051 - In den Katakomben des Wahnsinns
der Sichel blitzschnell um. Es lag nicht in
der Absicht der Schwedin, den Gegner zu töten oder zu verletzen. Sie musste ihn
lediglich kampfunfähig machen. Doch der andere erkannte die Situation. Er war
eine Sekunde schneller, als Morna gehofft hatte. Er kam auf die Beine. Dabei
löste sich der breite Gürtel, den der Fremde um das dunkle, kleidähnliche
Gewand geschlungen hatte. Ein breiter Spalt entstand, und die helle, nicht
besonders saubere Wäsche kam zum Vorschein.
Morna musste schlucken. Der Busen, der unter dem schmuddeligen Hemd
durchschimmerte, machte ihr klar, dass ihr Gegner – eine Frau war!
Die Wendigkeit, mit der die unheimliche Frau auf die Beine kam, überraschte
die Schwedin.
Auf allen Vieren kroch sie die Grube hoch und schien plötzlich jegliches
Interesse an einer weiteren Auseinandersetzung verloren zu haben.
Morna Ulbrandson setzte ihr sofort nach und machte sich nicht erst die
Mühe, ihre Handtasche, die ihm Eifer des Gefechts irgendwo unter der feuchten
Erde vergraben worden war, zu suchen.
Die unbekannte Frau eilte in der Dämmerung davon, Morna sah sie zwischen
den schmalen Wegen hinter aufragenden Grabsteinen verschwinden.
Sie nahm die Verfolgung auf und ließ die Sichel im Grab zurück. Es setzte
sie in Erstaunen, dass diese verhältnismäßig grobschlächtige Frau sich so
schnell bewegen konnte. Die junge Schwedin holte nur langsam auf.
Die Fremde erreichte das schmiedeeiserne Friedhofstor. Für zehn Sekunden
verlor Morna die Mörderin aus den Augen, dann hörte sie, wie hinter der
Friedhofsmauer ein Motor ansprang. Die Agentin erreichte das Tor und sah gerade
noch den dunkelblauen Wagen davonfahren.
Die attraktive Schwedin zögerte keine Sekunde. Der Wagen fuhr quer durch
die Ortschaft, es gab nur diese eine Hauptstraße, die in Richtung Alness
führte. Wenn es ihr gelang, rechtzeitig den vor der kleinen Pension
abgestellten VW zu erreichen, der ihr während der Zeit ihres Aufenthaltes hier
zur Verfügung stand, dann gab es eine Chance, den dunklen Wagen zu verfolgen
und die merkwürdige Frau zu stellen.
Der Wagen verschwand an der Ortsausfahrt. Morna lief, so schnell es ihre
Kräfte erlaubten. Sie kam außer Atem, wurde aber kaum langsamer.
Ein leichter Nieselregen fiel. Die Straßen waren wie ausgestorben. In den
kleinen Bauernhäusern brannten Lichter.
Mornas Gesicht glänzte und ihre Haare hingen wirr in die Stirn. Sie machte
sich nicht die Mühe, sie zurückzustreifen.
Mit fiebernden Blicken sah sie den dunklen Wagen in der Ferne zwischen den
hügelansteigenden Feldern und Äckern verschwinden, ein schwarzer Schemen, der
mit den tiefhängenden Regenwolken eins zu werden schien.
Da erreichte die Agentin die kleine Pension. Der dunkelgrüne VW, ein
älteres Modell, stand neben der Toreinfahrt.
Für den Bruchteil einer Sekunde schloss Morna die Augen, als ihr bewusst
wurde, dass sie die Autoschlüssel gewohnheitsmäßig in eine Tasche ihres Kleides
zu stecken pflegte. Sie trug fast nur Kleider mit Taschen. Als sie noch nicht
bei der PSA tätig war, hielt sie Handtaschen für unbequem und so hatte sich die
Angewohnheit entwickelt, Taschentuch und Autoschlüssel in Kleider und
Hosentaschen zu stecken. Seitdem sie eine Waffe bei sich hatte, pflegte sie
diese allerdings in einer Handtasche unterzubringen.
Morna schloss mit hastigen Bewegungen die Autotür auf, warf sich hinter das
Steuer und startete den VW. Sie drehte auf offener Straße und beschleunigte.
Die Alleebäume huschten an ihr vorüber. Die Schwedin holte das Letzte aus dem
Wagen heraus.
Die Straße lag leer und verlassen.
Von dem dunklen Gefährt weit und breit keine Spur. Doch es konnte nur in
diese Richtung gefahren sein. Bis vor Alness gab es keine Abzweigung.
Drei Minuten später sah die Agentin vor sich die verwaschenen Umrisse des
dunklen Wagens.
Morna holte langsam aber beständig auf. Sie schob sich näher heran. Die
unheimliche Frau vor ihr fuhr ohne Scheinwerfer.
Zwei Kilometer vor der Ortsausfahrt von Alness gab es eine Abzweigung.
Morna sah, wie der vor ihr fahrende Wagen die Abzweigung nach rechts
benutzte. Er näherte sich den ausgedehnten waldigen Hügeln. Die Straße war
nicht mehr befestigt und mehr ein breiter, sandiger Pfad, auf dem die Bauern
mit ihren Fuhrwerken und Traktoren fuhren, um die abgelegenen Wiesen und Felder
zu erreichen.
X-GIRL-C passierte ein einsames Bauernhaus, klein und halb zerfallen, das
schon lange Zeit nicht mehr bewohnt war.
Der Weg wurde schmaler. Morna
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