0496 - Sein Hobby war die Mord-AG
es klingelte. Da standen Sie vor der Tür.«
Vor dem Haus kreischten Bremsen. Im nächsten Moment ertönte ein Doppeltonhorn. »Das ist Mrs. Forsythe!« sagte das Mädchen aufgeregt. Sie eilte zur Tür hinaus. Zwei Minuten später kam sie, beladen mit einigen Päckchen, zurück. Ihr folgte eine schlanke, hochgewachsene Frau von etwa 35 Jahren.
Marion Forsythe trug ein schlichtes, im Chanel-Stil gearbeitetes Jackenkleid aus cremefarbener Seide. Ich fand, sie wirkte wie eine ältere Ausgabe der Eunice Redcliff. Die beiden hätten Schwestern sein können. Typisch war das hoch angesetzte Jochbein.
Marion Forsythes Augen waren graugrün. Sie wirkten kühl und hochmütig. Wir stellten uns vor. »Ich bin Marion Forsythe«, sagte sie. »Betty sagte mir, daß ein Fremder in meiner Wohnung gewesen ist. Wir werden gleich sehen, ob etwas gestohlen worden ist.«
Wir betraten die Wohnung. Betty setzte die Päckchen in der Diele ab und zog sich zurück. Wir durchstreiften mit Marion Forsythe die Zimmer. Soweit es sich erkennen ließ, hatte der Eindringling nur die Schränke und Schubladen des Wohnzimmers durchsucht.
»Was kann er nur gewollt haben?« fragte Marion Forsythe, mehr zu sich als zu uns gewandt. »Ich bewahre kein Bargeld in der Wohnung auf. Mein Schmuck liegt im Wandsafe.«
Sie schob ein Ölgemälde zur Seite und drehte an dem Kombinationsschloß des Wandsafes herum. Dann öffnete sie die Safetür. Sie warf einen Blick in die rotlederne Schmuckschatulle. »Da fehlt nichts«, erklärte sie und stellte die Schatulle wieder an ihren Platz.
»Sie kommen gewiß wegen Arthur«, sagte Marion Forsythe. »Heute morgen war schon ein Beamter der Kriminalpolizei hier, um mich zu befragen. Ich war leider außerstande, ihm ein paar sachdienliche Hinweise zu geben. Ich habe nicht den leisesten Verdacht, wer die Tat begangen haben könnte.«
»Wie waren die Beziehungen zwischen Ihrem geschiedenen Mann und Ihnen?«
»Sehr gut, Mr. Cotton. Wir sahen uns auch nach der Scheidung mindestens einmal in der Woche. Arthur brauchte mich. Er holte gern meinen Rat ein und las mir oft seine Manuskripte vor. Meine Meinung galt ihm viel. Es mag Ihnen seltsam erscheinen, aber wir haben uns bis zuletzt geliebt.«
Ich musterte die Frau aufmerksam. Sie sprach ruhig und beherrscht. Trotzdem konnte sie nicht den Widerspruch vertuschen, der zwischen den Tatsachen und ihrem Tun klaffte.
Sie hatte den Mann verloren, den sie angeblich liebte. Das hatte sie nicht davon abgehalten, schon wenige Stunden nach der Mordnachricht einen Einkaufsbummel in der Stadt zu unternehmen.
»Warum haben Sie nicht wieder geheiratet?« fragte ich.
»Für mich gab es nur Arthur.«
»Sie hätten es mit ihm noch einmal versuchen können.«
»Ausgeschlossen, Mr. Cotton. Das wäre nicht gutgegangen. Er war eine zu starke Persönlichkeit.«
»Waren Sie eifersüchtig?« fragte Phil. »Auf Arthur? Auf seine Mädchen? Nein. Aber ich hatte, es damals satt, ihm immer wieder zu verzeihen. Er taugte nicht zum Ehemann. Als ich das erkannt hatte, zog ich die Konsequenzen.«
»Kennen Sie Eunice Redcliff?« fragte mein Freund Phil.
»Nein, Mr. Decker. Arthur sprach oft von ihr. Sie muß ihm viel bedeutet haben.«
»Würde Mr. Forsythe Ihnen sein Herz ausgeschüttet haben, wenn er in Schwierigkeiten gewesen wäre?« fragte Phil.
»O ja, ich denke schon. Er hatte sich bei mir sehr oft Rat und Trost geholt. In vielen Dingen war er wie ein Kind.«
»Verkehrte er mit Leuten von zweifelhaftem Ruf? Mit Gangstern, um genau zu sein?«
Marion Forsythe zögerte mit der Antwort. »Arthur interessierte sich für alles. Er kannte viele Leute. Vermutlich waren auch einige Größen der Unterwelt darunter. Ich bin jedoch sicher, daß solche Bekanntschaften nur auf Arthurs Neugier zurückzuführen waren.«
»Wir haben in seiner Wohnung einen Fund gemacht, der auf Verbindung zur Unterwelt schließen läßt«, sagte ich.
Marion Forsythe hob die Augenbrauen. »Rauschgift?« fragte sie so leise, als müsse sie vermeiden, gehört zu werden. »Das erstaunt mich. Ich war überzeugt davon, er habe damit schon vor einem Jahr aufgehört! Seine Sucht war übrigens auch ein Grund, daß ich mich von ihm trennte…« Phil und ich wechselten einen kurzen Blick.
»Woher bezog er das Gift?« fragte ich. »Das hat er mir nie verraten.«
»Hat sich Mr. Forsythe jemals einer Entziehungskur unterworfen, Madam?«
»Er war bei Dr. Kelly in Behandlung. Der hat Arthur geholfen«, sagte die Frau.
»Nennen Sie
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