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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sinclair, nahm uns auf und gab uns so etwas wie eine provisorische Heimat. Wir haben nicht erwartet, von einer sehr bodenständigen Bevölkerung akzeptiert zu werden, aber wir taten auch nichts, um die Leute gegen uns aufzuwiegeln. Wir blieben ruhig und warteten einfach ab, was die Zukunft noch bringen würde.«
    »Wie war Ihr Verhältnis zu Mr. Redburn? Kann man dabei überhaupt von einem solchen sprechen? Sie werden ihn sicher kennen.«
    Ho Chan nickte. »Ja, wir kennen ihn. Er ist ein Mensch, der uns nicht neutral gegenübersteht.«
    »Ihr Feind!« präzisierte ich.
    »Nein, so schlimm will ich es nicht ausdrücken. Aber Sie könnten recht haben.« Er hob die Schultern. »Man hatte uns versprochen, uns nach London zu schicken. Nun, das wird sich vielleicht noch ergeben. Ich fasse mich da in Geduld. Aber das ist nicht Ihr Problem, damit müssen wir uns herumschlagen. Ich möchte auf die bitteren Dinge zu sprechen kommen. Wie gesagt, wir lebten hier recht bescheiden, wurden hin und wieder kontrolliert, aber plötzlich begannen die Untaten.«
    »Wann war das?«
    »Es fing vor ungefähr drei Wochen an. Männer von uns verschwanden.«
    »Sind sie weggelaufen?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Man hat sie ermordet. Sie wurden durch ein Messer getötet.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Ho Chan lächelte. »Wir haben einen Geheimgang entdeckt, der hier im Haus beginnt und an einer bestimmten Stelle unter dem Dorfbrunnen endet. Im Schacht des Brunnens fanden wir die Toten. Sie lagen aufgereiht nebeneinander.«
    »Und Sie haben nicht die Polizei benachrichtigt?«
    »Das konnten wir nicht. Wer hätte uns geglaubt?«
    »Moment mal, Mr. Ho Chan, Sie hätten…«
    »Ich hätte nichts machen können, überhaupt nichts. Es wäre alles umsonst gewesen. Wir sind Asylanten, auch in einem freien Land Ausgestoßene. Was hätte Ihre Polizei getan? In Fillingrow hatte Mr. Redburn so etwas wie die Polizeigewalt inne. Wie er zu uns steht, das brauche ich Ihnen nicht zu erklären.«
    »Ja, das weiß ich. Wie lief es weiter?«
    »Wir erinnerten uns an unseren Vetter Suko, von dem wir einiges gehört hatten. Wir lockten ihn her und sind nicht gerade zart mit ihm umgegangen, aber wir wußten nicht, in wieweit er sich schon von unseren alten Traditionen entfernt hat und wollten es einfach durchdrücken. Unser Plan mußte gelingen. Deshalb griffen wir zu diesen ungewöhnlichen Methoden…«
    »Ungesetzlich, würde ich sagen. Sie haben meinen Freund und Kollegen regelrecht entführt.«
    »Ja, das wissen wir.«
    »Wo steckt er?«
    »Lassen Sie mich weiterreden.« Ho Chan zog den dünnen Mantel enger um die Schultern. Sicherlich fror er, trotz des leicht wärmenden Kerzenscheins. Es war auch saukalt in der Bude. »Wir haben Ihren Freund und Kollegen tatsächlich als Köder genommen. Ein Köder für den Mörder. Er befindet sich, an einem Arm angekettet, auf dem Grund des Brunnens und wird dort von dem Killer erwartet.«
    Ich beugte mich vor. »Was haben Sie getan?« fragte ich, weil ich glaubte, mich verhört zu haben.
    »Wir haben ihn als Köder benutzt, denn wir wissen aus Erfahrung, daß der Mörder in den Schacht zurückkehrt. Wenn er dort erscheint, wird er zumindest von Suko erwartet.«
    Ich war nahe daran, hochzuspringen und dem Alten meine Meinung zu sagen. Aber ich blieb zunächst ruhig sitzen. »Suko ist also der Köder. Was soll ich hier?«
    »Wir wollten Sie dabeihaben, weil Sie in diesem Fall eine doppelte Sicherung sind. Er als Köder, Sie als derjenige, der den Mörder fangen kann.«
    »Gut ausgedacht, wirklich.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber was geschieht, wenn Suko nicht überlebt? Ich kenne den Killer, Mr. Ho Chan. Ich habe ihn nicht nur gesehen, ich spürte sogar seine Messerklinge an meinem Hals, und das war ein verdammt unangenehmes Gefühl…«
    Der Alte erschrak. »Was soll das heißen, Sie haben ihn gesehen?«
    »Ja, wie ich es Ihnen schon sagte. Ich nahm ihn mit. Er fuhr per Anhalter.«
    »Wie sah er aus?«
    »Er war ein Mann, glaube ich. Sein langes Haar schimmerte blond…«
    »Keine Bestie?« Die Augen des alten Mannes hatten sich erweitert.
    Sie waren jetzt deutlicher zu erkennen.
    »Was meinen Sie mit Bestie?«
    »Haben Sie das Heulen nicht gehört?«
    »Doch, das habe ich.«
    »In diesem Dorf geht noch zusätzlich eine Bestie um. Gesehen habe ich sie nie, aber wir hörten ihr Heulen bei Vollmond. Wissen Sie, was es sein könnte?«
    »Ein Werwolf?« sagte ich fragend.
    »Wir kennen die alten Legenden und können uns

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