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0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang

Titel: 0509 - Der Würger auf dem Schienenstrang Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Gassen, die seitwärts abzweigten, schienen nur Wohnhäuser zu stehen. Kurz vor dem Platz, an dem Kirche und Rathaus einander gegenüberlagen, gab es eine Tankstelle mit angeschlossenem Restaurationsbetrieb. Ich fuhr mir mit der Hand über meinen schon ganz niedlichen Vollbart, bevor ich es wagte, in die Raststätte hineinzugehen. Hinter dem Büfett stand eine junge Frau in einer Kittelschürze und packte Sandwiches in eine Kühltruhe mit Sichtfenster. Sofort meldete sich mein Magen, aber ich beschloß, erst das Dienstliche zu regeln. Die Gelegenheit war günstig, denn in einer Ecke gab es eine richtige Telefonzelle, so daß mich nicht einmal jemand hätte belauschen können.
    »Guten Morgen, Ma’am«, sagte ich freundlich und zeigte in die Ecke. »Darf ich mal telefonieren?«
    Sie hatte schöne braune Augen und sah mich damit an, als hätte ich sie aufgefordert, sich der ersten Mondraketenbesatzung anzuschließen.
    »Sie wollen telefonieren?« wiederholte sie staunend.
    »Ja, bitte«, sagte ich mit all der freundlichen Bescheidenheit, die ein Tramp an den Tag legen muß, wenn er nicht abgewiesen werden will. Was jedem Bürger als normales Recht zusteht, steht einem Tramp noch lange nicht zu. Die Leute benehmen sich, als erwiesen sie einem Landstreicher eine besondere Gnade, wenn sie ihm nur gestatten, was bei allen anderen eine Selbstverständlichkeit wäre.
    »Ja, haben Sie denn Geld?« fragte sie.
    »Sie müßten mir allerdings wechseln«, gab ich zu und legte den Fünfer auf die Theke. »Ich muß doch sicher Münzen einwerfen, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wenn ich fertig bin, würde ich auch gern einen Kaffee trinken und etwas essen«, fuhr ich fort, um ihr Hoffnung auf einen kleinen Verdienst zu machen.
    »Hm… Ja. Natürlich.«
    Sie griff nach einem mißtrauischen Blick auf mich in ihre Kasse, zählte mir Münzen hin und stopfte den Schein in ihre Kitteltasche. Anschließend murmelte sie, daß sie sich um den Kaffee kümmern wollte, und verschwand durch eine Schwingtür.
    Ich ging in die Telefonzelle, warf vier Vierteldollar ein, wählte 212, die Vorwählnummer von New York City. Anschließend drehte ich LE 5-7161. Gleich darauf sagte eine weibliche Stimme:
    »Hier ist Nelly.«
    Ich grinste.
    »Das ist eine glatte Lüge«, behauptete ich. »Guten Morgen, Myrna. Ich bin hier — warten Sie mal, es muß doch hier im Telefonbuch stehen — ah ja, in Cheeseaville. Die Rufnummer meiner Zelle ist acht, sieben, vier. Rufen Sie bitte zurück, ja?«
    »Sofort, Jerry!«
    Ich legte auf und wartete. Es dauerte ein paar Minuten, bis es endlich klingelte. Rasch griff ich nach dem Hörer.
    »Ja, wer ist da?« sagte ich.
    »Na, du nichtsnutziger Kerl!« drang Phils Stimme an mein Ohr. Sie klang so nah, als befände er sich im Nachbarhaus. »Wie geht’s denn so?«
    »Ich bin hundemüde, ich habe Hunger, ich möchte mich endlich mal rasieren dürfen und möchte baden, ich — lieber Himmel, wenn ich dir das alles aufzählen will, hängst du heute abend noch an der Strippe. Was ist mit dem Ohrclip von Oklahoma-Tom?«
    »Fehlanzeige. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, daß einem der vier Opfer ein oder auch zwei Ohrclips gestohlen wurden. Theoretisch wäre es natürlich möglich, aber es gibt keinen Beweis dafür.«
    »Hm. Sonst irgendwelche Fortschritte?«
    »Das vierte Opfer — bei Detroit — scheint eine Perücke getragen zu haben. Das paßt auch besser ins Bild. Alle anderen waren dunkelhaarig, nur das Mädchen von Detroit hatte kurzes und blondes Haar, Aber, wie gesagt, sie scheint eine Perücke mit langem dunklem Haar getragen zu haben.«
    »Was heißt scheint? Hat sie oder hat sie nicht?«
    »Wir wissen es nicht genau. Auf -ihren Schultern und im Gras neben ihr wurden lange, dunkle Haare gefunden. Unser Labor hat darüber ermittelt, daß es Frauenhaare sind, von einer Angehörigen der weißen Rasse, nicht ausgerissen oder ausgefallen, sondern abgeschnitten, nicht gefärbt, aber mit einer Brennschere behandelt. Von der Perücke, von der sie stammen könnten, fehlt allerdings jede Spur. Aber das will nicht viel besagen. Irgendein Tier könnte sieverschleppt haben, so daß man sie in der Nähe des Tatortes nicht finden konnte.«
    »Hm. Sonst hat sich nichts weiter getan?«
    »Doch. In Arizona wurde vorgestern ein Tramp verhaftet, der versucht hatte, ein junges,-schwarzhaariges Mädchen in der Nähe einer Eisenbahnlinie zu überfallen. Der Bursche hatte Pech.«
    »Wieso?«
    »Das Mädchen hatte ein paar

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