0514 - Macumbas Totenhöhle
etwas an dir gesehen, Jane. Als du voll unter dem Streß standest, malte sich hinter deiner Haut, die dünner geworden war, etwas ab. Es war leider die Knochenfratze. Ich will dir das nur sagen, was sich da auch äußerlich getan hat.«
»Damit überraschst du mich nicht einmal.«
»Sieh es positiv. Du kannst dich wehren. Er wollte dich verschleppen. In dir scheint er sich die falsche Person ausgesucht zu haben. Wir müssen von Virgil erfahren, wo sich die Totenhöhle befindet. Daß es in London überhaupt so etwas gibt, bereitet mir schon Sorgen. Da hat sich etwas zusammengebraut, von dem wir bisher keine Ahnung gehabt haben. Ich will nur hoffen, daß es noch nicht zu spät ist.«
»Wie willst du ihn transportieren, John? Mein Wagen ist wohl kaum fahrtüchtig.«
»Schauen wir uns den Golf mal näher an.«
Er sah schlimm aus. Ohne Frontscheibe, dafür mit eingedrückter Kühlerhaube, und auch das Dach hatte etwas abbekommen. Virgil mußte mit der Faust darauf geschlagen haben.
Ich versuchte, die Haube zu öffnen. Sie war verbogen und klemmte.
»Nichts zu machen.«
»Soll ich Hilfe holen? Ich könnte telefonieren und Suko Bescheid geben. Der kann mit dem Rover kommen.«
»Das ist die beste Idee.«
»Bis gleich dann.« Jane ging, und ich lief wieder auf Virgil zu, der noch immer regungslos neben der Säule lag.
Bisher waren keine weiteren Kunden gekommen, um ihre Fahrzeuge abzuholen. Das änderte sich, als gleich sechs Leute das Parkdeck betraten. Es war eine Clique, die zusammengehörte.
Sie lachten und sprachen mit lauten Stimmen. Glücklicherweise standen ihre Fahrzeuge woanders. Daher gerieten sie auch nicht in meine unmittelbare Nähe.
Auf der Polizeischule lernt man eine alte Regel. Diese Schulzeit lag bei mir zwar schon einige Jahre zurück, die Regeln hatte ich trotzdem nicht vergessen.
Ich durchsuchte den Bewußtlosen. In der Tasche des Hemdes fand ich nichts. In den äußeren Hosentaschen auch nicht, aber in den Gesäßtaschen wurde ich fündig.
Während zwei Fahrzeuge weit hinter mir der Ausfahrt entgegenrollten, fiel mir etwas zwischen die Finger, das sich wie ein Stück Papier anfühlte.
Ich zupfte es behutsam hervor, um es nicht zu zerstören. Dann stand ich auf und hielt das Fundstück gegen das Licht.
Zuerst wußte ich damit nicht viel anzufangen, bis mir auffiel, daß es sich um einen Kassenbon handelte. Er war sehr schwach bedruckt, ich hatte Mühe, die Schrift zu entziffern.
»PWS-Cafeteria« War das die Spur? Wenn ja, viel konnte ich damit nicht anfangen. Ich jedenfalls kannte keine Cafeteria mit dem Namen PWS. Daß es eine Abkürzung war, stand fest, nur wofür?
Virgil lag in einer tiefen Bewußtlosigkeit, aus der er auch nicht erwachte, als ich mit der flachen Hand leicht gegen seine Wangen schlug. Der Farbige schien bereits in den ewigen Schlaf gefallen zu sein, aus dem es kein Erwachen gibt.
Jane kam zurück. Ich hörte das Quietschen der Eisentür, dann betrat sie das Parkdeck.
»Ich habe Suko angerufen. Er ist schon unterwegs.«
»Gut.«
»Was war bei dir?«
Ich zeigte Jane den Kassenbon. »Kannst du damit etwas anfangen? Den habe ich in Virgils Hosentasche gefunden.«
Jane las zunächst leise, danach laut, doch eine Idee hatte sie auch nicht. »Ich kenne den Laden nicht.«
»Er scheint die große Spur zu sein.«
»Du kannst ja mal im Telefonbuch nachschauen. Aber was ist mir Virgil? Wo willst du ihn hinschaffen?«
»Zum Yard. Wir stecken ihn zunächst in eine Zelle. Da ist er am sichersten aufgehoben.«
»Bin ich auch für.«
Auch in der Zwischenzeit kam er nicht zu sich. Als Suko eintraf, war er noch immer bewußtlos. Mein Freund und Kollege stoppte den Rover dicht neben uns. Kopfschüttelnd stieg er aus. »Als Jane erzählte, was los war, wollte ich es nicht glauben.«
»Da siehst du ihn.« Ich deutete auf Virgil.
»Meine Güte, ist das ein Klotz«, flüsterte Suko. »Der reißt dich in der Luft auseinander.«
»Und der hatte es auf mich abgesehen«, erklärte Jane. »Das war wirklich Glück.«
»Was hast du ihm getan?« fragte Suko.
»Nichts. Er hat mir aufgelauert. Ich konnte ihm trotzdem entwischen, John anrufen, na ja, den Rest siehst du ja.«
»Ohne Grund, Jane?«
Ich schüttelte den Kopf. »Er hat schon einen Grund gehabt, Suko. Dieser Mann namens Virgil ist auf der Suche nach Menschen, die anders sind. Er will sie finden und zu Macumbas Totenhöhle schleppen.«
Suko starrte mich an. »Das hört sich an, als hätten wir ein brasilianisches Erbe
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