0502 - Die Disco-Hexe Tessy
in die Sängerin total verknallt gewesen sein, denn er hat alles andere vergessen, was ihm früher etwas bedeutet hat. Vor allen Dingen seine Freundin Susan. Er hatte sie sitzenlassen.«
»Und jetzt ist sie sauer?«
»Nicht nur das. Niemand weiß, wo Kid geblieben ist. Er hat sich auch nicht bei seinem Vater gemeldet, aber Susan hat etwas von ihm bemerkt.« Ich berichtete Suko davon, wie der junge Mann oder dessen Geist Kontakt mit Susan aufgenommen hatte.
Der Inspektor horchte auf. »Und das ist kein Irrtum oder gelogen?«
»Nein. Das jedenfalls sagt der Vater.« Ich nahm einen Schluck.
»Mit Mike Fox bin ich so verblieben, daß ich seiner Tochter am heutigen Abend einen Besuch abstatten werde. Fox ist auch dort.«
Suko schaltete schnell. »Du wartest also darauf, daß sich dieser Verschwundene meldet?«
»Richtig.«
»Soll ich mitkommen?«
»Wenn du nichts Besseres vorhast.«
»Doch – schlafen.« Suko grinste. »Aber ich will mal nicht so sein, John. Ich begleite dich.«
»Okay.«
Suko schaute mich an. »Du hast bestimmt noch etwas in der Hinterhand, John, sonst wärst du nicht so sehr auf diesen Fall abgefahren. Leg schon los, was ist es?«
»Es geht mir mehr um mein Gefühl.«
»Und was sagt dir das?«
»Daß möglicherweise mehr hinter dem Fall steckt, als wir bisher angenommen haben.«
»Dazu kann ich nichts sagen. Du mußt es wissen.« Er schaute auf seine Uhr. »Wann fahren wir?«
»Nach dem Essen.«
»Einverstanden.«
***
Wir hatten unseren Plan im letzten Augenblick geändert. Suko war zwar mitgefahren, er wollte jedoch nicht mit in die Wohnung des jungen Mädchens gehen. Zuviel Besuch hätte Susan möglicherweise unsicher gemacht und den Geist abschrecken können.
»Dann werde ich mal auf dich warten, John.«
»Bleibst du im Wagen?«
»Ja.«
»Bis später.«
Er winkte mir zu, und ich ging den schmalen Weg, der von der Straße zum Haus führte. Es lag ein wenig versetzt, bestand praktisch aus zwei Bauten, die dicht zusammenstanden und durch einen roten, hohen Streifen aus Ziegelsteinen getrennt war.
Das Haus selbst lag inmitten einer kleinen Grünanlage. Früher hatte es sicherlich einem Reichen gehört. Jetzt wohnten zahlreiche Mieter darin. Ich fand den Namen Holmes auf einem Klingelbrett und stellte fest, daß ich bis in die vierte Etage mußte, also unter das Dach.
So alt das Haus auch war, man hatte es renoviert und mit neuer Technik ausgestattet. Dazu zählte auch eine Gegensprechanlage. Ich drückte auf den Knopf am Klingelbrett, wartete ab und hörte eine zögernd fragende Frauenstimme aus dem Lautsprecher.
»Wer ist da?«
»Mein Name ist John Sinclair. Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Mr. Fox.«
»Ja, ich weiß Bescheid, Mr. Sinclair, kommen Sie bitte herein. Ich drücke Ihnen auf.«
Sie tat es auch. Ich stieß die Tür auf, betrat einen breiten Flur und sah einen Gitterlift.
Aus einer Wohnungstür schaute mich ein älterer Mann über den Rand seiner Nickelbrille bitterböse an und zog den Kopf erst zurück, als ich ihn freundlich begrüßt hatte.
Es roch ein wenig muffig, auch nach Putzmitteln. Der Aufzug fuhr bis unter das Dach, wo die Wände schon schräg waren.
Zwei Wohnungen erreichte man durch einen kleinen Flur. Die doppelte Anzahl kleiner Fenster ließ soviel Licht durch, daß der Flur auch um diese Stunde hell wirkte.
Es war mittlerweile nach zwanzig Uhr. Die meisten Menschen in London hockten jetzt vor ihren TV-Apparaten. Eine Tür öffnete sich.
Mike Fox stand auf der Stelle. Er rang sich ein schwaches Lächeln ab. Es schien ihm nicht gut zu gehen.
»Guten Abend, Mike. Haben Sie etwas?«
»Ich fühle mich unwohl. Seelisch, meine ich. Ich weiß nicht, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen habe.« Er schaute mich dabei fragend an, als erwartete er von mir eine Antwort.
»Das wird sich zeigen, Mike.«
»Kommen Sie herein.«
Ich wartete noch. »Wie hat Susan die neue Sachlage aufgenommen? Haben Sie das Mädchen eingeweiht?«
»Ja.«
»Und?«
»Sie zweifelt.«
»An mir?«
»Auch. Gleichzeitig hofft sie aber, daß der Geist ihres Freundes und meines Sohnes wieder erscheint. Wir werden sehen, John, was an dieser Geschichte stimmt. Habe ich danebengetippt, kann ich Sie nur um Entschuldigung bitten.«
Mike Fox gab den Weg frei, damit ich die Dachwohnung betreten konnte.
Sie war klein, aber gemütlich. Die schrägen Deckenwände trafen sich in der Mitte des Raumes. Sie waren nicht ganz bis zum Boden heruntergezogen. Es blieb
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