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0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden

0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden

Titel: 0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
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gezogenen Schrei. Ihm folgte ein einzelner Schuss, der in einen wilden Kugelwechsel mündete.
    Ein Stuhl flog krachend durch ein Fenster und zerbarst vor meinen Füßen. Irgendwo zwitscherte ein Querschläger. In der Ferne wurde die Sirene eines Polizeifahrzeuges laut. Möglicherweise hatte ein beherzter Zeuge die Notrufnummer gewählt. Vielleicht hatte das »Lum Yan« auch eine Notrufanlage.
    In Sekundenbruchteilen traf ich meine Entscheidung. Es war jetzt zu spät für mich, noch in die Auseinandersetzung einzugreifen. Vermutlich hatten die drei Filzhutmänner ihre Opfer schon niedergeschossen. Für mich stand im Vordergrund, die Täter und ihre Hintermänner zu fassen. Die Situation im Lokal war Aufgabe meiner Kollegen von der City Police.
    Mit einem Sprung war ich hinter dem Lieferwagen in Deckung, um die drei Gangster von dort überraschen zu können. Die Entscheidung kam blitzschnell, als ich sah, dass der Überfallriegel des Lieferwagens nicht gesichert war.
    Ein Griff. Die Laderaumtür schwang auf. Mit einem Sprung stand ich auf der eisenbeschlagenen Ladefläche und zog die Tür wieder zu. Es war stockfinster, und als ich mich vorwärtstastete, stieß ich gegen einen schweren eisernen Gegenstand.
    Rumpelnd fiel er um und rollte mit einem donnernden Geräusch bis zur gegenüberliegenden Wand. Vorsichtig tastete ich mich hinüber.
    Was ich umgestoßen hatte, war eine Gasflasche. Ich wollte sie wieder aufstellen, aber es war zu spät. Ich hörte, wie sich zwei Männer auf die Vordersitze des Wagens schwangen.
    Zwei, nicht drei.
    ***
    »Hey, Mister, bist du nun ein Gangster oder bist du keiner?«
    Ein etwa zwölfjähriger Junge hielt Phil mit beiden Händen am Mantel fest und schaute ihn neugierig an.
    Mit einem schnellen Blick überzeugte sich Phil, in welcher Richtung Joe Brandenburg und Scotty Rock davongingen. Dann wandte er sich dem sommersprossigen Jungen zu. »Was meinst du denn?«, fragte er lächelnd zurück.
    Der Kleine zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. Sekundenlang schaute er Phil noch an.
    »Wenn du mich fragst, Mister, dann bist du keiner Du siehst eher wie ein Polizist aus. Habe ich recht?«
    Phil kam sich vor, als habe ihm jemand einen Schwinger in die Magengrube verpasst. Ein so treffsicheres Urteil hatte er von dem Sommersprossigen nicht erwartet.
    »Wenn du mal zehn Jahre älter bist, hast du bestimmt gute Aussichten bei der Polizei. Du hast einen sehr scharfen Blick, Kleiner.«
    Er sagte es lächelnd, um mit seiner Antwort nicht zu verraten, ob sein junger Gesprächspartner recht hatte oder nicht. Wieder warf er einen Blick zu den beiden Gestalten, die sich in Richtung Chinatown entfernten.
    Der Sommersprossige hatte aber noch eine Überraschung für Phil parat. Er gab ihm einen vertraulichen Wink. Wie ein geheimer Verschwörer kniff er dabei ein Auge zu. Phil beugte sich zu ihm hinab.
    »Wie ich die Menschen kenne«, sagte der Kleine, »kannst du nur vom FBI sein, Mister. Stimmt’s?«
    Phil hatte das Gefühl, das Gespräch jetzt beenden zu müssen. Der Kleine hatte tatsächlich ein unheimlich scharfes Auge. Statt einer Antwort bekam er von Phil einen freundschaftlichen Klaps.
    Die beiden anderen waren inzwischen weit genug entfernt. Phil konnte es riskieren, die Verfolgung aufzunehmen. Noch einmal drehte er sich um, um sich zu vergewissern, dass tatsächlich noch keine Ablösung für ihn da war. Dann machte er sich auf den Weg.
    Für einen Moment verlor er Rock und Brandenburg aus den Augen. Aber an der Ecke Mulberry- Und Bayard Street sah er sie wieder. Sie befanden sich etwa zweihundert Schritte von ihm entfernt und überquerten gerade die Mott Street.
    Phil beschleunigte seine Schritte etwas. Der Abstand erschien ihm zu groß. Er kam auf etwa einhundertfünfzig Schritte heran. Dann verschwanden die beiden nach links in die Elizabeth Street.
    Als Phil dreißig Sekunden später die Ecke erreichte, waren Joe Brandenburg und Scotty Rock spurlos verschwunden. Er beschleunigte seine Schritte. Hastig bahnte er sich seinen Weg durch die Passanten. Immer wieder hielt er Ausschau. Vergebens.
    Phil ging einen halben Häuserblock weiter. Dann gab er es auf. Er sah ein, dass es zwecklos war, ziellos weiter die Straße entlangzugehen.
    Er kehrte um. Langsam ging er die Strecke zurück, die er eben schnell hinter sich gebracht hatte. Er überlegte sich, dass die beiden vermutlich irgendwo zwischen der Bayard Street und seinem jetzigen Standpunkt in einem Haus verschwunden sein mussten. So

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