0502 - Die Disco-Hexe Tessy
furchtbares Geschöpf.«
»Geschöpf oder Mensch?«
»Weiß ich nicht. Natürlich sieht sie menschlich aus. Und ich habe ihn noch zu diesem Rockkonzert geführt, weil ich hörte, daß die Gruppe toll sein soll.«
»War sie das?«
»Ja. Tessy and the Monsters stellten alles bisher Dagewesene in den Schatten. Das ist natürlich Geschmacksache, aber die Musik machte mich an.«
»Und Ihren Freund auch?«
»Dem ging es nur um Tessy. Dieses Weib faszinierte ihn nicht nur, es hat ihn nahezu hörig gemacht. Er sprach von nichts anderem mehr als von Tessy. Er hat sich unheimlich verändert. Er war mit seinen Gedanken nur bei ihr. Er mußte immer wieder hin, um sich die Frau anzuschauen. Ich war natürlich wie vor den Kopf geschlagen, habe auch versucht, ihn davon abzubringen, leider ohne Erfolg. Er wollte immer wieder zu ihr. Und er ist auch gegangen, ohne mich.«
»Sie haben gelitten.«
»Da sagen Sie etwas. Ich habe auch auf ihn eingeredet. Es hat nichts genutzt. Das war mehr als Schwärmerei, John. Kid war dieser Person hörig.«
»Hat sie ihn denn erhört?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir hatten dann kaum noch Kontakt.«
»Susan erzählt die Wahrheit«, sagte Mike Fox. »Mein Sohn wurde zu einem anderen Menschen. Diese Disco-Hexe hat ihn regelrecht eingefangen, was ich auch nicht begreifen kann. Sie muß etwas an sich haben, von dem wir keine Ahnung haben. Ich würde sagen, daß diese Person einen dämonischen Touch besitzt.« Er schaute mich an.
»Was sagen Sie dazu, John. Sie sind der Fachmann?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Haben Sie keine Ahnung, keinen Verdacht?«
»Das schon.«
»Bitte seien Sie ehrlich, John«, sprach mich Susan an. »Glauben Sie daran, daß Kid noch lebt?«
»Solange die Leiche des jungen Mannes nicht gefunden worden ist, dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben.«
Sie winkte ab. »Ein Spruch, mehr nicht.«
»Ja, das gebe ich zu. Aber ein Spruch, der zutrifft.«
Susan starrte mich an und sah trotzdem durch mich hindurch.
»Wie kann er noch leben, wenn ich ihn als Geist gesehen habe? Er hat mir gesagt, er wäre aus der Hölle gekommen. Aus welcher Hölle? Gibt es die Hölle überhaupt?«
»Nicht so, wie wir vielleicht einmal von ihr als Kinder gehört haben, Susan.« Ich goß mir einen Schluck Wasser ein. Unter dem Dach war es ziemlich warm. »Aber das ist im Moment nicht unser Thema. Ich möchte Sie fragen, ob Sie überhaupt einschlafen können? Jetzt, meine ich, wo wir das Experiment durchführen wollen?«
»Das wird schon klappen.«
»Kurz bevor Sie kamen, John, hat Susan zwei Schlaftabletten genommen. Das wird schon klappen.«
Ich lächelte. »Dann müßten Sie eigentlich jetzt zu Bett gehen, Susan. Es wird allmählich dunkel.«
»Das denke ich auch. Ich kann aber für nichts garantieren«, sagte sie noch. »Ich weiß nicht, ob er wieder erscheint. Wir können nur noch hoffen.«
»Ja, natürlich.«
Sie nahm noch einen Schluck Wasser. »Und was werden Sie tun, wenn er kommt?«
»Das weiß ich noch nicht.«
Sie schaute zum Tisch. »Kann man überhaupt etwas gegen Gespenster unternehmen?«
»Das ist schwer, weil man sie ja nicht anfassen kann. Man greift hindurch. Sie sind zwar sichtbar, aber dennoch körperlos.«
»Das habe ich auch gehört.« Susan stand auf.
»Sollen wir das Licht löschen?« fragte Mike.
»Ja, aber lassen Sie eine Lampe brennen, am besten die kleine dort in der Ecke.«
Es war eine moderne weiße Leuchte, die eine geometrische Form besaß. Mike Fox ging hin und schaltete sie ein, während er das Licht der Deckenleuchte löschte.
Es wurde nur ein kleiner Teil des Raumes erhellt. Die Ecke, in der das Bett stand, bekam von dem Licht nichts mit. Auch durch die schrägen Dachfenster fiel nur schmutziggraues Licht.
Susan ging mit schleppenden Schritten auf das Bett zu. Sie gähnte auch zweimal. Die Wirkung der Schlaftabletten machte sich allmählich bemerkbar.
Mit schon müden Bewegungen nahm Susan auf der Bettkante Platz. Sie hob den Kopf und lächelte mir zu. »Tun Sie ihr Bestes, John«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich… ich möchte meinen Freund zurückhaben. Kid muß wieder so werden wie früher.«
»Versprechen kann ich nichts, aber es wird schon klappen, Susan.«
»Ich habe Angst!«
»Vor wem?«
»Nicht vor Kid.« Sie gähnte wieder. »Vor der ganzen Situation und vor dieser Tessy.«
»Das brauchen Sie nicht.«
»Doch, John. Diese Frau ist gefährlich. Das spüre ich genau. Sie ist sehr gefährlich. Sie besitzt eine
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