050 - Monsterburg Höllenstein
Morna gingen
mit Eckert, Thönessen und einem Hundeführer an die Stelle, wo der PSA-Agent in
der vergangenen Nacht den makabren Fund machte. X-RAY-3 hatte
den Stamm leicht markiert, um den Ort des Geschehens sofort wiederzufinden. Der
Boden war noch aufgewühlt. Nichts hatte sich seit der letzten Nacht verändert.
Meter für Meter durchkämmten die Polizisten das Waldstück. Larry und Morna
beteiligten sich daran. Plötzlich begann ein Hund nervös zu werden und an einem
Erdhügel zwischen zwei Bäumen zu scharren. Im Nu waren drei, vier weitere
Beamte zur Stelle, die mit ausklappbaren Spaten den Boden lockerten und
aushoben. In nur zwanzig Zentimeter Tiefe, bedeckt von Laub und Zweigen,
stießen die Männer auf ein weiteres Leichenstück.
Es war ein abgesägtes,
komplettes Bein. Es lag rund fünfhundert Meter von der ersten Fundstelle
entfernt. Larry und der Leiter der Mordkommission, Thönessen sahen sich an.
»Vielleicht finden wir hier alles«, murmelte der Mann von der Kripo. »Und
vielleicht noch etwas mehr«, fügte Larry Brent hinzu, dessen Gedanken schon
wieder über den Moment hinausgingen. »Sie meinen, daß möglicherweise mehr als
eine Leiche…«
»Ich hoffe es nicht.
Aber wenn einer so etwas Abscheuliches macht, tut er es in der Regel nicht nur
einmal. Sie haben es mit einer Bestie zu tun, Thönessen! Und ich frage mich, ob
die Schüsse letzte Nacht nicht in ursächlichem Zusammenhang dazu stehen.«
»Wie meinen Sie das,
Mister Brent?«
»Vielleicht haben wir
durch unser Auftauchen jemand aufgeschreckt, der nervös reagierte. Vielleicht
war es die Gefahr, von der die Erscheinung der Anja Garetz zu uns gesprochen
hat. Die Schüsse waren real. Die Kugeln liegen in Ihrem Labor und werden in der
Zwischenzeit untersucht. Der Schütze hat sich hier irgendwo im Dickicht
verborgen gehalten, vielleicht sogar auf einem Baumwipfel, so daß wir ihn
unmöglich sehen konnten.« Das Bein war eindeutig das eines Mannes. Es sah nicht
weniger schlimm aus als die entdeckte Hand. Vom eingetretenen Zerfall her
konnte man darauf schließen, daß es sich um dieselbe Person handelte, die von
einem grausamen Mörder zerstückelt wurde. Der Körperteil steckte noch im
Hosenbein. Der Stoff war brüchig, ließ sich jedoch als Baumwolle mit Mischfaser
und von blauer Farbe identifizieren. Die Suche nach weiteren kleinen Gräbern
wurde unvermindert fortgesetzt. Thönessen wurde über Sprechfunk informiert, zum
Wagen zurückzukommen. Der Kommissar wurde vom Revier verlangt. Thönessen
beeilte sich. Bei den Dienstwagen waren zwei Beamte postiert, die die
Verbindung zu Revier und Kommissariat aufrecht erhielten. Thönessen ließ sich
auf den Beifahrersitz fallen und griff nach dem Hörer des Funktelefons. Sein
Büro informierte ihn über einen Anruf.
»Frau Dasner hat
angerufen, Kommissar. Ihr Bruder ist in der letzten Nacht nicht nach Hause
gekommen. Deshalb allein aber macht sie nicht die Pferde scheu. Sie hat im Haus
etwas entdeckt, das Sie sich unbedingt ansehen sollten. Ernst Dasner scheint
auch nach seiner Pensionierung noch einiges getan zu haben, was er
offensichtlich nicht hätte tun dürfen.«
»Sie sprechen in
Rätseln«, warf Thönessen dem Anrufer vor. »Tut mir leid, Kommissar. Ich kann
Ihnen nur das weitergeben, was Frau Dasner mir mitzuteilen bereit war. Alles
andere wollte sie persönlich mit Ihnen besprechen. Sie sollen umgehend zu ihr
kommen.«
»Wie stellt sie sich das
vor?«
Seufzen. »Keine Ahnung,
Kommissar. Aber so hat sie’s gesagt. Es sei sehr wichtig. Sie hat etwas
entdeckt, das Sie auf alle Fälle interessieren würde.« Thönessen nickte. »Gut,
ich mach mich auf den Weg.« Ernst Dasner war sein Vorgänger, ehemals Leiter der
Mordkommission. Ein Mann, der sich zweifellos Verdienste bei der Aufklärung der
Fälle, die auf seinen Schreibtisch gelangten, erworben hatte. Dasner war
Vollblut-Kriminalist gewesen, ein Mann aus echtem Schrot und Korn. Unorthodox
war er oft vorgegangen, von den Kollegen belächelt. Hart an der Grenze des
Erlaubten hatte er seine Kompetenzen ausgespielt. Von seinen Vorgesetzten hatte
er manchmal wegen des Überschreitens gewisser Schicklichkeitsgrenzen herbe
Kritik einstecken müssen, die teilweise auch an die Öffentlichkeit gedrungen
war. Aber der Erfolg hatte ihm immer recht gegeben. Wenn Dasner eine Spur
aufnahm, konnte man damit rechnen, daß sein Riecher wieder mal richtig war und
zum Erfolg führte. Dasner hatte nur für seinen Beruf gelebt und war nie
verheiratet
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