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0485 - Whisper - der Staubgeist

0485 - Whisper - der Staubgeist

Titel: 0485 - Whisper - der Staubgeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darüber nachdachte. Whisper würde uns überall erwischen. In ihm steckte ein magischer Kern, eine böse Zentrale. Sein Weg und seine Taten waren vorgeschrieben, daran gab es nichts zu rütteln. Der Staubgeist hatte seine Aufgabe zu erfüllen, und daran würde er sich halten und sämtliche Widerstände aus dem Weg räumen.
    »Sie wissen auch keine Lösung, nicht wahr?« Janine sprach mich direkt an.
    »Leider nein.«
    »Wollen Sie tatsächlich warten, bis es zu spät ist?«
    Damit hatte sie mein Gewissen getroffen. Ich konnte mich vor einer Antwort drücken, denn Suko hatte etwas entdeckt. Er hob seinen Arm an und zeigte schräg in die Höhe. Die Spitze seines Zeigefingers wies dabei auf die Wolke.
    »Dort löst sich etwas!«
    Mein Freund hatte gute Augen. Aber auch ich sah den schmalen, grauen Streifen, der praktisch aus der Wolke herabfiel und sich dabei noch einige Male um die eigene Achse drehte. Mich erinnerte er dabei an eine Lockenspirale, die sich von der üblichen Haarpracht gelöst hatte.
    Der Ableger fiel der Erde entgegen. Zunächst langsam, dann schneller, und plötzlich war er da.
    Ein wirbelndes und sich drehendes Etwas tanzte über den Dächern der Häuser und tauchte plötzlich in eine schmale Gasse ein, so daß es unseren Blicken entzogen war.
    Janine klammerte sich an Suko fest. »Es ist hier«, flüsterte sie.
    »Whisper hat einen Teil von sich geschickt. Eine erste Warnung. Sie… Sie werden es erleben.«
    »Abwarten.« Mein Freund blieb ruhig, auch ich reagierte nicht panikartig. Wir hatten uns beide die Stelle gemerkt, wo die Spirale aus Staub und Sand niedergegangen war.
    Die Gasse lag nicht weit von der Hauptstraße entfernt. Sie führte hoch in die Berge und endete irgendwo auf einem quer laufenden Trampelpfad.
    Noch hielt sich die Staubspirale versteckt, doch sie war vorhanden, das erkannten wir an den Reaktionen der dort versammelten Menschen, die ebenfalls die graue Wolke beobachtet hatten.
    Sie wunderten sich und zeigten dorthin, wo die Spirale ungefähr verschwunden war.
    »Ich sehe mal nach«, sagte ich.
    Kaum war ich drei Schritte gegangen, als ich wieder zurücktrat, denn es war nicht mehr nötig.
    Janine schrie leise auf, als sie das tanzende Etwas erkannte, das dicht über dem Boden auf uns zuwirbelte. Es erinnerte uns an eine schmale Windhose. Staub und Sand drehten sich dabei wie ein Kreisel, der zum Boden hin spitz zulief, als wollte er sich in den Untergrund bohren.
    Er raste auf uns zu – und kam plötzlich zur Ruhe.
    Im gleichen Augenblick verwandelte er sich.
    Aus der Staubwolke wurde ein Mensch.
    Janine Remi kannte ihn. Sie rief den Namen. »Mein Gott, das ist ein Nachbar. Julien Prevost…«
    ***
    Auch ich hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen bekommen zu haben. Ich schaute die Gestalt an, die sich aus der wirbelnden Sandwolke gebildet hatte.
    Es war ein Mensch! Normal? Nicht normal? Er trug seine Kleidung, eine einfache Hose und darüber einen Pullover. Im Alter lag er um die 50. Sein Gesicht war steinern, grau, die Augen blickten ebenfalls so, und ich dachte daran, daß ich diese Blicke bei Zombies gesehen hatte, bei den lebenden Toten.
    Janine war außer sich. Sie konnte einfach nicht hinschauen und preßte sich gegen Suko.
    Ich aber stand dem Fremdling gegenüber und bekam das Fremde, Unheimliche mit, das von ihm ausging. Begreifen konnte ich es nicht, auch nicht erklären. Es war einfach da und ließ sich auch nicht vertreiben.
    Er war einmal ein Mensch gewesen, war danach zu Staub geworden und stand nun wieder als Mensch vor mir.
    Konnte er reden, reagieren und handeln wie wir? Ich beobachtete ihn genau. Wenn ich die Wolke zum Vergleich heranzog, so wirkte seine Haut kaum anders als die Farbe der Wolke. Sie war ebenfalls so grau und irgendwie leer. Ich entdeckte kein Leben in ihr. Man hätte sie auch als Anstrich bezeichnen können. Da zuckten keine Lippen, da bewegten sich keine Augenlider, und auch die Pupillen waren steif.
    Ich sprach ihn an. »Monsieur Prevost, wo kommen Sie her? Sagen Sie mir, wer Sie geschickt hat!«
    Er schwieg.
    Hinter ihm, wo die Hauptstraße herlief, sammelten sich einige Menschen und schauten in unsere Richtung. Die Leute waren unsicher, sie wußten, daß etwas Unerklärliches geschehen war, aber niemand traute sich, näher zu kommen und Fragen zu stellen.
    Prevost ging vor.
    Ich war überrascht, denn es kümmerte ihn nicht, daß ich ihm im Weg stand. Er ging wie eine Puppe, in der eine Mechanik steckte. Es hätte mich nicht

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