0496 - Sein Hobby war die Mord-AG
sonst gefährdet.«
»Willst du mir Angst machen, Lester?« Es klingelte an der Wohnungstür. Eunice erhob sich sofort.
Sie fuhr sich ordnend mit den Fingern über das Haar. »Das wird der Reporter sein«, sagte sie aufgeregt. »Wie sehe ich aus?«
»Viel zu gut«, stellte er traurig fest. »Du mußt jetzt gehen!«
Er verließ die Wohnung, ohne den Journalisten zu begrüßen. Minettis brandneuer Thunderbird stand auf der anderen Straßenseite. Der knallrote Lack glänzte in der Sonne. Minetti schürzte voll Bitterkeit die Lippen. Er hatte gehofft, Eunice damit imponieren zu können. Ich werde sie erobern, dachte er. Ich gebe sie nicht auf. Eunice gehört mir!
Er überquerte die Straße. Als er sich bückte, um den Wagenschlag zu öffnen, sprach ihn ein Mann ein. »Hallo, Minetti. Was ist mit meinen Piepen?«
Minetti fuhr herum. Sein Gesicht fiel gleichsam auseinander, aber nur eine Sekunde lang; dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Haben Sie den Verstand verloren? Sie können mich doch nicht auf offener Straße anquatschen, verdammt noch mal!«
»Ich kann noch viel mehr«, sagte der Mann drohend. »Soll ich es Ihnen beweisen?«
»Sie können es heute abend abholen«, sagte Minetti wütend. »Das habe ich Ihnen doch versprochen.«
»Vergessen Sie es nicht!« meinte der Mann. »In diesem Punkt bin ich empfindlich.«
***
Gina Hopkins sah leichenblaß aus. Sie hatte eine Menge Schminke aufgelegt. Trotzdem war zu erkennen, wie es um sie stand. »Ich habe die Nachricht vor zehn Minuten bekommen«, sagte sie nervös. »Ich bin ganz durcheinander.«
Ich zögerte. Aber Gina Hopkins wirkte nicht deprimiert oder traurig, sie war einfach nur nervös.
Ich zeigte ihr meinen Ausweis. »Wir sind vom FBI. Ich bin Jerry Cotton. Das ist mein Kollge Phil Decker«, stellte ich uns vor. »Würden Sie uns bitte ein paar Fragen beantworten, Mrs. Hopkins?«
»Treten Sie ein, meine Herren!« Wir setzten uns in das Wohnzimmer. Auf dem Büfett stand das Foto eines lachenden Mittdreißigers. Das Bild war mit einer schwarzen Schleife verziert. »Ist das Ihr Mann?« fragte ich.
»Ja.«
»Mrs. Hopkins, ich möchte vorausschicken, daß wir nicht von der Mordkommission kommen«, sagte ich zu ihr. »Wir untersuchen nicht so sehr den gewaltsamen Tod Ihres Gatten, sondern die möglichen Hintergründe und Zusammenhänge. Seit wann kannte Ihr Mann Allan Hunter?«
»Ich höre den Namen zum erstenmal!« sagte sie.
»Aber Ihr Mann hat doch für Mr. Spencer Hoogan gearbeitet, nicht wahr?« fragte ich mit gespieltem Erstaunen. Ich klopfte einfach auf den Busch. Die Wirkung war verblüffend.
Die junge Frau zuckte zusammen. Die Verwirrung hielt nur einige Sekunden an. Dann hatte sich Gina Hopkins wieder in der Gewalt. »Davon ist mir nichts bekannt!« erklärte sie und blickte starr an mir vorbei ins Leere.
Wir spürten, daß sie log. »Ihr Mann wurde ermordet«, sagte ich ruhig. »Haben Sie einen Verdacht, wer es getan haben könnte?«
»Wenn ich es wüßte, würde ich es Ihnen sagen. Ich bin entschlossen, den Tod meines Mannes zu rächen!«
»Uns geht es nicht um Rache, Mrs. Hopkins. Uns geht es um die Aufklärung eines Verbrechens. Sie wären sehr töricht, wenn Sie versuchten, den Behörden ins Handwerk zu pfuschen. Oder glauben Sie im Ernst, daß Sie allein mit einer gefährlichen Gang fertig werden könnten?«
»Warum nicht?« fragte sie und blickte mich hart an. Ich spürte den Haß in ihr, den Willen zur Rache. Sie senkte plötzlich die Lider. Sie begriff, daß sie zuviel gesagt hatte. »Ich weiß ja nicht mal, ob eine Gang hinter dem Mord steht«, fügte sie leise hinzu.
»Wann haben Sie Ihren Mann das letztemal gesehen?« fragte Phil.
»Gestern abend, Mr. Decker. Nach dem Essen ging er weg.«
»Wissen Sie, wohin?«
»Nein. Larry war ein Nachtmensch. Er wickelte seine Geschäfte nachts ab. Fragen Sie mich nicht, welcher Art diese Geschäfte waren! Vermutlich spielte oder wettete er. Jedenfalls brachte er immer genügend Geld nach Hause.«
»Waren Sie nicht eifersüchtig?«
»Larry interessierte sich nicht für andere Frauen«, sagte Gina Hopkins. Unter der Schminke hatte sie bläuliche Augenringe. Sie steckte sich eine Zigarette an. Ihre Hände zitterten dabei leicht.
War sie nur eine verzweifelte junge Frau, die plötzlich ihren Mann verloren hatte? Nein, da war mehr! Diese Gina Hopkins war kein unbeschriebenes Blatt, das spürte ich. Ich fühlte aber auch, daß sie ihren Mann geliebt hatte und mehr wußte, als sie
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