0496 - Sein Hobby war die Mord-AG
los und und ging etwas unsicher in das Wohnzimmer.
»Wer war der Kerl?« fragte Minetti.
Eunice Redcliff erklärte mit wenigen Worten, was geschehen war. Sie erhob sich und ging zur Tür. »Ich setze das Kaffeewasser auf. Ich glaube, meine Herren, wir alle können eine kleine Stärkung vertragen.«
Minetti blickte hinter ihr her. »Ein fabelhaftes Mädchen«, sagte er leise. »Im Grunde genommen bin ich froh, daß die Affäre mit Forsythe erledigt ist.« Er lächelte unsicher. »Ich hoffe, Sie verstehen mich nicht falsch, aber das war kein Mann für sie. Er hätte sie ruiniert!«
»Nanu, warum glauben Sie das, Mr. Minetti?«
»Er war zu alt für sie. Und zu egoistisch. Ein geschiedener alter Mann. Und den wollte sie heiraten!«
»Würden Sie denn Eunice heiraten?« fragte ich.
»Natürlich«, sagte er sofort, »aber daraus wird wohl nichts werden. Sie denkt nur an ihre Karriere. Deshalb hat sie sich ja auch mit Forsythe eingelassen.«
Eunice kam zurück. Ihre Blicke glitten prüfend über unsere Gesichter. Sie setzte sich. »Das alte Thema«, seufzte sie. »Er ist mir ein lieber, guter Freund, aber ich wünschte, er würde endlich aufhören, sich als mein Beschützer aufzuspielen!«
Minetti stand auf. »Darf ich dich vom Theater abholen?«
»Meinetwegen.«
Minetti verabschiedete sich und verließ die Wohnung. Eunice lehnte sich seufzend zurück. »Sie dürfen Lester nicht ernst nehmen. Er ist ein kluger Junge, aber in seinen Gefühlen zu mir hat er noch immer etwas romantisch Schülerhaftes.«
»Wovon lebt er denn, Miß Redcliff?«
»Er ist Werbetexter, Mr. Cotton.«
»Gibt es noch andere Verehrer seines Kalibers?« fragte ich freundlich.
Eunice lachte kurz. »Nein, er ist zweifellos der hartnäckigste. Es wird noch einige Zeit dauern, bevor ich ihn davon überzeugen kann, daß ich nicht die richtige Frau für ihn bin.«
»Ist er sehr eifersüchtig?« fragte Phil. Eunice wurde ernst. »Ich weiß, woran Sie denken, Mr. Decker«, sagte sie. »Sie halten es für möglich, daß es ein Mord aus Eifersucht war. In dieser Hinsicht kann ich Sie beruhigen. Ich habe den Täter zwar nur von hinten gesehen, und für den Bruchteil einer Sekunde auch im Profil, aber es war ganz bestimmt kein Mann, den ich kenne.« Sie lächelte matt. »Lester würde zwar buchstäblich jedes Opfer auf sich nehmen, um mich zu gewinnen, aber er wäre außerstande, einen Mord zu begehen!«
***
Der Mann hielt sich genau an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. Er fuhr betont vorsichtig und hielt den nötigen Sicherheitsabstand. Er durfte sich weder einen Unfall noch eine Panne leisten: Im Kofferraum des Wagens lag ein Toter.
Der Mann blickte auf die Uhr. In 20 Minuten würde er am Ziel sein. Freddy Winston, einer der bulligen Gorillas des Syndikatchefs, hatte die Baustelle ausfindig gemacht. Im südlichen Brooklyn, unweit des Paerdegat-Hafenbeckens, wurde ein neues Lagerhaus gebaut. Vor kurzem waren die Arbeiten vorübergehend eingestellt worden, weil die Maurer streikten.
»Du wirst Larry Hopkins in eine der zur Hälfte mit Beton gefüllten Fundamentgruben werfen«, hatte Hoogan gesagt.
Der Mann am Steuer hieß Ed Kirk. Er gehörte schon lange Hoogans Syndikat an. Er hatte gelernt, daß es sich nicht empfahl, Hoogans Befehlen zu widersprechen. Aber diese diplomatische Einsicht machte den Job selbst nicht angenehmer.
Eigentlich war es schade um Larry Hopkins. Er war auf seine Weise kein übler Kerl gewesen, und wenn man den Fehler vermied, sich mit ihm an den Spieltisch zu setzen, war es leicht gewesen, mit ihm prima auszukommen.
Blödsinn, ihn umzubringen!
Vermutlich war Freddy Winston daran schuld. Er ähnelte in dieser Hinsicht Allan Hunter. Die beiden Gorillas mußten immer wieder beweisen, wie hart sie waren! Diesmal waren sie zu weit gegangen, das stand fest. Als es passiert war, hatte Hoogan zwar verrückt gespielt, aber da war es schon zu spät gewesen. Ja, und nun mußte der Tote von der Bildfläche verschwinden, und Hoogan hatte eine Menge Dinge anordnen müssen, um jeden späteren Ärger zu vermeiden.
Kirk stoppte an einer Ampel bei Rotlicht. Er steckte sich eine Zigarette an und musterte unter den Fußgängern die jüngeren Mädchen, die vor dem Wagenkühler die Kreuzung überquerten. Ein Girl lächelte ihm flüchtig zu. Kirk grinste. Sie war genau der Typ, auf den er flog. Ein Jammer, daß er im Augenblick Wichtigeres zu tun hatte. Die Ampel sprang auf Grün. Er fuhr weiter.
Im nächsten Moment passierte es.
Vor
Weitere Kostenlose Bücher