051 - In den Katakomben des Wahnsinns
Gelegenheit geben, eventuell vorhandene Spuren seines
Verbrechens zu beseitigen. Alles musste Schlag auf Schlag gehen.
X-RAY-3 ging in das dunkle Haus.
Morron folgte ihm auf den Fersen. Der Gehirnchirurg hielt den Atem an, als
Larry Brent jetzt die Stufen in das obere Stockwerk hinaufging, nachdem er den
Parterreräumen nur einen flüchtigen Blick gegönnt hatte. Hier unten befanden
sich die Behandlungs-, Warte- und Büroräume des Arztes.
Die hölzernen Treppen waren mit einem knallroten Teppich ausgelegt. Larry
wollte nicht unbedingt unbemerkt durch das Haus kommen. Er knipste die
Korridorbeleuchtung an. Tief herabhängende Lampen spendeten einen angenehm
warmen Lichtschein.
Im ersten Stockwerk befanden sich das Wohn- und Schlafzimmer, eine kostbar
ausgestattete Bibliothek und ein sehr großes Wohnzimmer. Dem schloss sich ein
weiterer Raum an, in dem Fond offenbar eine wertvolle Masken- und
Waffensammlung aus Afrika aufbewahrte.
In dem Raum gab es zwar einen Lichtschalter, aber die Lampe ging nicht an.
Offenbar funktionierte die Birne nicht mehr.
Brent sah sich in der Dämmerung um. Obwohl er die Masken nicht im Detail
sah, erkannte er die dämonischen Formen und ihre abschreckende Gestaltung.
Auf einem langen, schmalen Tisch an der Breitseite des Raumes lagen
zahlreiche Speere, Dolche und anderes Gerät, wie es Larry noch nie gesehen
hatte. Offenbar war Fond ein ausgezeichneter Afrikakenner. Aufgrund der
Utensilien, die X-RAY-3 vorfand, wurde ihm klar, dass der Psychotherapeut sich
besonders mit der Götter- und Dämonenwelt der Schwarzen auseinandersetzte.
Der Agent ließ seine Taschenlampe aufblitzen. Im Strahl der Lampe wurde die
unheimliche Welt, mit der Fond sich hier umgab, noch deutlicher.
X-RAY-3 hörte Morron hinter sich tief durchatmen. »Was bezweckt er wohl
damit?«
»Vielleicht haben seine Forschungen in dieser Richtung etwas mit den
Experimenten zu tun, deren ich ihn verdächtige«, erwiderte Brent.
Er ging weit in den großen, fast saalähnlichen Raum hinein. Er sah
Schrumpfköpfe und Blasrohre, einen alten Tonkessel, der in einem Gestänge hing.
In der hintersten Ecke stand eine Art Totempfahl, der die lebensgroße Figur
eines Medizinmannes zeigte. Er trug eine unheimliche Maske, und in seinen
Händen hielt er zwei sich windende Schlangen, die er von sich streckte.
»Könnte es sein, dass Professor Sanders seinerzeit, als er verschwand,
hierbei Dr. Fond Unterschlupf suchte?«, fragte der Agent, ohne sich umzudrehen.
»Das ist nicht ausgeschlossen«, entgegnete Morron. Er fuhr sich mit
nervöser Geste durch das dichte, graue Haar.
»Er hat schließlich mir gegenüber erwähnt, dass er sich auf jeden Fall nach
Europa absetzen werde. Dort wohne jemand, der an sehr interessanten
Experimenten arbeite, die sich möglicherweise mit seinen eigenen Arbeiten
decken oder gar ergänzen würden.«
Larry Brent nickte.
Dann verhielt er wie vom Blitz getroffen in der Bewegung. Neben der Statue des Afrikaners aus Holz entdeckte
er plötzlich den Schatten.
Eine alte, magere Frau! Sie hielt ein Blasrohr vor den Mund. X-RAY-3
begriff die Gefahr, in der er schwebte. Er ließ sich sofort zu Boden fallen und
riss den Smith & Wesson Laser heraus.
Doch der nadelfeine Pfeil war um den Bruchteil einer Sekunde schneller. Er
traf ihn unterhalb des linken Ohres und bohrte sich lautlos in seinen Hals.
Geistesgegenwärtig griff Larry nach dem Projektil, riss es heraus, aber er
spürte sofort die Wirkung. Die Spitze des Pfeils war präpariert gewesen.
Alles vor seinen Augen drehte sich. Er merkte, wie seine Glieder kalt und
hölzern wurden, wie ihn eine eigenartige Lähmung befiel. Er wollte aufspringen,
aber eine Titanenfaust schien ihn auf den Boden zu pressen.
Die alte Blanche hatte die Eindringlinge bemerkt. Sie, selbst eine Kennerin
der Mystik und kultischer Bräuche, unterstützte Dr. Fond bei seinen geheimen
Arbeiten. Unbemerkt war es ihr gelungen, Fonds Wohnung noch vor dem Auftauchen
der beiden Männer zu erreichen und sich zu verstecken.
Eine mit Curare getränkte Pfeilspitze hatte Larry Brent ausgeschaltet. Ein
zweiter Pfeil war vorbereitet, um auch Morron zu Boden zu strecken.
Doch dazu kam es nicht mehr.
Der Gehirnchirurg wollte sich herumwerfen, um den Ereignissen zu
entfliehen.
Doch er prallte zurück. Auf der Türschwelle erschien – Dr. Fond ! Der Psychotherapeut grinste. Seine Augen blickten
eiskalt.
»Ich habe es mir beinahe gedacht«, flüsterte Fond kaum hörbar. Er wandte
den Kopf.
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