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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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und sie nicht verraten! Irgendwie hatte er es fertiggebracht,
dieses Dokument zu fälschen.
    Als sie dann aber den gutaussehenden
Earl anschaute, ahnte sie Schlimmes. Wie konnte sie ihn so betrügen? Wie konnte
sie mit dieser Lüge leben? Doch der Ehrgeiz hatte sie gepackt und stieß sie
vorwärts. »Ich glaube, das ist das Papier, das Sie brauchen, Mylord«, sagte
sie. Er dankte ihr und steckte die Urkunde in die Tasche, ohne sie zu lesen.
    »Wo ist Ihre Anstandsdame, Mrs.
Middleton?« fragte er. »Sie hat mir noch gar nicht gratuliert.«
    Froh, wenigstens eine Wahrheit
bekennen zu können, sagte Emily: »Mrs. Middleton ist im Aufenthaltsraum der
Diener. Sie ist hier die Haushälterin. Ich musste ihre Dienste als Anstandsdame
in Anspruch nehmen, weil ich keine weiblichen Verwandten mehr habe und keine
Frau aus der guten Gesellschaft kannte, als ich in London ankam.«
    »Was für unerschöpfliche Quellen Sie
in Ihren Dienern haben, meine Liebe. Aber wir werden heiraten, und zwar ganz
bald, und dann können Sie sich ganz auf mich stützen.«
    Er trat auf sie zu und nahm sie in
die Arme.
    Er neigte seinen Kopf zu ihr herab
und gab ihr einen Kuss, einen förmlichen, keuschen Kuss auf die Lippen. Aber
Emily hatte vergessen, dass echte Ladys keine Leidenschaften empfinden. Die
kühle Berührung seiner Lippen entfachte in ihr ein brennendes Feuer. Auf die
natürlichste Weise der Welt schlang sie die Arme um seinen Hals und erwiderte
seinen Kuss.
    Und da küsste er sie richtig, und
Emily stöhnte laut und hemmungslos auf und kam ihm mit jeder Faser ihres
Körpers entgegen.
    Hingerissen küsste er ihre Ohren,
ihren Nacken, ihre Kehle und wieder ihre Lippen, als ihn eine kühle innere
Stimme dazu bewog, auf Sitte und Anstand zu achten. Schließlich stand die Türe
offen, und jeder geschwätzige Diener, der durch die Halle ging, hatte einen
überaus interessanten Anblick.
    Er hob den Kopf und rüttelte sie ein
bisschen. »Warte, bis wir verheiratet sind, mein Liebling«, sagte er zärtlich.
»Dann werden wir unendlich viel Zeit für Küsse haben.«
    Emily errötete peinlich berührt. Sie
wusste, _dass sie sich schändlich benommen hatte. Und hatte sich nicht dieses
verflixte erdichtete Stubenmädchen, Emilia, genau durch solche Unbeherrschtheit
verraten?
    Aber als er sich verbeugte und zur
Türe ging, stehenblieb, zurückkam, sie noch einmal in die Arme nahm und mit
fieberhafter Leidenschaft küsste, verriet ihr unbeherrschter, zügelloser
Körper sie wieder, so dass sie zu einem Sessel taumeln und sich hinsetzen musste,
als er sie schließlich freigab und sich verabschiedete. Es dauerte eine Weile,
bis sie sich dazu aufraffen konnte, Rainbird zu rufen.
    Als der Butler das Zimmer betrat,
sagte Emily barsch: »Setzen Sie sich, Rainbird.«
    »Danke, Madam.« Rainbird setzte sich
steif auf die Kante des Stuhls ihr gegenüber.
    »Es überrascht mich, dass Sie mich
nicht mit Emily ansprechen — jetzt, wo Sie wissen, dass wir derselben Klasse
angehören«, sagte Emily.
    »Es ist nicht meine Pflicht, die
Machenschaften meiner Herrschaften zu beurteilen«, erwiderte Rainbird.
    »Sie haben eine Geburtsurkunde
fälschen lassen«, sagte Emily. »Das tut man nicht — man kramt auch nicht in
fremden Papieren. Aber ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen. Sie werden es
niemandem erzählen?«
    »Nein, Miss Emily.«
    »Dann bin ich bald die Countess of
Fleetwood.«
    »Meine Glückwünsche. Aber, Miss,
haben Sie nicht bedacht, dass es klüger wäre, Mylord die Wahrheit zu sagen? Er
wird sie früher oder später erfahren.«
    »Warum?« brauste Emily auf. »Sehe
ich etwa nicht wie eine Lady aus?«
    »Sie sind eine Lady«, sagte
Rainbird. »Aber Mylord ist sehr in Sie verliebt, und verliebte Männer werden
leicht eifersüchtig und misstrauisch und spüren es, wenn eine Frau Geheimnisse
hat.«
    »Man sagt, dass Liebe blind macht«,
sagte Emily leichthin.
    »Nur kurze Zeit«, erwiderte der
Butler ernst. »Ich bin davon überzeugt, dass Mylord Sie, auch wenn er die
Wahrheit wüsste, heiraten würde.«
    »Er könnte mir verzeihen, dass ich
von niederer Geburt bin«, meinte Emily. »Aber er würde mir nie verzeihen, dass
ich eine Dienerin war. Ich war in Sir Harrys Haushalt Stubenmädchen. Fleetwood
verabscheut Dienstboten.«
    »Was das betrifft, so liegt es
vielleicht daran, dass es nach dem Tod seiner ersten Frau soviel Klatsch gegeben
hat.«
    »Dann sollte er seiner schrecklichen
Schwester die Schuld an diesem Skandal geben und nicht seinen Dienern.

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