0515 - Die Wächter der Einsamkeit
zu erklären.
Rorvic stieß einen leisen Pfiff aus. Er war nur schwer zu beeindrucken, aber diesmal war es nachhaltig gelungen.
Cucula Pampo schaltete seinen IV-Schirm aus und streckte einen Arm in die Wasserhöhle Als er ihn zurückzog, war das Material seines Schutzanzugs naß. Wasser tropfte auf den Boden, aber es hatte seine Leuchtkraft verloren.
„Irgendwo müssen Schwerkraftprojektoren aufgestellt sein", vermutete der Musiker.
Rorvic lachte rauh.
„Hier unten gibt es weder Projektoren, noch damit vergleichbare technische Einrichtungen. Entweder stehen wir vor einem Natur ereignis, oder die längst gestorbenen Bewohner dieser Höhle haben magische Kräfte besessen."
Ich warf ihm einen schiefen Blick zu.
„Seit wann glauben Sie an Magie?"
Er hob die Schultern.
„Ich glaube an die Kraft des Geistes. Während meiner Meditationen habe ich oft überlegt, ob es dafür überhaupt Grenzen gibt."
Ich wußte, daß Rorvic sich mit alten Grenzwissenschaften beschäftigte. Er besaß ein paar Fähigkeiten, die andere Menschen nicht beherrschten. Eine davon war die völlige Versenkung in sich selbst.
Wir gingen an der Wand entlang. Dabei fanden wir acht Wasserhöhlen verschiedener Größe.
Im Hintergrund der großen Höhle fanden wir einen Ausgang.
Zu beiden Seiten standen Felssäulen, in die seltsame Bilder eingeritzt waren. Die Zeichnungen zeigten Kreise, Linien und Punkte. Dazwischen tauchte immer wieder ein Dreieck mit einer Fahne auf, das sich stets im Zentrum von mehreren Kreisen befand. Die Symbolik war völlig fremdartig und nicht zu verstehen. Aber hier unten hatten einmal intelligente Wesen gelebt und gearbeitet.
„Vielleicht bedeuten diese Zeichnungen eine Warnung, diesen Weg zu gehen", überlegte Pampo.
„Sie können ebenso eine Aufforderung sein", entgegnete ich unwillig.
Rorvic trat hinter eine Säule und bückte sich. Er hob einen seltsam geformten Knochen hoch und hielt ihn ins Licht seines Scheinwerfers.
„Mir scheint, Pampo hat recht", sagte er. „Aber wovor auch immer die Säulen warnen sollen, die Gefahr ist wahrscheinlich seit Jahrhunderten oder noch länger nicht mehr existent."
Ich blickte mit gemischten Gefühlen in den dunklen Gang.
Unbehagen überkam mich. Was erwartete uns am anderen Ende des Ganges?
„Woran denken Sie?" fragte Rorvic.
Ich antwortete nicht, sondern lauschte angestrengt. Aus jenem Teil der Höhle, von wo wir kamen, glaubte ich metallisches Klirren zu hören. Es war durchaus möglich, daß die Roboter in die Höhle herabkamen, um uns zu verfolgen.
Vielleicht hatte ich auch nur eines von Pampos Instrumenten gehört.
Rorvic, der manchmal die ungewöhnliche Fähigkeit hatte, sich in die Gedanken anderer Menschen hineindenken zu können, sagte: „Sie befürchten, daß die Roboter uns folgen."
„Ich habe etwas gehört."
Der Albino machte eine einladende Geste in Richtung des dunklen Ganges.
„Worauf warten wir dann noch?"
Wir drangen in den Gang ein.
Ich fragte mich, wie tief wir uns unter der Oberfläche von Testfall Rorvic befinden mochten. Wenn man voraussetzte, daß die ehemaligen Bewohner dieser Höhlen Sauerstoff zum Leben gebraucht hatten, konnten wir nicht sehr tief sein. Das machte mir Hoffnung. Vielleicht gab es einen natürlichen Ausgang, durch den wir abseits von einem Raumhafen an die Oberfläche gelangen konnten.
Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf unsere Umgebung.
Das Licht unserer Helmscheinwerfer erschien mir seltsamerweise plötzlich sehr schwach. Der Gang war frei von Rauch, aber irgendeine Substanz in der Luft schien das Licht aufzusaugen.
Ich kniff die Augen zusammen.
Das Nachlassen der Leuchtkraft unserer Scheinwerfer konnte nur eine Täuschung sein, denn unsere Energieaggregate in den Rückentornistern funktionierten einwandfrei.
Der Boden war jetzt glatt bis auf eine schmale Rinne auf der einen Seite. Durch sie war früher vielleicht Tropfwasser abgeflossen. Die Wände waren mit großen Ritzbildern verziert.
Kaum eine der Zeichnungen war für uns verständlich. Mit viel Phantasie konnte man ab und zu seltsam aussehende Wesen erkennen, die man auf einer Welt wie Testfall Rorvic niemals vermutet hätte. Wahrscheinlich waren es Kreaturen, die der Phantasie längst verstorbener Künstler entsprungen waren.
Ein immer wieder auftauchendes Bild zeigte einen achtbeinigen Riesen in Hockstellung. Er besaß hervortretende Augen und ein zur Fratze verzerrtes Gesicht. Ich vermutete, daß es sich um eine bösartige Gottheit
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