0497 - In drei Minuten bist du tot
verhört«, knurrte Phil: »Mord, begangen in Ihrem Landhaus in Hackensack. Es ging dabei um die Kleinigkeit von Diamanten im Wert von etwa einer Million. Pietro Genova wollte in Ihrem Landhaus seinen Geldgeber treffen und ihm die heiße Ware verkaufen. Statt harter Dollars bekam er Blei zwischen die Rippen. Aber Sie wissen natürlich von nichts.«
Merritt saß ganz still. Nur seine Wangenknochen mahlten. Er mochte ein harter Brocken sein, aber diesen Schlag verdaute er nicht. Erst nach einer ganzen Weile murmelte er: »Nun gut, ich war nicht bei Petula Ivory. Aber ich war auch nicht in Hackensack draußen, das schwöre ich!«
»Sondern?«
»In meiner Villa in New Rochelle.«
»Allein?«
»Nein. Mit einer Dame. Aber ich werden den Namen nicht sagen, nicht um alles in der Welt.«
Ich erhob mich. »Wie Sie wollen, Mr. Merritt. Aufgrund Ihrer widersprüchlichen Aussagen und der Verdachtsmomente müssen wir Sie bitten, mit uns zu kommen. Ihre Reise nach Los Angeles werden Sie vertagen müssen.«
Eine Stunde später hatten wir einen Durchsuchungsbefehl für Samuel Merritts Wohnungen. Zwei Beamte nahmen sich das Apartment in der Third Avenue vor, während Phil und ich zur Villa nach New Rochelle hinausfuhren.
***
Wir waren es nun schon gewöhnt, im Luxus zu waten. Darum beeindruckte uns die kalte Pracht der Räumlichkeiten in Merritts Villa kaum noch. Daß Merritt keine Dienstboten beschäftigt hatte, war schon eher verwunderlich. Es deutete darauf hin, daß es mit seinen Finanzen wohl doch nicht so gut stand, wie er glauben machen wollte. Mehr scheinen als sein war hier wohl wie bei so vielen Zeitgenossen die Devise.
Zunächst wanderten wir von Raum zu Raum. Im Salon standen noch Flaschen und Gläser auf dem Rauchtisch, doch das konnte vorgetäuscht sein. Die Küche hingegen war sauber aufgeräumt, der Kühlschrank abgestellt. Ein Beweis dafür, daß Merritt nur selten herauskam.
Die Überraschung erwartete uns im Schlafzimmer. Die Vorhänge waren zugezogen. Phil knipste das Licht an - und da lag die Frau auf dem Bett, bekleidet mit einem duftigen Hausanzug. Eine Hand hing schlaff über die Bettkante hinab. Sie regte sich nicht, als Phil überrascht rief: »Hallo, Madam!«
Mir schwante nichts Gutes. Zweimal war schon auf diese Frau ein Anschlag verübt worden. Zweimal war sie ihm mit knapper Not entgangen. Das eine Mal hatte der Mörder mich mit meinem Jaguar mit ihr verwechselt.
Ich trat schnell ans Bett und tastete nach dem Puls Violet Kerbers. Er schlug noch, aber sehr schwach und unregelmäßig. Das schöne Gesicht war geisterblaß, der Atem kaum wahrnehmbar.
»Schnell, Phil, die Ambulanz!« rief ich. Dann setzte ich vorsichtig die Untersuchung fort. Zuerst entdeckte ich die Beule am Hinterkopf. Jemand hatte mit einem harten Gegenstand zugeschlagen. Dann fielen mir ein paar winzige Glassplitter auf dem Bettvorleger auf. Aber erst, als ich darauf trat. Es waren die Reste einer Ampulle. Wahrscheinlich die abgesägte Spitze.
Dann stand der Arzt am Bett. Ich sagte ihm, daß ich auf eine Überdosis Morphium oder sonstiges Rauschgift tippe. Er nickte und ordnete an, daß Violet sofort unter das Sauerstoffzelt kam. Ich begleitete die Bahre mit der wie tot daliegenden Frau bis zum Krankenwagen. Phil begann drinnen in der Villa mit der Durchsuchung.
Diese neue Wendung der Dinge gab mir zu denken. Es schien also wahr zu sein, daß Samuel Merritt die Nacht in seiner Villa verbracht hatte. Zusammen mit Violet Kerber? Das mußte ich in Erfahrung bringen. Ich eilte hinüber zum Nachbargrundstück, zu Vincent Kerbers Haus.
***
Der Cop saß nicht mehr in der Halle. Dafür empfing mich der Butler in dezent gestreifter Weste.
»Tut mir leid, Sir«, sagte er. »Die Herrschaften sind nicht zu Hause.«
»Hm. Ist Mr. Kerber immer noch nicht zurück?«
»Nein, Sir.«
»Sie wissen auch nicht, wo er zu erreichen ist?«
»Doch, Sir. Er hat gestern abend von Florida aus angerufen.«
»Wunderbar«, rief ich. »Dann melden Sie sofort ein Telefongespräch für mich an. Sie wissen doch hoffentlich, in welchem Hotel er abgestiegen ist?«
Der Butler schüttelte den Kopf. »Leider nicht, Sir. Mr. Kerber hat nur mit seiner Gattin gesprochen. Und Mrs. Kerber ist auch nicht zugegen, wie ich schon sagte.«
»Wann hat sie das Haus verlassen?«
»Ich vermute, gestern abend. Sie hat mir nämlich freigegeben und auch den Polizisten gesagt, daß sie keinen Schutz mehr benötige. Sie wollte verreisen.«
»Wohin?«
»Das entzieht
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