0502 - Die Disco-Hexe Tessy
auch, so etwas wie ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen, möglicherweise hatte ihr diese Begegnung gutgetan.
»Wie geht es jetzt weiter, John?«
»Wir können wohl nicht sehr viel tun. Es kommt einzig und allein auf Susan an.«
»Und ihre Liebe, wie?«
»So ist es.«
»Sie muß gegen den Einfluß dieser Disco-Hexe Tessy kämpfen«, murmelte Fox. »Es wird sehr schwer sein. Hoffentlich reicht die Liebe aus, um das Böse zu überwinden.«
»Liebe ist immer stärker. Deshalb ist unsere Welt noch nicht in den Abgrund gefallen. So jedenfalls sehe ich es.«
»Vielleicht haben Sie recht.« Er stand auf, füllte ein Glas zur Hälfte mit Mineralwasser und nahm einen tiefen Zug. »Aber wir müssen ebenfalls etwas tun, oder wollen Sie Susan allein lassen?«
»Nein.«
»Haben Sie auch gehört, daß von einem Sarg gesprochen wurde? Was kann mein Sohn nur damit gemeint haben?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber ich«, sagte Fox und nickte. »Wenn mich nicht alles täuscht, steigt diese Tessy, bevor sie anfängt zu singen, aus einem Sarg, der auf der Bühne steht. Das ist jedesmal die große Schau, verstehen Sie? Da sind die Leute dann happy.«
»Und diese Monster?«
Er winkte ab. »Die stehen, soviel ich weiß, im Hintergrund. Eines ist sicher, John, wir werden uns das Konzert anhören müssen, ob wir wollen oder nicht.«
»Es läuft bestimmt.«
»Nein, heute ist Ruhetag. Sie sind nicht in der Lage, jeden Tag aufzutreten.«
»Wann können wir hin?«
»Morgen. Ich denke aber auch daran, den Bau untersuchen zu lassen. Am Tage sieht alles anders aus. Wenn wir mit den Kollegen dort eintreffen, werden sie…«
»Verdacht schöpfen und verschwinden«, erklärte ich.
»Meinen Sie?«
»Ja. Außerdem können wir ihnen nichts beweisen. Die würden alles abstreiten. Was haben wir denn in der Hand? Die Aussagen einer Gestalt, die es offiziell nicht geben kann?«
»Ja, das stimmt.«
Ich lächelte. »Polizist bin ich auch. Sie müssen an das Mädchen denken. Susan wird jetzt bis morgen früh tief durchschlafen. Das ist auch gut so, weil sie in der kommenden Nacht fit sein muß.«
»Wenn man das so sieht, haben Sie recht.«
Ich hatte noch eine wichtige Frage. »Wo tritt die Gruppe eigentlich auf?«
»Das weiß ich auch. Es ist ein kleiner Ort am Rande von London, nein, er gehört noch zu London. Liegt im Norden, man hat eine alte Sporthalle umgebaut.«
»Also keine große Schau in Sohos berühmten Theatern?«
»Nein. Vielleicht wollen sie es, falls wir ihnen nicht einen Riegel vorschieben.«
»Eines ist sicher«, faßte ich zusammen. »Diese Tessy steht nicht allein. Sie wird von drei Monstren unterstützt, wie Susan ja auch sagte. Mit ihnen müssen wir ebenfalls rechnen.«
»Das sind Musiker, wie?«
»Ja, nach außen hin.«
»Denken Sie da noch an etwas anderes?«
»Das kann durchaus sein. Ich würde sie auch als Schergen der Hölle bezeichnen. Auch als dämonisches Wesen mit menschlichem Aussehen. Das alles läßt sich feststellen.«
»Von einem Verhör dieser Tessy halten Sie wohl nichts, John?«
»Nein. Sie müssen dabei an Ihren Sohn denken. Diese Tessy hält ihn gewissermaßen als Geisel.«
»Ja, das stimmt.« Er schlug sich gegen die Stirn. »Entschuldigen Sie, aber ich bin ein wenig durcheinander. In der letzten Zeit habe ich Dinge erlebt, die ich früher als Spinnerei abgetan hätte. Ich habe den Geist meines Sohnes gesehen, er selbst ist verschwunden. Stellen Sie sich das einmal vor.«
Ich konnte ihm keine Antwort mehr geben, denn das Walkie-talkie meldete sich.
Suko wollte etwas von mir.
Gelassen zog ich das flache Gerät aus der Tasche, schaltete es ein und hörte die Stimme meines Freundes.
»John, du mußt kommen. Hier ist die…« Das letzte Wort sprach er nicht mehr aus, weil es in einem Krachen unterging …
***
Der Reporter Bill Conolly hatte mal den Begriff der gepflegten Langeweile geprägt. Suko zählte dazu die Warterei.
Eigentlich hätte er auch zu Hause sitzen können. Er schalt sich einen Narren, daß er im Wagen hockte und das Haus, in dem sich sein Freund John befand, im Auge behielt.
Andererseits – was sollte er in seiner leeren Wohnung ohne Shao, seine Partnerin, die noch immer verschwunden war, weil sie sie Nachfolge der Göttin Amaterasu angetreten hatte.
Da war auch noch etwas anderes. Suko besaß zwar keinen Beweis, aber so etwas wie eine Vorahnung, daß in dieser Nacht einiges geschehen würde. Da waren gewisse Strömungen, die auch an ihm nicht vorbeistrichen. Er
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