051 - Die Sklaven des Vampirs
Ihr Zimmer und verschließen Sie es gut! Wir sehen uns morgen.«
Er riss die Tür auf und ließ sie verwirrt stehen. Langsam und kopfschüttelnd ging Susan weiter.
Kaum war Dorian in seinem Zimmer, handelte er. Er riss den Schrank auf, öffnete mit schnellen Griffen seinen Hebammenkoffer und zog seine Spezialpistole heraus. Mit zwei Sprüngen war er am Fenster und öffnete es. Rechts neben dem Gasthof brannte eine einzelne Birne und beleuchtete schwach den Platz, den regennassen Wagen und das Motorrad, das an der Hausmauer lehnte. Noch immer nieselte es. Dorian beugte sich aus dem Fenster und sah den Jungen, der quer über die Straße schwankte. Er versuchte, sich den Helm aufzusetzen.
Dorian blickte nach links und nach rechts. Aus dem undurchdringlichen Dunkel der gegenüberliegenden Straßenseite löste sich jetzt eine Gestalt.
Dorian versuchte die Finsternis zu durchdringen. Der Junge war zehn Schritte von seinem glänzenden Vehikel entfernt. Die Gestalt wurde deutlicher. Es schien eine Frau zu sein; das erkannte Dorian an der Art der Bewegungen.
Er schwang sich geräuschlos auf das glatte Vordach über dem Eingang und hielt sich am Fensterrahmen fest. Dann vergewisserte er sich kurz, ob er im Raum das Licht ausgeknipst hatte.
Der Junge war stehen geblieben und fragte etwas. Dorian verstand ihn nicht. Der Junge war betrunken, sprach undeutlich und außerdem Dialekt.
Dann hörte Dorian die zischende, heisere Stimme einer Frau. Sie ging schleppend auf Durand zu und breitete die Arme aus.
Dorian glaubte, im schwachen Lichtschein gebogene Krallen sehen zu können. Er wartete noch. Vielleicht war sein Verdacht lächerlich.
»Nein!«, sagte der junge Mann da und sprang zur Seite.
Dorian sah eine halbe Sekunde lang das Oval des bleichen Gesichts, und jetzt war er sicher. Er sah die blitzenden Vampirzähne.
Der Vampir glitt über die Straße und auf den Jungen zu, der entsetzt zur Seite sprang und seine Maschine zu erreichen versuchte. Er schrie kurz auf.
»Nein! Weg!«
Dorian ließ den Fensterrahmen los, setzte sich und rutschte langsam über die uralten Ziegel. Er erreichte, in einer Hand die Waffe, den Rand des Daches und ließ sich nach unten gleiten. Fast geräuschlos landete er in einer flachen Pfütze.
Durand torkelte hin und her. Der Vampir hatte ihn jetzt erreicht und schlang die langen Arme um seinen Hals. Der Junge ließ sich fallen, und der Vampir warf sich auf ihn.
Dorian startete über die Straße. Die Waffe klickte.
»Loslassen!«, schrie Durand.
Er schien trotz seiner Trunkenheit zu begreifen, dass er in Lebensgefahr war.
Dorian lief an der dunklen Hausmauer entlang. Nicht ein einziges Fenster der Hausreihe war erleuchtet. Der Vampir und der junge Mann wälzten sich über die nasse Straße. Es war ein lautloser Kampf.
Der Dämonenkiller erreichte die Kämpfenden. Durand rutschte zur Seite, als der Kopf des Vampirs nach unten zuckte und sich in den Hals des Opfers bohren wollte.
Er machte sich frei, kam auf die Knie und stemmte sich hoch. Dann rannte er rutschend und stolpernd in die Mitte der Straße.
Dorian zielte und feuerte. Der Eichenbolzen traf den Vampir in den Rücken, gerade als er sich wieder aufrichten wollte. Mit einem Schrei sackte der Dämon zu Boden. Dorian steckte sofort die Waffe in die Brusttasche zurück.
»Durand!«, rief er leise.
Der junge Mann blieb stehen, drehte sich um.
Dorian hatte den Vampir ins Herz getroffen. Die Bestie begann sich aufzulösen.
Durand war schlagartig nüchtern geworden und kam mit steifen Schritten näher. Er keuchte, als er sah, wie sich die Formen des Vampirs zu verändern begannen, wie die Bestie sich mit einer letzten wilden Zuckung hochwarf und herumdrehte. Durand kam näher und zwang sich, hinzusehen.
Er stammelte: »Das – das ist keiner aus dem Dorf. Ich habe sie noch nie gesehen.«
Dann begriff er erst, dass Dorian vor ihm stand. Der Vampir schrumpfte. Er wurde zu Asche und Staub, auf den der dünne Regen fiel, der die Asche zu Brei machte.
»Ja. Sie sind knapp mit dem Leben davongekommen, junger Mann. Wie wäre es, wenn Sie mir mehr über die Dämonen von Poitou-Re erzählen würden. Möglichst schnell und umfassend, dann werden wir nicht so nass.«
»Sie – Sie – glauben an Dämonen und Vampire?«, fragte Durand leise und blieb dicht vor Dorian stehen.
»Ja«, sagte Dorian mit Bestimmtheit. »Ich glaube an Dämonen. Deswegen bin ich hier.«
»Haben Sie etwa diesen Vampir umgebracht?« Der Junge hob seinen Helm
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