0514 - Macumbas Totenhöhle
du Lady Sarah an?«
»Ja.«
Sie meldete sich sofort, als hätte sie neben dem Apparat gesessen.
»John, was war da wieder los?«
»Du mußt den Golf in die Werkstatt bringen. Er braucht eine neue Motorhaube.«
»Mach jetzt keine Witze. Ich meine, was ist mit Jane geschehen? Wo habt ihr sie wieder hineingetrieben?«
»Wir nicht, sie selbst.«
»Ich hörte einiges und…«
»Das geht schon in Ordnung. Jane ist außer Gefahr. Suko und ich kümmern uns jetzt um den Fall.«
»Kann ich helfen?«
Ich kannte die Horror-Oma lange genug. Nicht umsonst hatte sie den Kampfnahmen bekommen. »Nein, laß mal lieber, das könnte für dich zu gefährlich werden.«
»Ich liebe aber die Gefahr.«
»Diesmal nicht. Gute Nacht, und gib auf Jane acht, ja? Sie ist bei einer gewissen Person sehr begehrt.«
»Mach’ ich.«
»So, das wäre erledigt«, sagte ich, als ich den Hörer wieder auflegte, und nickte Suko zu. »Jetzt geht es an die große Spur.« Ich hatte den Kassenbon bereits auf dem Schreibtisch liegen und schob ihn meinem Freund rüber. »Kannst du damit etwas anfangen?«
Er schaltete extra die Schreibtischleuchte eine Stufe höher, las den Text halblaut und hob die Schultern. »PSW-Cafeteria. Tut mir leid, da bin ich überfragt.«
»Und ich auch.«
»Das ist ein Lokal. Und Lokale stehen normalerweise in einem Telefonbuch.«
Ich war schon auf dem Weg, um mir einen der zahlreichen Wälzer zu holen. Sie lagen im Vorzimmer unten in einem Aktenschrank, der durch ein Rollgitter gesichert war. Das gab es heute nicht mehr. Die Büromöbel stammten noch aus dem Jahre was weiß ich, aber sie hielten. So stabiles Holz gab es heute kaum noch.
Im Vorzimmer suchten wir das dicke Buch durch. Die Kombination aus drei Buchstaben fanden wir allerdings nicht.
»Und doch muß es das Lokal geben«, sagte Suko. »Aber eine Pinte ohne Telefon? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
Ich gab ihm recht. »Wo könnten wir noch etwas finden?«
»Unten im Keller.«
»Die letzte Hoffnung.«
So bezeichnete ich unsere Fahndungsabteilung. Im Gegensatz zu den Büroeinrichtungen waren die Kollegen mit ihren Geräten auf dem neuesten Stand, und das fand ich gut.
In den Kellern des Yard Buildings herrschte Tag und Nacht Betrieb. Ob Feiertag, ob in der Woche, die Geräte liefen stets auf Hochtouren, und auch die naturwissenschaftliche Abteilung war stets besetzt.
Als wir in den kahlen Gängen erschienen, hatte man unsere Ankunft bereits bemerkt. Nicht wenige Kollegen zogen sich fluchtartig zurück. Wenn wir erschienen, gab es Arbeit.
»Was ist denn jetzt los?« heulte ein Abteilungsleiter, der uns nicht mehr entwischen konnte.
»Wir brauchen nur eine Auskunft.«
»Aha. Das Wetter wird morgen ebenso mies wie heute. Es hat keinen Sinn, Aktien zu kaufen, der Dollar fällt weiter…«
»PSW-Cafeteria«, sagte ich.
»Hä?«
Ich wiederholte den Begriff, und Suko fragte noch: »Kennen Sie den, Walter?«
»Nein.«
»Dann fragen Sie bitte ihren schlauen Bruder ohne Seele.«
Jetzt hatten wir ihn aber beleidigt. »Sagt nur nicht, daß Computer keine Seele haben. Das ist ein Irrtum. Sie nehmen im Laufe der Zeit die Seele ihres Operators oder einen Teil davon an. Versteht ihr das?«
»Ist auch nicht wichtig für Laien.« Er öffnete eine Tür. »Wie hieß das Ding noch?«
»PSW-Cafeteria.«
»Aha. Mehr wißt ihr nicht.«
»Wir fanden einfach nichts im Telefonbuch.«
»Das ist wenig.«
»Wissen wir.«
»Wollen Sie mitkommen?«
»Nein, lassen Sie die Bänder mal rotieren. Ich halte mich an den Kaffee.«
»Ja, tun Sie das.«
»Willst du wirklich?« fragte Suko, als ich auf den Automaten zuschlenderte.
»Du weißt doch, was der Teufel in der Not frißt?«
»Ja, Kaffee.«
»Den trinkt er.«
Ich war vor dem Automaten stehengeblieben. Man konnte auch Tee, Bouillon, Wasser und Limo bekommen. Ich blieb trotzdem beim Kaffee, verbrannte mir diesmal nicht die Finger, weil ich achtgab und den Becher nur mit den Kuppen anfaßte.
»Wie schmeckt er?« fragte Suko.
»Wie Laternenpfahl ganz unten.«
»Danke.«
Ich schlürfte ihn weg. In den leeren Gängen kam ich mir irgendwie verloren vor. Suko hatte sich auf eine Wartebank gesetzt, dem Computerraum gegenüber.
Den Rest des Kaffees schluckte ich mit einer wahren Todesverachtung. Dann warf ich den Becher in einen Papierkorb und öffnete die Tür zum größten Computerraum, wo die Kollegen in ihren weißen Kitteln so steril aussahen.
An der rechten Seite lagen hinter breiten
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