Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0517 - Zitadelle des Todes

0517 - Zitadelle des Todes

Titel: 0517 - Zitadelle des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Ernst, ich wäre jemals auf Seelenfang gegangen oder hätte mich mit Seelen kaufen lassen? Sicher, hin und wieder, wenn es sich mal gerade so nebenher ergab! Aber Seelenfang, das ist etwas für kleine Teufelchen, die sich erst noch bewähren müssen. Und für mich ist dieses Kapitel jetzt erst recht abgeschlossen. Haben Sie vergessen, daß ich in den Schwefelklüften nichts mehr zu sagen habe? Ich bin nicht länger einer von ihnen. Es ist nicht mehr meine Firma, wenn Sie verstehen, was ich damit sagen möchte. Ich bin gewissermaßen Rentner. Oder Arbeitsloser, wenn Ihnen das besser gefällt.«
    »Mir gefällt gar nichts daran«, entfuhr es Patricia. »Ich wollte, ich hätte Sie nicht herbitten lassen…«
    Sid Amos schnipste mit den Fingern. Funken sprühten auf. »Es gibt noch einen Grund, aus dem ich nicht daran interessiert bin, einen Zeitreiseversuch nach Verdun 1916 zu machen.«
    »Und der wäre?«
    Arnos grinste.
    »Ich war dort.«
    ***
    Es war, fand Zamorra, ein bemerkenswerter Anblick.
    Die Phase grauen Nebels war diesmal so kurz wie nie zuvor gewesen. Sie waren in vollem Galopp in die Zeitverschiebung hineingeritten und ebenso schnell wieder aus ihr heraus. Zu einem so frühen Zeitpunkt hatte Zamorra noch nicht mit einer erneuten Versetzung gerechnet. Sie fand überraschend statt - vielleicht, weil sie sich bereits sehr nahe an Cristoferos Originalzeit befunden hatten?
    Cristofero ritt los wie Don Quichotte persönlich, der gerade eine frischerbaute Windmühle vor sich sieht. Die Zügel des Pferdes in der linken Hand, die rechte hochgereckt, die Beine in den Steigbügeln wild nach vorn gestreckt und den Oberkörper zurückgelehnt. »Heissa!« schrie er.
    Der Schwung trug ihn vorwärts, in das graue Nebelfeld hinein und wieder hinaus. Nur war da kein Pferd mehr unter seinem respektablen Hintern.
    Die Beine vorgestreckt, schoß er weiter vorwärts, vom Schwung getragen. Durch seine übertrieben theatralische Schräglage kippte er aufs Steißbein und rutschte voran, über Holzbohlen hinweg und mit seinen vorgestreckten Beinen zwei Männer niedersäbelnd, die ihm im Wege standen. Zamorra selbst, ein halbes Dutzend Meter hinter ihm, fühlte ebenfalls kein Pferd mehr unter sich, sauste von einem Moment zum anderen in eine Menschenmenge und hockte unversehens jemandem im Nacken.
    »He, Bürger, was soll der Unsinn?« wurde er angefaucht. »Benimm dich manierlich!«
    »Pardon«, murmelte Zamorra.
    Weit vor ihm war Cristofero zum Stillstand - nein, zum Stillsitz gekommen und sah sich verdutzt um. Die beiden Männer, die er von den Beinen gerissen hatte, rappelten sich nicht minder verwundert auf. Ein dritter stand breitbeinig vor dem Zeitreisenden und sah stirnrunzelnd auf ihn herab.
    »Heissa«, murmelte Cristofero und senkte den Arm. »Wer zum Teufel hat mir den verdammten Klepper gestohlen? Man helfe mir auf!«
    »Heissa!« versetzte der Mann vor ihm. »Du hast’s aber verflixt eilig, Bürger, den Kopf zu verlieren!«
    Schnaufend kam Cristofero wieder auf die Beine. Ringsum war Stille eingekehrt. Überrascht sahen ein paar hundert Menschen dem seltsamen Ereignis zu, bei dem ein Mann vor ihnen auf dem Podest aus dem Nichts aufgetaucht war. Zamorras Erscheinen inmitten der Menge war unbemerkt geblieben. Die beiden Gestürzten erhoben sich ebenfalls.
    Der Grande stützte sich auf das Kippbrett der Konstruktion, deren Anblick Zamorra einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Faszinierend«, behauptete Cristofero. »Wo bin ich hier?« Er sah an dem Blutgerüst empor. »Eine interessante Konstruktion. Was stellt sie dar?«
    »Das«, verkündete sein Gegenüber, »ist der absolute Gleichmacher. Mit einer freundlichen Empfehlung von Docteur Guillotin, dem Erfinder des abnehmbaren Kopfes. Möchtest du dies Wunderwerk menschlichen Erfindergeistes ausprobieren, Bürger? Voilà ! Du brauchst dich nur freundlicherweise hinzulegen, alles andere erledigt die Feinmechanik.«
    Jemand begann zu lachen. Augenblicke später fielen andere Zuschauer in das Gelächter ein. Der ganze Platz verwandelte sich in eine brüllende, gröhlende Masse.
    Cristofero sah sich irritiert um.
    »Verzeiht, wenn ich vorerst ablehne«, sagte er reserviert und trat einen Schritt zurück. »Zunächste möchte ich ergründen, was dies alles bedeutet. Da klebt ja Blut dran!« Er deutete auf die schräge Klinge, die wieder hochgezogen worden war.
    Der Scharfrichter lachte. »Du merkst aber auch alles, Bürger!« spottete er.
    Don Cristoferos

Weitere Kostenlose Bücher