0502 - Die Disco-Hexe Tessy
Sie auch nicht mit meinen Problemen belästigt, Mr. Sinclair, wenn es da nicht noch einen anderen Grund oder seltsamen Vorfall gegeben hätte.«
»Und der wäre?«
Er trank noch einen Schluck. »Ich weiß, daß Sie mit Dingen konfrontiert werden, über die andere lachen. Auch ich hätte darüber gelacht. Da ich jedoch indirekt selbst betroffen bin, verging mir das Lachen. Susan hat mich aufmerksam gemacht. Sie hörte in den letzten Nächten stets die Stimme meines Sohnes.«
»Wie das?«
»Das weiß ich nicht genau. Im Traum oder so. Jedenfalls in der Nacht, sagte sie.«
»Hat die Stimme etwas Bestimmtes gesagt?«
»Ja, und jetzt wird es schlimm. Deshalb habe ich Sie auch eingeweiht, Mr. Sinclair. Mein Sohn sagte, wenn er sich meldete: Ich bin in der Hölle. Hol mich hier raus, Susan. Ich bin in der Hölle…«
Ich umklammerte mein Glas, schaute auf die Flüssigkeit und trank es leer.
»Nun, Mr. Sinclair?«
Ich schluckte den Whisky, holte durch die Nase Luft und sagte:
»Das hat Susan Holmes genau gehört?«
»Ja, immer wieder.«
»Mehr nicht?«
»Doch, aber ich weiß nicht, ob ich damit herausrücken soll. Es kommt mir so unwahrscheinlich vor.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Susan hatte das Gefühl, als würde die Gestalt meines Sohnes neben ihrem Bett stehen und er mit kalten Totenfingern über ihren Körper streichen. »Ein… Geist, verstehen Sie?«
»Ja, schon…«
»Was sagen Sie?«
Ich lächelte. »Darüber müßte man mit Susan Holmes selbst sprechen.«
»Das habe ich mir auch gedacht, Mr. Sinclair. Ich bin froh, daß der Vorschlag von Ihnen stammt.«
»Wann kann ich mit Susan reden?«
»Am besten des Abends. Wir müßten dann so lange bei ihr bleiben, bis sie eingeschlafen ist und wieder die Stimme meines Sohnes hört oder das Gefühl hat, sie zu sehen.«
»Ja, so denke ich auch.«
Mike Fox wirkte erleichtert. »Dann sind Sie also einverstanden?«
»Natürlich. So etwas aufzuklären, gehört zu meinem Job.«
Fox lachte. »Hatte ich einen Bammel vor diesem Gespräch! Jetzt ist mir eine Last von der Seele gefallen. Wenn ich Susan für eine Spinnerin gehalten hätte, wäre alles kein Problem gewesen. Das ist sie beileibe nicht. Susan steht mit beiden Beinen auf der Erde, und sie weiß, wo es einmal für sie langgehen soll.«
»Noch einmal das gleiche?« fragte der Boxer-Wirt.
»Nein, danke, zahlen.« Fox holte einen Schein aus der Tasche und legte ihn auf die Theke. »Jetzt brauchen Sie nur noch Susans Adresse.«
»Das allerdings.«
»Sie wohnt in der Jonathan Street 24.«
»Ist das nicht in Vauxhall?«
»Genau.«
»Das werde ich finden.«
»Ich würde auch gern mitkommen, Mr. Sinclair.« Mike Fox lächelte. »Susan kennt mich. Wenn sie zu Ihnen kein Vertrauen hat, zu mir wird sie es haben.«
»Meinetwegen, kommen Sie mit. Ich habe nichts dagegen.«
»Dann bis später und vielen Dank schon jetzt.«
Wir machten noch eine Uhrzeit aus und legten sie in den frühen Abend hinein.
Ins Büro fuhr ich nicht mehr. Mein Weg führte mich direkt nach Hause, wo ich Suko einen Besuch abstattete. Der Inspektor grinste mich an. Er stand in der Küche und kochte einen Tee.
»Du hast den Nachmittag ja hervorragend herumbekommen, alter Knabe. Glenda war schon ganz nervös.«
»Die regt sich auch wieder ab. Außerdem war ich dienstlich unterwegs und bin nicht nur durch London kutschiert.«
Suko deutete auf mein Haar. »Ja, man sieht es.«
»Ich traf einen Kollegen.«
»Beim Friseur?« Suko holte eine zweite Tasse aus dem Schrank.
»Du trinkst doch auch einen Schluck?«
»Ja.«
»Also weiter, du hast einen Kollegen getroffen…«
»Mike Fox«, unterbrach ich ihn.
»Den von der Rauschgift-Fahndung?«
»Genau ihn. Und der hatte auf mich gewartet, weil er in Schwierigkeiten geraten ist.«
Suko nahm die Kanne, ich die Tassen. »Gehen die Schwierigkeiten uns etwas an?«
»Es sieht so aus.«
»Dann haben wir einen neuen Fall am Hals.«
»Möglich.« Ich stellte die Tasse ab. »Der Mann ist verzweifelt, weil er seinen Sohn verloren hat, der ebenfalls Polizist geworden ist. Der Sohn heißt Kid.«
»Nicht sehr originell, aber davon abgesehen, wurde der junge Mann ermordet?«
»Das ist die Frage. Wenn ja, von wem.« Ich setzte mich und schaute Suko zu, der den Tee einschenkte. »Sagt dir der Begriff Tessy and the Monsters etwas?«
»Nein!«
»Das soll eine Rockgruppe sein. Hardrock, ein Hammer, ätzend, wie auch immer.«
»Und weiter?«
»Kid Fox hat sich in Tessy verliebt. Er muß
Weitere Kostenlose Bücher