0502 - Die Disco-Hexe Tessy
mehr vorhanden.
Polizisten suchten nach Zeugen. Suko meldete sich. Er erklärte den Kollegen, wie es zu diesem Brand gekommen war und daß es sich dabei um einen Anschlag auf ihn gehandelt hatte.
»Eine Handgranate«, meinte ein dicker Sergeant. »Das hatten wir uns schon gedacht. Terroristen, Sir?«
»Nein, es hatte private Gründe.«
Der Feuerwehrmann lachte. »Sie leben aber verflucht gefährlich.«
»Da sagen Sie was.«
»Ich lasse die Kiste wegschleppen. Alles andere können Sie dann erledigen.«
»Natürlich.«
Es würde einigen Wirbel im Yard geben. Die Finanz-Abteilung stellte sich immer an, als müßte sie das Geld aus der eigenen Tasche bezahlen.
Ich kam wieder auf den direkten Fall zurück. »Wer in London gastiert oder arbeitet, muß auch irgendwo wohnen. Wissen Sie über die Gruppe Bescheid?«
»Tut mir leid, John. Ich weiß nur, wo sie auftreten.«
»Wir finden heraus, wohin sie sich abgesetzt haben.«
»Wollen Sie denn in dieser Nacht etwas unternehmen?«
Ich schaute Suko an. »Was meinst du?«
»Kann dem Jungen etwas passieren? Was hast du überhaupt erlebt?«
»Das Mädchen hat recht. Ihr Freund ist ihr und uns als Gespenst erschienen.«
»Und er will aus der Hölle geholt werden?«
»So ist es.«
»Dann müßte eigentlich jemand hineingehen, um ihn dort rauszuziehen. Wie wär’s mit dir, John?«
»Wenn du mir den Eingang zeigst, sofort.«
»Wir werden ihn eben suchen müssen…«
***
Tessy fühlte sich nicht gut, obwohl sie in diesem Moment aussah, als wäre sie mit sich und der gesamten Welt zufrieden. Sie lag auf dem Bett in ihrem Wagen, starrte gegen die Decke und dachte darüber nach, daß sie es fast geschafft hatte.
Es war ihr gelungen, die Liebe zwischen zwei Menschen zu überwinden.
Damals, als der Teufel zu ihr kam, weil sie ihn beschworen hatte, da wollte sie nicht so recht daran glauben. Heute jedoch sah alles anders aus. Und trotzdem gab es gewisse Dinge, die ihr überhaupt nicht gefielen. Dazu gehörte die Rückkehr des zweiten Ichs, dieses gespensterhaften Wesens namens Kid Fox.
Sie wußte davon, daß er sich mit seiner Freundin in Verbindung setzte, aber sie konnte nichts tun, nur beobachten.
Susan hatte bereits Konsequenzen gezogen und andere Menschen ins Vertrauen gezogen.
Einen Mann namens John Sinclair!
Wenn es einen Menschen gab, der in der Haßskala der Hölle ganz oben stand, dann war es dieser verfluchte Geisterjäger. Asmodis hatte Tessy vor ihm gewarnt. Er wußte, daß Sinclair aufmerksam werden würde, wenn die Aktivitäten zu stark würden. Sie aber hatte es nicht anders gewollt. Und wenn Sinclair zu nahe herankam, würde er sich in ihrem Netz verfangen. Bisher hatte sie jeden Mann bekommen.
Sie war allein. Pete hatte sie mit einem bestimmten Auftrag weggeschickt. Er sollte Sinclair eine kleine Warnung vor den Bug schießen. Eine Warnung, die auch ein Mord sein konnte. Ob es klappte, stand in den Sternen. Jedenfalls besaß Tessy ein ungutes Gefühl. Es waren schlechte Vibrationen, die sie irritierten. Irgend etwas stimmte nicht mehr so wie früher. Jemand spielte gegen sie.
War Sinclair bereits auf der Siegerstraße?
Mit einem Ruck stand Tessy auf. Sie hatte sich umgezogen. Auf der nackten Haut spürte sie jetzt das weiche Leder ihres Hosenanzugs. Noch immer standen die Haare wie zwei Flügel vom Kopf.
Auch ihre Augen zeigten weiterhin den diabolischen Ausdruck.
Sie hatte es nicht weit bis zu ihrem Sarg und schlich mit pantherhaften Bewegungen auf ihn zu.
Die Lippen waren dabei verzogen. Sie hielt die Arme ausgestreckt, als wollte sie jemand empfangen. Die Nägel gerieten in Bewegung, wenn sie die Finger krümmte. Sie glichen Spinnenbeinen mit daran hängenden Blutstropfen.
Neben dem Sarg blieb sie stehen. Er enthielt ihr großes Geheimnis.
Nur sie war darüber informiert, andere sahen ihn zwar, konnten aber nur staunen.
Tessy ging in die Knie und legte beide Hände auf den Sargdeckel.
Dann strich sie darüber. Es sah so aus, als wollte sie ihn streicheln.
Tessy mußte das tun. Fast in jeder Nacht führte sie dieses Ritual durch, denn die Hölle wollte ihr Opfer. Mit beiden Händen griff sie zu und öffnete den Deckel.
Sie stellte ihn hoch und schaute dorthin, wo sich eigentlich der Sargboden abzeichnen mußte.
Da war nichts.
Nur diese geheimnisvolle Höllenschwärze, in der sich der Teufel und seine Helfer wohlfühlten.
Kein Rauch, kein Qualm, nur eben die unendliche Tiefe. Ein Labyrinth, das in eine andere Welt führte.
In
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