0489 - Sie luden mich zum Morden ein
wieder!« sagte ich nur und spurtete zu seinem Fahrzeug hinüber. Es war ein fast fabrikneuer Ford, das letzte Modell, das erst seit einigen Tagen im Handel war. Der Schlüssel steckte noch, und auch der Motor schnurrte leise vor sich hin. Ich schwang mich hinter das Steuer und gab Gas. Der Wagen glitt lautlos durch das Gewitter.
Ein Weg rechts!
Weiter!
Zweiter Weg rechts!
Er war schmal. Links und rechts standen Obstbäume. Blitze zuckten immer noch und der Wind peitschte.
Der erste Weg links. Es war kein Weg mehr, sondern ein stehendes Gewässer.
Die Gartenhütten waren nur schemenhaft erkennbar. Ich drehte das rechte Fenster herunter. Der Regen schlug in den Wagen, und der Wind fauchte herein. Aber es war mir gleich.
Die zweite Gartenhütte! Langsam weiterfahren! Hinausschauen!
Ein Blitz zuckte auf. Und er beleuchtete eine Gartenhütte. Es mußte die dritte sein.
Ich ließ den Wagen stehen und sprang hinaus in das nasse Inferno. Mit großen Schritten hetzte ich durch die morastige Landschaft. Im letzten Moment glitt ich noch aus und prallte gegen die Tür der Hütte. Es war dünnes Holz. Ich hielt mich nicht damit auf, das Schloß zu untersuchen. Eine überschwappende Regentonne gab mir den notwendigen Halt, um mit dem rechten Fuß gegen die Tür treten zu können.
Es splitterte und barst. Der Weg war frei.
***
»Fünf nach acht! Der müßte doch längst hier sein!« schimpfte Bear Mousline. »Ich wette, der hat kalte Füße bekommen und…«
»Shut up!« knurrte Clark Jellow. Seine heftige Reaktion zeigte, daß auch er nervös war. Arnold Emeran, der Rotkopf, war tatsächlich überfällig. »Bei dem Sauwetter kein Wunder. Das ist doch eine Katastrophe. Vielleicht sind Straßen gesperrt oder überschwemmt.«
»Davon läßt er sich doch nicht aufhalten, wenn es um 100 000 Dollar geht«, wandte Mousline ein. »Tausend Straßen führen von Manhattan hierhin und…«
»Was ist?« fragte Jellow, als sein Komplice nicht weitersprach. »Überschwemmt?« fragte der.
»Meinst du, daß es Überschwemmungen geben kann?«
»Sicher! Jetzt regnet es schon eine Stunde in Strömen. Du siehst es doch!«
»Gut!« sagte Mousline, der in der Uniform eines Dealer-Angestellten das Kind entführt hatte. »Sehr gut!«
»Was ist sehr gut?« fragte Jellow verständnislos.
»Das Wetter nimmt uns eine verdammt unangenehme Arbeit ab«, freute sich Mousline höhnisch.
»Du weißt doch, daß die Gartenhütte in einer Senke steht!«
»Und?«
»Der Junge wird ertrinken«, erklärte der Gangster. »Den Zeugen sind wir los und…«
»Schnell!« brüllte Jellow plötzlich. »Los, mitkommen! Schnell! Wir nehmen den alten Wagen!«
»Was ist denn jetzt?« wollte Mousline erstaunt wissen und blieb unbeweglich sitzen.
»Idiot!« fauchte Jellow. »Du bist ebenso dämlich wie jeder andere Kidnapper! Wir brauchen den Jungen doch noch!«
»Warum? Wir müssen…«
»Wir müssen den Jungen holen! Das Geld ist einen Dreck wert, wenn wir uns die Polizei nicht vom Leib halten können, verstehst du?« sagte der Gangster. »Die Cops können wir uns aber nur so lange vom Leib halten, wie der Junge noch lebt. Denn so lange zittern sie um sein Leben. Wenn er erst tot ist, machen sie gnadenlose Jagd auf uns! Ist dir das klar?«
»Ach so«, murmelte Mousline.
Jellow fackelte nicht mehr lange. Brutal riß er seinen Komplicen vom Stuhl hoch. ».Los, wir müssen den Jungen aus der Hütte holen, bevor ihm etwas passiert!«
Jellow war in einer fast panischen Stimmung. Mousline spürte es. Er beeilte sich, seinen Mantel anzuziehen.
Jellow machte den alten Buick fahrbereit. Es dauerte fast eine Minute, ehe der Motor ansprang.
»Du«, sagte Mousline, als Jellow den Wagen gerade losrollen lassen wollte, »was ist, wenn sie den Rotkopf geschnappt haben und selbst schon bei dem Jungen sind?«
Ganz kurz zögerte Jellow. Dann griff er in die Tasche und holte einen Schlüssel heraus. »Geh ‘runter in den Keller! Gleich links steht ein brauner Koffer. Bring ihn mit.«
»Koffer?«
»Ja, Koffer!«
»Was ist denn da drin?« fragte Mousline.
»Was wird da wohl drin sein? Die Lebensversicherung für jeden, der damit rechnen muß, Schwierigkeiten mit der Polizei zu bekommen. Maschinenpistolen!«
***
»Stop!« sagte Phil.
Unter dem Vordach des Western Union Office standen viele Leute. Eine im Wind pendelnde Straßenlampe beleuchtete ihre Gesichter. Vergeblich hielt mein Freund nach mir Ausschau.
»Ich komme wieder«, sagte Phil dem Fahrer.
»Okay,
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