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0488 - Eine Frau wie Dynamit

0488 - Eine Frau wie Dynamit

Titel: 0488 - Eine Frau wie Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Adresse. Ich bedankte mich bei Dexter und änderte sofort die Fahrtrichtung.
    Das Haus Kissena Boulevard entpuppte sich als ein alter riesengroßer Steinkasten, bei dem man nicht so recht wußte, ob seine Fassade viktorianisch oder klassizistisch zu sein versuchte. Das Gebäude hatte sieben Stockwerke. Clarke wohnte in der zweiten Etage. Der Lift war außer Betrieb. Wir stiegen zu Fuß die Treppe hinauf und klingelten an Clarkes Tür.
    Niemand öffnete.
    »Drinnen spielt ein Radio«, sagte Phil.
    Ich klingelte erneut, aber auch diesmal kam niemand, um zu öffnen. »Vielleicht hat Clarke vergessen, das Radio vor dem Weggehen abzustellen«, sagte ich.
    »Die Kiste spielt ziemlich laut«, meinte Phil skeptisch. »Das kann er doch nicht überhört haben!«
    Wir klingelten ein drittes und viertes Mal, ohne Erfolg. Dann wandten wir uns zum Gehen. Als wir auf der Straße standen, passierte es.
    Eine heftige Detonation erschütterte die Luft. Ein Regen von Glassplittern ging über uns hernieder.
    Phil und ich rissen die Köpfe hoch. Wir sahen, daß aus den zerborstenen Fenstern einer Wohnung im zweiten Stockwerk gelblichgrauer Qualm drang.
    Wir machten kehrt und stürmten in das Haus zurück.
    Als wir die Treppe hochjagten, öffneten sich überall die Wohnungstüren. Erschreckte Fragen wurden laut. Jemand rief nach der Polizei. Dann standen Phil und ich vor Bob Clarkes Wohnungstür. Die Explosion hatte sie aus den Angeln gehoben. Wir traten sie zur Seite und preßten die Taschentücher vor die Gesichter. Dann drangen wir in die verqualmte Wohnung ein.
    Es war stockdunkel. Glücklicherweise folgte uns Sekunden später ein männlicher Hausbewohner, der eine Taschenlampe bei sich hatte. Der suchende Lichtkegel mühte sich zunächst vergeblich damit ab, die dichten Rauch- und Staubschwaden zu durchdringen. Die ätzenden Schleier legten sich nur sehr langsam.
    Wir betraten das Wohnzimmer. Viel war davon nicht übriggeblieben. Alles lag in Trümmern.
    »Da ist er!« stieß der Mann mit der Taschenlampe erschreckt hervor.
    Der Lichtkegel blieb zitternd auf Bob Clarkes staubbedecktem Gesicht haften.
    Clarke lag gefesselt und geknebelt unter den Trümmern eines Couchtisches. Aus schockgeweiteten Augen blinzelte er in das grelle Licht der Taschenlampe. Aus einer Schläfenwunde sickerte Blut.
    Clarke hatte Glück gehabt.
    Sein Glück basierte jedoch auf einer wirkungsvollen Berechnung.
    Er hatte sich einfach von der Couch fallen lassen. Dann hatte er sich unter den Couchtisch gerollt. Genau unterhalb des Radios war er liegengeblieben. Zwischen ihm und der Bombe war nur die solide Fläche der Tischplatte gewesen.
    Clarke hatte sich dabei, wie er uns später mitteilte, an die Kriegsberichte übermütiger Soldaten erinnert, die es fertiggebracht hatten, eine Stielhandgranate auf ihren Helm zu stellen und dann abzuziehen.
    Die Druckwellen waren nach allen Seiten weggegangen, aber nicht nach unten.
    Clarkes Kalkulation war aufgegangen.
    Während wir auf den Arzt und die Polizei warteten, hockte Clarke erschöpft und ausgelaugt auf einem Stuhl, der nur noch drei Beine hatte. Er blutete noch immer aus der Schläfenwunde, aber die Sache war nicht weiter schlimm.
    »Sie sind also überfallen worden«, faßte ich zusammen. »Zwei Männer drangen in die Wohnung ein. Einer davon fesselte Sie. Dann stellten sie ein Wecker-Radio hier auf und…« Ich wechselte jäh das Thema. »Sie kennen die Männer, nicht wahr?«
    Clarkes rechtes Augenlid zuckte nervös. »Ich kenne sie nicht«, murmelte er.
    »Aber Sie können die Täter doch beschreiben?«
    Clarke wich meinem Blick aus. »Sie waren maskiert«, behauptete er.
    »Trugen sie Handschuhe?«
    »Ja, schwarze Baumwollhandschuhe.«
    »Gaben sie zu, von Craig geschickt worden zu sein?« fragte ich.
    »Ja«, nickte er und fuhr zusammen, als ihm dämmerte, daß er sich verquatscht hatte. »Nein, nein, sie nannten keine Namen«, korrigierte er sich.
    »Trugen sie die Masken bis zuletzt?«
    »Bis zuletzt.«
    »Was soll das für einen Sinn gehabt haben?« bohrte ich. »Die beiden waren doch davon überzeugt, daß Sie durch die Bombe umkommen würden!«
    Clarke zuckte die Schultern. »Was weiß ich denn? Die beiden wollten ganz sichergehen. Irgend jemand hätte mich doch besuchen und befreien können, nicht wahr? Sie mußten auch damit rechnen, daß der Zünder eventuell versagt, sie wollten eben kein Risiko auf sich nehmen.« Er berührte vorsichtig die blutende Schläfe mit einem Finger. »Verdammt noch

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