049 - Trommeln des Todes
Licht mehr.
Ich schreibe diese Zeilen in meinem Zelt beim Schein einer kümmerlichen Kerze. Was soll aus uns werden?
„Das Beste“, sagte Theo, „ist hierbleiben und warten. Die Hauptstation ist mehr als 900 km entfernt. Es wäre heller Wahnsinn, sie zu Fuß durch die Sandwüste erreichen zu wollen. Der jetzige Zustand kann nicht anhalten. Morgen will ich das Funkgerät so weit wie möglich von hier fortschaffen, bis zu den Sanddünen. Ich hoffe dann Kontakt mit der Zentrale zu bekommen. Denn die Zone, in der diese unerklärliche Wirkung auf unsere Geräte herrscht, ist zweifellos begrenzt.“
Sein Plan erscheint uns vernünftig. Belfry, Jane, Lucy und ich sollen mit ihm kommen.
Als ich einen Augenblick mit unserem Chef allein war, sprach ich mit ihm über meine unguten Gefühle. Ich erwähnte auch, daß nicht nur ich durch Sylvias Beschimpfungen gegen Higgins unsicher geworden war.
„Sei nicht dumm“, sagte Theo. „Laß dich nicht von einem bedauernswerten Geschöpf beeinflussen, deren Nerven durchgegangen sind. Ich mag Higgins auch nicht besonders. Aber du weißt ganz genau, Jim, daß wir alle auf das sorgfältigste ausgewählt wurden für diese Aufgabe. Unsere beruflichen Fähigkeiten, unsere körperliche und seelische Belastbarkeit und unser Charakter sind getestet worden. Und, das weißt du vielleicht nicht, man hat gründliche Nachforschungen über uns angestellt und unsere Umwelt und unsere politischen Ansichten überprüft. Du weißt, was ich damit sagen will. – Außerdem, wie sollte es Higgins fertigbringen, unsere Radios und Autos stillzulegen und diese unaufhörlichen Trommelwirbel herzustellen? Der einzige Fehler, den ich gemacht habe, als ich ihn in unsere Gruppe aufnahm, war, daß ich übersehen hatte, daß er unsterblich in Jane Wilfrid, Belfrys Verlobte, verliebt ist.“
„So?“ fragte ich. „Das wußte ich nicht.“
„O’Wilm hat es mir nach dem Streit zwischen John und Higgins erzählt. Die beiden hassen sich wie die Pest. Ich muß ständig ein Auge auf sie haben. Bei diesem Klima hier und der Stimmung können Leidenschaften plötzlich ausbrechen.“
Diese Enthüllung überraschte mich nicht sehr. Ich dachte mir schon, daß es etwas zwischen den beiden Männern geben mußte.
„Auch zwischen O’Wilm und Peter van Broeck geht nicht alles glatt ab“, fuhr Theo fort. „Warum, weiß ich nicht. Aber diese Feindschaften machen mir Sorgen. Besonders jetzt, wo wir alle erst recht zusammenhalten müßten.“
Ich versprach Theo, ihm nach Kräften zur Seite zu stehen.
Aber ich muß jetzt schlafen. Trotz der Trommeln. Trotz der furchtbaren Zwischenfälle. Der morgige Tag wird vielleicht Hilfe bringen.
7. Dezember.
Noch ein trostloser, grauenvoller Tag.
Ich erwachte vor dem Morgengrauen und stand auf, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Malcolm war schon im großen Zelt und kochte Kaffee. Er schien äußerst besorgt zu sein.
Bald brachen wir auf. Wir wollten den Sender bis zu den Sanddünen tragen, um dort zu versuchen, Kontakt mit der Zentrale zu bekommen. John Belfry und Jane begleiteten uns. Und natürlich Lucy, die sich nicht von mir trennen wollte. Die anderen waren fast alle gegen Morgen auf den Platz zurückgekehrt, auf dem unsere Wagen und unsere Signale für die Flugzeuge aufgestellt waren.
Sobald wir die ersten Dünen erreicht hatten, unternahmen wir einen ersten Versuch mit dem Funkgerät. Nichts.
„Wir müssen noch weiter“, sagte Theo.
Also gingen wir noch viel weiter. Wir kämpften uns viele Kilometer durch den weichen Sand und machten einen neuen Versuch. Wieder ohne Erfolg.
Es wurde fast unerträglich heiß.
Wir nahmen unseren mühsamen Marsch wieder auf. Da, in dem Augenblick sahen wir die Flugzeuge. Es waren vier, und sie waren weit entfernt. Aber wir hörten ihre Motoren. Mit unseren Ferngläsern verfolgten wir sie. Sie kreisten über dem Plateau und mußten daher mehrere Male über unser Camp und den Landeplatz hinweg fliegen. Dann verschwanden sie in Richtung Norden, um dort ihre Suche fortzusetzen. Es war hoffnungslos.
Wir hielten und versuchten unser Glück noch einmal. Immer noch keine Verbindung.
Weiter ging es. Aber bald erhob sich Wind. Er blies kleine Sandwolken über den Boden. Jane Wilfrid zeigte erste Anzeichen von Müdigkeit. Sie ist tapfer, diese hübsche, blonde junge Frau mit ihren ausdrucksvollen Augen, aber sie ist zart gebaut. Ein neuer Versuch blieb genauso ergebnislos wie alle anderen.
Theo drängte es immer weiter, aber
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