0496 - Sein Hobby war die Mord-AG
diesem Haus pflegen wir ein hübsches Hobby. Wir hören gelegentlich den Polizeifunk ab. Vorhin hörten wir, daß sie dich suchen. Nun, das nur nebenbei. Ich suche schon die ganze Zeit nach einem Sündenbock. Ich bin froh, daß ich ihn endlich gefunden habe…«
Minetti wich vor Hoogan zurück. »Sie haben mich nicht richtig verstanden«, stammelte er. »Ich will Sie nicht erpressen! Aber Sie sind der einzige, der mir helfen kann. Sie haben die notwendigen Verbindungen. Sie können mir falsche Papiere und ein Charterflugzeug beschaffen, nicht wahr? Ich bin sogar bereit, dafür zu bezahlen. Es muß auch in Ihrem Interesse liegen, daß ich von hier verschwinde!«
»Du wirst von hier verschwinden, das verspreche ich dir!« preßte Hoogan durch die Zähne. »Du willst raus aus Amerika? Ein prächtiger Gedanke! Ich weiß auch schon, wohin ich dich schicken werde — ins Jenseits!«
Das Telefon klingelte. Hoogan gab Kirk ein Zeichen, das Gespräch anzunehmen
»Freddy ist am Apparat«, sagte Kirk. »Er will wissen, was er tun soll.«
Hoogan nahm Kirk den Hörer ab. »Ist bei dir irgend etwas los?« fragte er den Anrufer.
»Ich treibe mich auf der Straße herum. Mir ist kalt, und ich bin hungrig. Bis jetzt hat sich noch kein Bulle sehen lassen. Ich kann doch nicht im Rinnstein schlafen. Was soll ich machen, Boß?«
»Geh nach Hause und leg dich ins Bett!«
»Was ist mit Allan Hunter?«
»Wir müssen abwarten, Freddy. Wenn etwas schiefgelaufen sein sollte, wird er den Mund halten.« Hoogan legte auf und blickte Minetti an. Dem stand der Schweiß auf der Stirn. Hoogan fühlte eine dumpfe Wut in sich aufsteigen. Dieser Bursche war an allem schuld! Wenn es ihn nicht gegeben hätte, wäre es niemals zu dieser Kettenreaktion gefährlicher Pannen gekommen.
»Nimm ihn mit nach unten, Ed!« stieß Hoogan hervor. »Sperre ihn in den Keller! Ich will ihn nie Wiedersehen, hörst du?«
Kirk grinste. »Verstanden, Boß!« Er holte die Pistole hervor und stieß sie Minetti in die Rippen. »Komm, mein Junge, der Boß möchte allein sein.«
»Sie können mich doch nicht umbringen lassen!« keuchte Minetti und starrte Hoogan ins Gesicht.
Hoogan sah angewidert aus. »Warum denn nicht? Du weißt doch, wie leicht so etwas ist! Du hast es schließlich an Forsythe durchexerziert.«
Minetti ließ die Schultern fallen. Er wandte sich um und ging hinaus. Kirk blieb dicht hinter ihm.
Kurz darauf betrat Doc Shaw den Raum. Er war hemdsärmelig und knöpfte sich die Manschetten zu. Zwischen seinen schmalen Lippen qualmte eine selbstgedrehte Zigarette. Doc Shaw hatte das ausgedörrte Gesicht eines alten Tropenfarmers. Es bestand nur aus Falten und Runzeln und ein paar hellen, scharfen Augen.
»Dick wird durchkommen«, sagte der Arzt. »Natürlich wirst du ihm Aufregungen fernhalten müssen. Er darf nicht transportiert werden. Für die Rekonvaleszenz kann ich keine Garantie abgeben, das ist klar. Ein paar gefährliche Hürden sind noch zu nehmen, aber ich traue mir zu, deinen Dick durchzubringen. Dafür bekomme ich 5000.«
»Man kann nicht behaupten, daß du zu Ausverkaufspreisen operierst!« knurrte Hoogan.
»Eine Behandlung im Hospital käme dich und ihn doch viel teurer zu stehen, hab’ ich recht?«
»Du bist ein alter Gauner«, sagte Hoogan grinsend, »aber gerade das gefällt mir an dir. Ich überweise das Geld morgen auf dein Konto.«
»Ich hole es lieber ab. Banktransfers sind zu leicht nachzuprüfen. Was ist mit dir? Du siehst miserabel aus. Du solltest dich endlich schlafen legen!«
»Du hast gut reden! Aufregungen sind Gift für mich. Ich bin ziemlich sicher, daß ich kein Auge schließen werde. Oder kannst du mir eine Beruhigungsspritze geben?«
»Klar. Ich hole nur meine Instrumententasche…«
»Die Spritze darf nicht zu stark sein!« sagte Hoogan. »Ich habe gegen neun Uhr ein paar wichtige Dinge zu erledigen. Dabei muß ich topfit sein!«
***
General de la Costa betrat die Bank als erster. Er trug einen dunklen Anzug mit Nadelstreifen. In seinem Revers steckte eine weiße Nelke. Über dem Arm hatte er den aufgerollten Schirm hängen, und in der Hand trug er das schwarze Köfferchen. De la Costa wirkte sehr korrekt und ausgeruht. Er nahm auf einem der ledergepolsterten Stahlrohrmöbel in der hohen Schalterhalle Platz und wartete.
Kurz nach ihm betrat ein stämmiger dunkelhaariger Mann die Bank. Pedro Alberto war de la Costas Leibwächter. Auch er trug ein Köfferchen unter dem Arm. Es war etwas kleiner als das des
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