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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fiat Topolino oder einem Traktor herschleichen. Man sagt immer, in Rom würde unglaublich hektisch und rasant und verrückt gefahren. Den Touristen kommt das wohl so vor. Aber ich habe hier weniger Unfälle erlebt als in Deutschland, und man regt sich nicht so künstlich über ein bißchen verbogenes Blech auf. Hier wird nicht gerast und gedrängelt. Hier lernst du temperamentvolle Ruhe.«
    »Hä?« machte Nicole. »Ist das nicht ein Widerspruch?«
    »Nicht für einen Römer.«
    Nicole seufzte. »Du bist wahrscheinlich nie mit einem Taxi durch Rom gefahren. Zamorra und ich schon, und wir danken heute noch Jupiter und allen anderen Göttern, daß wir noch leben.«
    »Ach, die Jungs gehen schon kein Risiko ein. Natürlich müssen sie schnell sein und alle Tricks ausprobieren. Aber das ist überall in der Welt so. Ein Taxifahrer verdient nur, wenn er so schnell wie möglich so viele Fahrgäste wie möglich befördert. Wir haben’s mal durchgeprobt: Von Carlottas Wohnung aus, sie mit dem Fiat-Taxi, ich mit dem breiten und langen Mercedes. Ziel: meine Villa. Vorgabe: Einhalten der römischen Verkehrsvorschriften. Das Taxi hat mir gerade mal eine halbe Minute abgenommen, und auch nur, weil an der Ampel die polizia urbana aufpaßte.«
    Er grinste von einem Ohr zum anderen. »Das ist natürlich leicht übertrieben. Aber wenn man sich an die hiesige Fahrweise einfach anpaßt und alles ganz locker sieht, dann ist es plötzlich gar nicht mehr hektisch, sondern macht Spaß. Was meinst du, wie prachtvoll es ist, wenn du im Feierabendstau einen Flirt mit der hübschen ragazza im Auto auf der Nebenspur anfängst und dann versuchst, von Ampel zu Ampel dranzubleiben, damit die Unterhaltung nicht einschläft? Plötzlich findest du sie und dich im Halteverbot vorm nächsten Eiscafé wieder und weißt gar nicht, wie ihr dahingekommen seid.«
    Er stoppte den Rolls-Royce. Der Gnom floh ins Freie und schüttelte sich. »Ich werde nie verstehen, welcher Zauber diese Kutschen antreibt! Man hört nichts, es gibt keine Pferde - und es ist auch keine Weiße Magie, wie ich sie erlernt habe. Pfui Teufel! Außerdem ist man so eingepfercht in diesen Kutschen. Da lobe ich mir doch eine Sänfte mit vier kräftigen Trägern. Die ist wesentlich bequemer, sicherer und bietet mehr Platz, und man kommt auch überallhin.«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, mein Freund, daß du jemals in einer Sänfte gereist bist.«
    »Natürlich nicht. Aber mein Herr, und er schwärmt davon!« rechtfertigte sich der Gnom.
    »Ich denke, daß wir ›unsere‹ Stelle am Zaun auch ohne Sänfte erreichen werden«, meinte Ted Ewigk. »Sind ja nur noch ein paar Dutzend Meter quer durch den Wald.«
    Der Gnom erstarrte plötzlich.
    »Das ist nicht nötig«, sagte er. »Wir sind genau an der richtigen Stelle. Ich fühle es. Genau hier hat sich die Spinne bewegt. Mademoiselle Duval, möchtet Ihr noch einmal die Freundlichkeit besitzen, dies Amulett auf die Vergangenheit einzujustieren?«
    Nicole hob die Brauen und sah Ted an.
    »Bingo«, meinte der trocken. »Tu ein gutes Werk, Gefährtin meines Freundes.«
    Nicole verschob die Symbole und gab dem Gnom das Amulett zurück. Sofort folgte er wieder der unsichtbaren Spur der Schatten, so schnell seine kurzen Beine ihn trugen.
    »Keine Meeghs«, sagte Nicole plötzlich.
    »Wie kommst du darauf?« fragte der Reporter.
    »Mir ist da gerade was eingefallen. Das Amulett hat noch nie auf Meeghs reagiert. Es hat wohl vor ihnen geschützt, aber nie vor ihnen gewarnt oder sie gezeigt oder gar angegriffen. Hier aber spricht es an. Das heißt, es können keine Meeghs sein. Erleichternd, nicht wahr?«
    Ted nickte. »Kann man so sagen.« Er sah dem Gnom hinterher, der auf der anderen Straßenseite durchs Unterholz davonraschelte und nicht darauf achtete, ob ihm jemand folgte.
    »Ich gehe ihm nach«, sagte Ted. »Vorsichtshalber. Du fährst den Rolls zurück. In der Kurve an der Via Pasta ist die engste Einschnürung des Geländes. Da stoppst du kurz und rufst; ich gebe das Echo. Wir werden uns nicht verfehlen. Ich möchte den Wagen in der Nähe haben. Wenn wir noch weiter südlich müssen, gebe ich dir dann per Zuruf Bescheid.«
    »Und wenn die Spur zwischendurch abzweigt?«
    »Dann wirst du mein lautes Gebrüll trotzdem hören; notfalls benutze ich den Dhyarra-Kristall als Stimmverstärker. In der Fahrertür-Ablage ist ein Stadtplan von Rom, da sind auch die Wege auf dem Gelände der Villa Ada verzeichnet. Die sind zwar nur als

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