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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Straße eine Kutsche rumpelnd näherte und Rainbird rief: »Es ist
schon Mittag! Das wird Seine Lordschaft sein. Wenn der Gerichtsschreiber nicht
in einer Minute da ist, bringe ich ihn um.«
    Ein Stockwerk höher hatte sich der
Earl of Fleetwood zu einer vertraulichen Besprechung mit Mr. Goodenough in den
vorderen Salon zurückgezogen. Rainbird
servierte Wein. Er stellte sich in den
Türrahmen, statt das Zimmer zu verlassen.
    Mr. Goodenough
sah schlecht und unglücklich aus.
    »Sie wissen,
warum ich gekommen bin?« fragte der Earl.
    »Ja, Mylord«, sagte
Mr. Goodenough mit düsterer Stimme.
    »Und geben Sie
mir Ihre Erlaubnis?«
    »Ja, Mylord.«
    »Sie sind vielleicht unglücklich
wegen der Hast und Heimlichkeit, in der diese Hochzeit stattfinden soll. Ich
bin bereit, nach ein paar Monaten die Hochzeit mit dem entsprechenden
Zeremoniell nachzufeiern, wenn Ihnen dabei wohler ist.«
    »Nein!« wehrte
Mr. Goodenough entsetzt ab.
    »Was nun die
Mitgift und den Heiratsvertrag betrifft...«
    »Es geht mir
nicht gut, Mylord, überhaupt nicht gut!« rief Mr. Goodenough aus und zog an
seiner Halsbinde. »Für Geschäfte habe ich gar keine Begabung.«
    »Dann werden
unsere Anwälte —«
    »Ich hasse Anwälte.
«
    Rainbird trat ans Fenster und
blickte hinaus, als ob er nach jemandem Ausschau hielt.
    In diesem Moment betrat Emily den
Raum. Der Earl stand auf und verbeugte sich vor ihr.
    Sie warf einen besorgten Blick auf
ihren bekümmerten »Onkel« und dann auf den Earl. »Haben Sie die Erlaubnis
meines Onkels nicht bekommen?« fragte sie.
    »Ich habe Mr.
Goodenoughs Zustimmung«, antwortete der Earl, »aber ich fürchte, ich habe ihm
mit geschäftlichen Angelegenheiten zugesetzt.«
    »Aber ich war der Meinung, dass wir
auf solche unromantischen Abmachungen verzichten wollen«, rief Emily.
    Der Earl
zögerte. Es war gegen die Tradition, es ging ihm gegen den Strich, keine
finanziellen Abmachungen zu treffen. Aber sie war so wunderschön, und sie hatte
ihm vertraut. Es war das mindeste, ihr Vertrauen zu erwidern.
    »Also gut«, sagte er. »Ich werde
heute noch eine Sondererlaubnis erwirken. Aber Sie müssen wenigstens einige
Formalitäten beachten.«
    Rainbird stieß einen Laut aus und
rannte aus dem Zimmer.
    »Welche?« fragte Emily und gab sich
alle Mühe, ruhig zu erscheinen.
    »Ich brauche Ihre Papiere — die
Geburtsurkunde Ihrer Gemeinde.«
    »Ich möchte mich hinsetzen«, sagte
Emily leise. Sie wusste, dass sie ihn jetzt zurückweisen musste. Er würde die
Urkunde lesen und dann wissen wollen, warum sie ihren Namen geändert hatte. Er
würde erfahren, dass ihre Eltern einfache Leute waren. Vielleicht würde er sie
in seinem Zorn sogar öffentlich brandmarken.
    Der Earl wartete geduldig, während
sie sich hinsetzte, und noch geduldiger, als sie starr schweigend auf ihre
Hände herabblickte. »Die Papiere, Miss Goodenough«, forderte er sie freundlich
auf.
    »Ach ja, die Papiere«, sagte Emily
verzweifelt. »Onkel, bitte laß uns allein! Ich will Lord Fleetwood etwas
sagen.«
    Mr. Goodenough kam zu Emily herüber,
beugte sich herab und küsste sie auf die Wange. »Es tut mir so leid«, flüsterte
er.
    Die Stimmung des Earl schlug um. Die
Frage nach ihren Papieren war offenbar nicht vorgesehen gewesen. Sie wollte
das Geheimnis ihrer Geburt verbergen. Wenn dieses Geheimnis so schrecklich war,
dann sollte er sie lieber nicht heiraten. Er hatte zwar immer noch die
Möglichkeit, sie nach Gretna Green in Schottland zu bringen und dort ohne
Ausweispapiere zu heiraten, aber er wusste in seinem Inneren, dass sie das
nicht wollte.
    Rainbird kam wieder herein und ging
quer durch das Zimmer zu Emily hinüber. »Ihre Papiere, Madam«, sagte er.
    Emily wurde sehr blass. »Danke,
Rainbird«, sagte sie leise. »Ich werde später mit Ihnen sprechen. Ich hatte Sie
nicht gebeten, sich um meine Papiere zu kümmern.«
    Sie saß da und schaute auf das
vergilbte Blatt Papier in ihrer Hand. Sie würde es dem Earl übergeben, damit
das Versteckspiel ein Ende hatte.
    Da fiel ihr die krakelige
Handschrift auf. Sie schaute noch einmal auf das Schriftstück. Sie traute ihren
Augen nicht. Es musste sich um eine optische Täuschung handeln. Schnell trat sie
mit dem Blatt ans Fenster und las es unter heftigem Herzklopfen. Geboren 1791,
Emily Goodenough; Mutter: Rachel Parsons, Jungfer; Vater: Ebeneezer Goodenough,
Gentleman.
    Eine leichte Röte stieg in ihre
bleichen Wangen. Sie konnte den Earl doch heiraten! Rainbird hatte ihr
Geheimnis herausgefunden

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