0486 - Die Voodoo-Hexe
Zamorras, dessen Aussehen über seine Jugend hinwegtäuschten, wie seine Jugend über seine Erfahrung und sein Können. Der zuweilen etwas zerstreut wirkende Brillenträger mit dem extrem kurzen Haarschnitt lächelte. »Wenn ich an Monsieur Zamorras Stelle wäre, würde ich Ihnen für die nächsten zehn Jahre das Gehalt sperren - wie ich Sie kenne, sorgen Sie nämlich dafür, daß die Kaution garantiert verfällt.«
»Dann gehen meine Einkäufe wieder wie früher auf Spesen«, hakte Nicole sofort ein.
»Nichts da«, wehrte Zamorra ab. »Ich habe vorsorglich notariell festlegen lassen«, er grinste Flambeau an, »daß meine Schecks nicht mehr aus dem Château Montagne in beliebigen Boutiquen exportiert werden dürfen.«
»Sadist! Ich habe nichts anzuziehen! Schau dir mein Kostüm an! Durchgeregnet, und…«
Zamorra grinste noch breiter. Flambeau hob abwehrend die Hände. »Sagen Sie’s lieber nicht, Zamorra«, bat er. Der Parapsychologe zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Ist doch biblisch belegt. Eva hatte im Garten Eden auch nichts anzuziehen und war trotzdem glücklich, und es hat sich auch niemand darüber künstlich aufgeregt. Am allerwenigsten Monsieur Adam.«
»Aber das war vor der Apfelernte!« bemerkte Nicole energisch. »Doch Spaß beiseite, Chef, Monsieur Christopher - wie sieht es aus? Hat sich Desiree Colon mittlerweile auch gemeldet und zu dem Fall geäußert?«
Flambeau griff nach Nicoles und Zamorras Armen und zog sie mit sich zu einer Sitzgruppe. Dort machte er es sich gemütlich, holte sein Pfeifenbesteck aus der Tasche und begann in aller Ruhe, sich ein Pfeifchen zu stopfen und umständlich in Brand zu setzen. Angenehmer Tabakduft strömte aus der Packung und anschließend aus dem Pfeifenkopf. »Indian Summer«, las Zamorra von der Packung ab. »Die Marke sollten wir vielleicht unserem Freund Gryf auch mal empfehlen. Riecht nicht schlecht.«
»Bis jetzt liegt anscheinend keine Aussage von Mademoiselle Colon vor«, griff Flambeau das Thema wieder auf.
»Kein Wunder - vielleicht würde dann herauskommen, daß sie dem Einwohnermeldeamt nicht bekannt ist«, warf Nicole ein. »Wie lautet nun überhaupt die endgültige Anklageformel gegen mich? Mir hat man ja herzlich wenig sagen wollen, weil ich auch zur Sache den Mund gehalten habe.«
»Das beste, was Sie tun konnten, Mademoiselle Nicole«, stellte Flambeau trocken fest. »Andererseits waren Sie in einigen Dingen recht vorlaut. Der Streifenführer war beispielsweise überzeugt, Sie seien ein Fall für die Psychiatrie.«
Nicole lächelte. »Wenn du nicht willst, daß sie dich wie einen Schwerstverbrecher behandeln, benimm dich wie ein Irrer. Dann behandeln sie dich wie einen Menschen.«
Flambeau paffte an seiner Pfeife. »Die Anklage lautet auf Einbruch. Diebesgut wurde bei Ihnen nicht gefunden - allerdings diese Waffe und das Amulett.« - »Welches sich längst wieder in unserem Besitz befindet«, sagte Zamorra, der es lediglich telepathisch zu rufen brauchte, um es wieder in der Hand zu haben.
»Das kann Ärger geben, immerhin ist es von Amts wegen sichergestellt worden«, sagte Flambeau. »Was die Waffe angeht…«
»Nicole und ich besitzen beide Waffenschein und Waffenbesitzkarte«, sagte Zamorra. »Das wissen Sie, Christopher. Das dürfte also nicht das Problem sein.«
»Das Problem ist, daß diese Waffe nicht registriert ist. Sie ist bei keiner staatlichen Stelle beschossen worden. Und ein noch größeres Problem ist, daß es sich um eine Waffe handelt, die auf unserem Planeten noch nicht erfunden worden ist. Mit etwas Glück können wir natürlich den Spieß umdrehen und behaupten, dann sei es auch keine Waffe im Sinne des Waffengesetzes, sondern allenfalls ein Werkzeug. Ein Mini-Schweißgerät zum Beispiel. Das führt uns wiederum zum durch Hitzeeinwirkung zerstörten Türschloß. Irgendwo verfangen wir uns immer wieder in dem großen Netz. Das dürfte neben dem üblichen Gebührensatz noch ein paar Flaschen vom Besten aus Ihrem unergründlichen Weinkeller kosten, Professor.«
Zamorra lächelte. »Sie sind herzlich eingeladen, Christopher. Nehmen sie mit, was Sie tragen können.«
»Sie werden arm dabei, Zamorra«, schmunzelte Flambeau. »Nun, es geht um Einbruch, Mademoiselle Nicole. Als Zeugin dient eine gewisse Madame duRoy. Verwitwete Nachbarin.« Er hüstelte. »Auf das ›verwitwet‹ legt sie besonderen Wert. Da ist auch noch der Mann in der Kapuzenjacke, der vor Ihnen das Haus betreten hat. Wenn Sie es schaffen,
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