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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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stiegen.
    »Nach Marlow«, antwortete der Wetter. »Zu Jackson Crayley -wehe ihm, wenn dem Mädchen irgend etwas passiert ist!«

24
    Nora Sanders Kopf schmerzte noch heftig, als das Telefon läutete und ihr Entführer geräuschvoll aufstand.
    »Versuchen Sie nicht, durchs Fenster zu entfliehen, Sie würden sich Schaden zufügen!«
    Sie hörte, wie er, offenbar in der Diele, den Hörer abnahm, mit gedämpfter Stimme über etwas verhandelte und schließlich mürrisch zustimmte. Dabei entschlüpfte ihm ein unbedachtes Wort.
    »Marlow? All right!« Er kam zurück.
    »Sie können sich zu einem Spaziergang bereitmachen.« »Wohin soll ich gehen?« fragte sie.
    »Wohin Sie gehen, ist einerlei - Sie müssen mindestens eine Meile gehen, und dann wird man uns schon aufnehmen. Ihr Freund ist etwas zu gerissen, er hat uns schon bis ans Ende der Straße verfolgt.«
    Ihr Herz schlug schneller. ›Ihr Freund‹ konnte nur ein Mann sein. Was sollte sie tun? Sie war überzeugt, daß er das Haus bald finden würde. Konnte sie eine Botschaft hinterlassen? Sie hatte weder Bleistift noch Papier. Sie blickte auf die geweißte Wand, und mit dem Fingernagel ritzte sie das bedeutungsvolle Wort ein.
    »Was machen Sie da?« fragte er mißtrauisch und richtete die Taschenlampe auf sie.
    »Nichts -«, erwiderte sie schnell, »ich kann unmöglich gehen, ich bin zu müde, und der Kopf tut mir weh.«
    »Sie werden gehen und froh sein, daß Sie noch gehen können!«
    Er öffnete die Tür, ergriff ihren Arm und führte sie hinaus. Sie merkte erst jetzt, daß der ungelüftete Raum ihre Kopfschmerzen noch gesteigert hatte. Die frische Nachtluft belebte sie. Gehorsam ging sie neben dem Mann durch die Gartenpforte hinter dem Haus.
    Vermutlich kannte er die Gegend nicht genau. Beinah wären sie in einen Teich geraten, den sie dann umgingen. Endlich kamen sie auf einen Feldweg, der sie durch unbekanntes Gelände führte. Rechts vom Weg sah sie ein erleuchtetes Haus und hörte den Wachhund bellen. Das schien ihren Begleiter zu beunruhigen, denn er zog sie vom Pfade weg, und sie stolperten mühsam durch hohes Gras vorwärts, das vom Tau feucht war und Strümpfe und Schuhe durchnäßte. Nach einer Viertelstunde gelangten sie an eine Hecke, der sie entlangschritten, bis sie einen Durchlaß fanden und einen holprigen Fahrweg erreichten.
    »Das ist richtig«, sagte er, anscheinend erleichtert. Nach einem weiteren Marsch von zwanzig Minuten näherten sie sich einer Hauptstraße. Schon von weitem konnte man die Lichter der nach beiden Richtungen fahrenden Autos sehen.
    Kurz vor der Einmündung in die Verkehrsstraße blieb der Mann stehen.
    »Sie können sich hinsetzen. Wir müssen hier etwas warten.« Diese Gelegenheit zum Ausruhen kam ihr gelegen. Ihre Füße waren wund, die Glieder schmerzten. Ermattet sank sie auf die Böschung am Wegrand.
    Jetzt erst wurde ihr die große Gefahr bewußt, in der sie sich befand. Es schien ihr sinnlos, darüber nachzudenken, warum man sie entführt hatte. Jedenfalls hing es irgendwie mit Monkfords Vermächtnis zusammen.
    Sie wunderte sich über ihren eigenen Mut, und als sie seinem Grund nachging, kam sie zur Überzeugung, daß es mit dem Glauben an Arnold Long zusammenhing. »Stehen Sie auf! Da ist er.«
    Sie fuhr zusammen. Vorne an der Straße hielt mit schwachem Bremsgeräusch ein Wagen mit abgeblendeten Scheinwerfern. Ihr Begleiter faßte sie am Arm und zog sie mit sich vorwärts. Die Tür des Autos stand offen. Er schob sie hinein und stieg nach.
    Sie fuhren auf der Straße nach Bath dahin. Bald kamen sie durch ein Städtchen, das sie als Slough erkannte. An einer Stelle hielt ein Polizist sie auf, um einen großen Lastwagenzug durchzulassen. Nora empfand plötzlich den Drang, aufzuschreien, um die Aufmerksamkeit des Polizisten auf sich zu lenken. Ihr Bewacher mußte das Zucken ihrer Muskeln gespürt haben, denn er hielt ihren Arm noch fester.
    Einmal machte sie eine Bewegung zum Fenster hin. »Schreien Sie nur, Sie werden sehen, was mit Ihnen geschieht!« flüsterte er düster, und sie sank in die Polster zurück.
    Sie kamen durch Maidenhead, schwenkten rechts ab und fuhren bergauf nach dem Quarry-Wald und Marlow zu. Wohin brachte man sie? Doch nicht etwa in Monkfords Haus? Wohin aber? Da kam ihr Jackson Crayley in den Sinn, der Rasenplatz, die Rosen und sein kleines weißes Haus im Hintergrund. Vermutlich ging es dorthin, denn sie bogen kurz vor der Marlow-Brücke ab. Die Schornsteine von Monkfords Landhaus tauchten auf.

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