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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Farbe.
    »Wo - wo bin ich?« fragte sie matt, während sie sich aufsetzte und den Kopf zwischen die Hände nahm.
    Smith, oder wie immer er heißen mochte, holte eine Flasche aus der Rocktasche und goß eine goldfarbene Flüssigkeit in einen Aluminiumbecher, den er ihr an die Lippen hielt. »Trinken Sie das!« sagte er. »Es ist nur Weinbrand - Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    Sie versuchte, den Becher fortzuschieben, aber er zwang ihr das brennende Getränk zwischen die Zähne. Ihre Lebensgeister erwachten langsam. Sie sah zur Tür, dann auf den Mann, der die Flasche wieder einsteckte. »Wo ist Mr. Long?« fragte sie.
    »Wenn er Glück hat, in der Hölle. Genauso tot wie UlanenHarry - der beste Junge, der je aus Deptford zurückkam.« Ulanen-Harry? Wer war Ulanen-Harry? Sie suchte sich zu erinnern. Der Name kam ihr bekannt vor. »Warum bin ich hier?«
    »Sie sind hier, weil ich Sie hergebracht habe - und meilenweit von allem entfernt. Wenn es Ihnen einfallen sollte, zu schreien, würden Sie bloß den Atem vergeuden.«
    Ab und zu hörte sie die anschwellenden und wieder verebbenden Geräusche von vorüberbrausenden Wagen. Ganz in der Nähe befand sich also eine Hauptstraße, so unwahrscheinlich ihr dies auch vorkam, wenn sie auf die endlosen grünen Wiesenflächen vor dem Fenster blickte. Es mußte eine abgelegene Gegend sein - und dann dämmerte ihr allmählich die Wahrheit.
    »Das ist die Great West Road«, sagte sie und bemerkte das Erstaunen ihres Entführers.
    »Great West Road oder Great East Road -«, meinte er überlegend. »Versuchen Sie nur, mich zu verraten, dann werde ich dafür sorgen, daß Sie es bedauern. Seien Sie still - und niemand wird Ihnen etwas zuleide tun. Sind Sie es aber nicht, können Sie sich auf etwas gefaßt machen!«
    Darauf gab sie keine Antwort. Das Tageslicht erblaßte. Langsam brach die Nacht, mit all ihren schrecklichen Möglichkeiten, herein.

23
    Inspektor Long hatte sein Büro zur improvisierten Zentrale eines kleinen Nachrichtendienstes gemacht. Seine Leute erstatteten halbstündlich Bericht.
    Kurz nach acht Uhr meldete der Detektiv, der Colville Gardens beobachtete, daß ein Unbekannter ins Haus eingelassen worden sei. Um halb neun berichtete er, daß der Besucher das Haus noch nicht wieder verlassen habe. Um neun und halb zehn wurde diese Mitteilung wiederholt.
    Long wußte, daß Miss Revelstoke mit Henry speiste. Leicht hätte er erfahren können, wie weit diese Mahlzeit fortgeschritten war, denn auch in dem Restaurant hatte er einen Mann sitzen. Er bestellte Wachtmeister Rouch zu sich.
    Abendliche Besucher in Miss Revelstokes Haus waren nicht ungewöhnlich, und wahrscheinlich hatte auch Nora Sanders ein paar Freunde, von deren Existenz er nichts wußte. Er erinnerte sich, daß sie ihm erzählt hatte, sie nehme Spanischstunden.
    Alles in allem gab das Erscheinen eines Mannes wie der Beschriebene wenig Anlaß zur Beunruhigung.
    Kriminalwachtmeister Rouch trat ein.
    »Wir wollen eine kleine Fahrt nach Colville Gardens unternehmen«, schlug der Wetter vor und erwähnte den abendlichen Besucher.
    »Vielleicht ihr junger Freund«, äußerte Rouch in der besten Meinung.
    »Er ist mittleren Alters«, gab der Wetter kühl zurück, »und ebensowenig ihr junger Freund wie Sie!«
    »Oder Sie, Inspektor!« ergänzte Rouch. »Sie ist ein sehr nettes Mädchen, und mit all dem Geld kann sie sich recht gut verheiraten. Vielleicht bekommt sie einen Herzog oder etwas Ähnliches. Es wird überhaupt Zeit, daß sich unsere Herzöge um englische Mädchen bemühen, nachdem die amerikanischen Erbinnen hinter ihre Schliche gekommen sind.« »Man merkt, daß Sie die Sonntagsbeilagen eifrig lesen«, bemerkte Long.
    Zusammen stiegen sie die breite Treppe des Polizeigebäudes hinab, überquerten den Hof und wandten sich Whitehall zu. Es dämmerte bereits. Als sie auf dem Trottoir standen, sahen sie die Scheinwerfer eines Wagens, der sich mit großer Geschwindigkeit unmittelbar am Fahrbahnrand näherte. »Der Kerl fährt zu schnell«, sagte Rouch mißbilligend, »und noch dazu so dicht am Trottoir!«
    Der Wetter packte den Wachtmeister plötzlich und riß ihn zurück. Es war auch höchste Zeit, denn der Wagen wurde unerwartet nach links gerissen, fuhr aufs Trottoir und verfehlte die beiden Männer nur um Haaresbreite. Die Bremsen knirschten, und der Wagen prallte in das eiserne Geländer hinter ihnen.
    Ein Polizist kam über die Straße gelaufen. »Nehmen Sie den Mann fest«, rief ihm der Wetter, auf

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