garage. Seit Miss Revelstokes Wegfahrt stand dort ein fremder Wagen, eine alte Limousine mit zugezogenen Vorhängen.
Der Mann, der sich als Wachtmeister Smith vorgestellt hatte, öffnete die Wagentür und legte das Mädchen, das er bis hierher geschleppt hatte, mit einiger Schwierigkeit auf den Rücksitz. Er stieß das Garagentor auf, startete und steuerte durch die enge Ausfahrt.
Draußen hielt er nochmals an, schloß das Tor und fuhr dann langsam durch Colville Gardens und Elgin Crescent nach Ladbroke Grove. Hier bog er links ab und kam nach weiteren hundert Yards auf die Hauptstraße. Das Tempo beschleunigend, fuhr er der Great West Road zu. Ein paarmal schaute er sich nach Miss Sanders um. Sie bewegte sich nicht. Die Straße führte jetzt durch Felder, ein einzelnes, rotes Ziegelsteingebäude, sichtlich neu erstellt, kam in Sicht. Der Wagen bog von der Straße ab, fuhr hinter das Haus und hielt an. Von der Straße aus konnte er nicht mehr gesehen werden.
Der Mann hob das Mädchen aus dem Wagen, trug es durch den Kücheneingang ins Haus und legte es auf den schmutzigen Fußboden.
Schon bei der Fahrt auf dem unebenen Wegstück bis zum Haus war Nora das Bewußtsein halb zurückgekehrt. Ihr Kopf zersprang fast vor Schmerz, und sie fühlte sich sehr schlecht. Als sie die Augen aufschlug, störte sie grelles Licht. Stöhnend wandte sie sich zur Wand. Jetzt erst wurde sie sich ihrer unglücklichen Lage bewußt. Mühsam auf einen Ellbogen gestützt, starrte sie wild auf ihren Entführer, der sie teilnahmslos beobachtete.
In der völlig kahlen Küche roch es nach frischer
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