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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hellerleuchtet. Betäubender Lärm und das Rattern der Winden und Krane tönte zu ihnen herüber. Große Scheinwerfer waren an Deck befestigt und erleuchteten die schwarze Wasserfläche. Ein verspäteter Vergnügungsdampfer fuhr vorüber, Tanzmusik klang auf, er sah aus wie ein schwimmender Palast.
    Die vier Männer an Bord des Motorbootes trugen Ölzeug und Südwester. Diese Vorsichtsmaßnahme war berechtigt, denn bevor sie die Mitte des Stromes erreicht hatten, verdichtete sich der Nebel zu Regen.
    »Ich wünschte, ich wäre in China, wo das ganze Jahr die Sonne scheint!« murmelte Joe Bray, der zusammengekauert auf dem Boden hockte. Aber niemand antwortete ihm.
    Nach einer Viertelstunde flüsterte Inspektor Willing: »Rechts vor uns liegen die Schiffe an der Surrey Side.«
    Die ›Umgeni‹ und die ›Umveli‹ waren Schwesterschiffe, man hätte sagen können, Zwillingsschiffe. Ihre schwarzen Rümpfe und Schornsteine kannte jeder, der in dieser Gegend zu tun hatte. Beide hatten dieselbe merkwürdige, überhängende Kommandobrücke und denselben langen Oberbau, der weit nach vorn lief. Auf beiden Schiffen erhob sich nur ein Mast, und beide hatten dieselbe Gallionsfigur, einen vergoldeten Neptun. Man brauchte nicht lange zu fragen, welches von beiden Schiffen die ›Umgeni‹ war, denn ihre Decks waren hell erleuchtet. Als sie in Sichtweite kamen, zog gerade ein kleiner Schlepper drei leere Flußkähne fort. Etwas mehr als eine Schiffslänge von ihr entfernt lag die ›Umveli‹ an Stahltrossen vertäut, eine dunkle, leblose Masse.
    »Die ›Umveli‹ haben Sie nicht durchsucht?«
    »Nein, das schien kaum erforderlich. Sie liegt erst seit acht oder neun Tagen im Strom und ist die ganze Zeit am Entladen.«
    »Tagsüber«, bemerkte Clifford mit Nachdruck. »Aber bei Nacht kann sie durchaus wieder Ladung aufnehmen!«
    Die hellen Lichter der ›Umgeni‹ beleuchteten auch die Steuerbordseite des Schwesterschiffs, und Lynne nahm einen Kurs, der ihn in den Schatten des Dampfers brachte.
    »Für ein leeres Schiff liegt sie reichlich tief im Wasser, nicht wahr?« fragte er, und der Inspektor gab ihm recht.
    »Die ›Umveli‹ soll mit Ballast nach Newcastle ins Dock gehen, sie muß repariert werden«, entgegnete er. »So bin ich jedenfalls unterrichtet worden.«
    Man konnte die beiden Schiffe nicht gut verwechseln, in meterhohen Buchstaben stand ›Umgeni‹ am Rumpf. Als sie auf die dunkle Seite der ›Umveli‹ kamen, blickte Lynne auf. Sie fuhren unter dem Heck durch, und er entdeckte etwas, das ihn außerordentlich interessierte.
    »Sehen Sie einmal dorthin«, murmelte er und zeigte in eine bestimmte Richtung.
    »Die Buchstaben ›vel‹ sind am Heck entfernt worden.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Sie tauschen ihre Namen aus - das ist alles!« sagte Clifford lakonisch. »In zwei Stunden fährt die ›Umveli‹ mit den Schiffspapieren der ›Umgeni‹ die Themse hinunter, und morgen schaukelt die umgetaufte ›Umgeni‹ hinaus nach Newcastle.«
    Sie fuhren in tiefem Schweigen; das dunkel gestrichene Motorboot war für das gewöhnliche Auge nicht sichtbar. Trotzdem wurden sie von einer schrillen Stimme angerufen, als sie in der Höhe einer herabgelassenen Strickleiter vorbeifuhren.
    »Was ist das für ein Boot?«
    »Wir fahren vorbei«, schrie Lynne barsch.
    Er stellte sein Nachtfernglas auf das Schiff ein und erkannte bald darauf einen zweiten Wachtposten auf dem Vorderdeck; und, was noch wichtiger war - auf der Kommandobrücke standen drei schattenhafte Gestalten, und aus dem großen Schornstein stieg Rauch auf.
    »Für ein leeres Schiff ziemlich viel Bewachung«, stellte er fest.
    Er erwartete, daß auch der Posten auf dem Vorderdeck ihn anrufen würde, aber anscheinend war dieser Mann nicht so wachsam wie sein Kamerad. Als Clifford bemerkte, daß der Posten sich abwandte und langsam auf die andere Seite hinüberging, ließ er das Motorboot so beidrehen, daß es unter das Bugspriet zu liegen kam..
    Dann faßte er mit einem gummiüberzogenen Bootshaken die Ankerkette und brachte das Fahrzeug zum Stehen. Im nächsten Augenblick hatte Cliff sich aus dem Boot geschwungen und klomm Hand über Hand in die Höhe, bis er den Arm um das Bugspriet legen konnte. Als er vorsichtig über das Vorderdeck spähte, hörte er eine entfernte Stimme einen Namen rufen. Der Wächter ging fort und kam außer Sichtweite. Sofort winkte Clifford nach unten, und als erster kam Willing herauf; ihm folgte Joe Bray, der eine ganz besondere

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