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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihrer Gelassenheit angenehm überrascht. Natürlich hatte sie gemerkt, daß irgend etwas passiert war, und vermutete ganz richtig, daß dies im Zusammenhang mit dem heimtückischen Messerwurf stand.
    Clifford bestätigte, daß es sich um einen Chinesen handelte. »Ja, der Bursche wollte mir eins auswischen. Übrigens glaube ich, daß es besser ist, wenn wir nicht mehr Kaffee trinken und ich Sie nach Hause bringe. Die Kerle sind jetzt weg«, fügte er unbedacht hinzu.
    »Die Kerle? Wie viele waren es denn?« wollte sie wissen.
    Lynne sah ein, daß nichts gewonnen war, wenn er ihr etwas verheimlichte. Besser, sie kannte den vollen Umfang der Gefahr.
    »Möglicherweise mehr als ein Dutzend, aber was sie vorhatten, weiß ich nicht.«
    »Die wollten Sie fangen!« behauptete Joan überzeugt.
    »Das glaube ich auch«, meinte er. »Aber die Hauptsache ist, daß sie sich nun davongemacht haben und jetzt nichts mehr zu fürchten ist.«
    Cliff sah sie aufmerksam an, und Joan hatte das Gefühl, daß er ihre Charakterstärke prüfen wollte, bevor er weitersprach.
    »Ich muß Ihnen aber noch etwas sagen, das Sie beunruhigen wird«, fuhr er fort. »Wenn ich auch die Bäume rundum fällen lasse, so wird damit doch kaum etwas erreicht werden. Fing Su wird sich durch nichts zurückhalten lassen. Und wenn sich einmal der Gedanke in seinem dicken Kopf festgesetzt hat, daß ich Sie liebe - und das tue ich -, so wird er seine Aufmerksamkeit auch Ihnen zuwenden. Haben Sie Angst davor?«
    Joan schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht habe ich nicht genug Phantasie, mir auszumalen, was geschehen könnte, aber ich fürchte mich nicht.«
    Cliff öffnete einen Stahl schrank, der in einer Ecke des Wohnzimmers stand, und nahm einen runden schwarzen Gegenstand heraus, der die Form einer großen Pflaume hatte.
    »Bitte, bleiben Sie unter allen Umständen zu Hause, wenn es dunkel ist, Sie dürfen keinesfalls ausgehen«, schärfte er ihr ein. »Diese Kugel verwahren Sie so in Ihrem Schlafzimmer, daß sie sie sofort zur Hand haben. Wenn Gefahr droht, werfen Sie das Ding aus dem Fenster - es ist nicht sehr schwer.«
    Joan lächelte.
    »Ist es eine Bombe?«
    »Im üblichen Sinn nicht. Aber sie würde Ihnen schon einigen Schaden zufügen, wenn sie dicht neben Ihnen explodierte. Sie legen sie auch besser nicht unter Ihr Kopfkissen! Tagsüber schließen Sie das Ding am besten in eine Schublade ein. Aber nachts müssen Sie es so aufheben, daß Sie es sofort mit der Hand erreichen können. - Nun sind Sie doch erschrocken«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Nein, das bin ich nicht«, protestierte sie unwillig. »Aber Sie müssen zugeben, daß Sie sich alle Mühe geben, mir Angst einzujagen!«
    Er klopfte ihr beruhigend auf die Schulter.
    »Wird heute Nacht noch etwas passieren?« fragte Joan, als sie das schwarze Ding äußerst sorgfältig in ihrer Handtasche unterbrachte.
    Cliff zögerte.
    »Ich glaube nicht. Fing Su ist weder ein schneller noch ein gründlicher Arbeiter.«
    Joan schaute sich nach Joe Bray um, als sie zur Tür gingen.
    »Ich wollte ihm noch gute Nacht sagen -«
    »Sie werden den alten Teufel noch oft genug zu sehen bekommen - viel zu oft! Ich muß Ihnen übrigens sagen, daß Joe keine Furcht kennt. Moralisch ist er manchmal ein Drückeberger, und er ist ziemlich verdreht, aber ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er fünfhundert heulende Fanatiker mit einem zerbrochenen Gewehr und einem Klappmesser in Schach hielt.«
    Sie gingen eilig den Fahrweg hinunter. Clifford leuchtete den Kies mit seiner Taschenlampe ab und bemerkte sofort die tiefen Radspuren des Lastautos, die zur Hauptstraße führten und in Richtung London abbogen. Als sie Sunni Lodge erblickten, blieb er stehen.
    »Zeigen Sie mir jetzt den Raum, wo Sie schlafen. Kann man ihn von hier aus sehen?«
    Joan zeigte es ihm.
    »Also im Dachgeschoß!« stellte er erleichtert fest. »Was ist das für ein Raum daneben - der mit den weißen Gardinen?«
    »Da schläft das Küchenmädchen - das heißt, wenn wir eins haben. Augenblicklich steht es leer.«
    Clifford orientierte sich kurz über die Bauart des Hauses und war wenig befriedigt. Wie er sah, war es leicht, das Dachgeschoß zu erklettern, denn Sunni Lodge war mit so vielen Türmchen und steinernen Fassaden verziert, daß es einem gewandten Mann keine Schwierigkeiten bot.
    Nachdem das Tor sich hinter dem Mädchen geschlossen hatte, eilte Cliff nach Slaters Cottage zurück. Joe saß in der Küche, rauchte seine Pfeife und schimpfte auf chinesisch

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