0518 - Höllenparadies
gehen weit voran, Sir.«
»Ich rechne zumindest damit. Willy benötigt ein Versteck. Diese Videothek wäre eines.«
Da konnte ich Sir James nicht widersprechen. Nur hatte ich keine rechtliche Handhabe, mir den Laden anzusehen, dazu noch mitten in der Nacht. Ich würde am morgigen Tag als normaler Kunde dort erscheinen und mich zunächst umschauen.
Wenig später traf auch Suko ein. Er blieb stehen, als er die an den Spiegel geschmierte Warnung sah. »Was hat das zu bedeuten?« fragte er, der von allem noch nichts wußte.
»Es hängt mit deinem neuen Job zusammen.«
»So ernst?«
»Noch ernster.«
Wir gingen in das Arbeitszimmer, wo Sir James, wie oft in seinem Büro, am Fenster stand und in den dunklen Garten schaute. Er begrüßte Suko und bedankte sich bei ihm, daß er so spät in der Nacht noch den Weg gefunden hatte.
»Das war selbstverständlich, Sir.«
Beide weihten wir ihn ein, und Suko hörte aufmerksam zu. »Na ja«, sagte er schließlich, »da habe ich ja einen Gegner, mit dem nicht zu spaßen ist.«
»Das kannst du wohl sagen«, erwiderte ich nickend.
»Ist noch in dieser Nacht mit einem Angriff zu rechnen?« erkundigte er sich.
»Das kann alles sein.«
Suko räusperte sich. »Nur gut, daß ich schon früh ins Bett gegangen bin. So habe ich wenigstens etwas Schlaf bekommen. Besitzen Sie eine Gästecouch, Sir?«
»Ja.«
»Da mache ich es mir dann bequem.« Suko schaute mich an. »Der Killer heißt Willy, nicht?«
»Genau.«
»Ein Name, über den man lachen kann, bringt man ihn mit einem Mörder in Verbindung.«
Ich blieb ernst. »Das Lachen, Suko, wird dir noch vergehen, darauf kannst du dich verlassen. Ich habe ihm einmal gegenübergestanden. Er sieht zwar aus wie ein Mensch, aber er ist keiner mehr. Für mich ist Willy eine wahre Bestie.«
»Er kann sich also auflösen«, sagte Suko.
»Richtig. Nur mußt du schneller sein.«
»Mal schauen.«
Ich verabschiedete mich von Sir James und auch von meinem Freund und Kollegen.
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend fuhr ich zurück in meine Wohnung…
***
Zwar hatte ich noch einige Stunden im Bett verbracht, doch von einem tiefen Schlaf konnte kaum die Rede sein. Ständig geisterte Willy durch meine Gedanken, aber auch die Videothek, von der ich bisher nur gehört, sie aber noch nicht gesehen hatte.
Meine erste Handlung nach dem Wachwerden war ein Telefonat.
Ich rief bei Sir James an.
Er und Suko waren bereits auf den Beinen. Ich erfuhr, daß in der Nacht nichts weiter passiert war. Die restlichen Stunden waren für beide glatt verlaufen.
»Fahren Sie ins Büro, Sir?«
»Ja, mein Fahrer holt uns ab.«
»Gut, dann treffen wir uns dort.«
»Was ist mit Ihrer Videothek?«
»Die öffnet erst später.«
»Ach so.«
Nach dieser positiven Nachricht mundete mir das karge Frühstück gleich besser. Ich spülte den letzten Bissen mit Kaffee runter und fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage, wo der Rover stand. Mit dem Wagen fuhr ich in letzter Zeit sehr ungern ins Büro. Mir blieb aber keine andere Möglichkeit, weil ich eben beweglich bleiben wollte.
Wie immer verdichtete sich der Verkehr in der Londoner City.
Trotzdem traf ich pünktlich ein. Das Wetter hatte sich noch immer nicht geändert. Es sollte sogar bis zum Jahreswechsel so bleiben, was einfach furchtbar war.
An diesem Morgen sollte die Sonne mal kurz durchkommen, begünstigt von einer südwestlichen Strömung, die zusätzliche Wärme über die Riesenstadt hinwegschaufelte.
Es war der übliche Weg, den ich jeden Morgen zu nehmen hatte, wenn ich mich beim Yard befand.
Kaum hatte ich den Gang zu meinem Büro erreicht, da hörte ich einen spitzen Schrei, und der war aus meinem Büro geklungen.
Ich startete wie ein Sprinter, trat die Tür ein – und sah eine entsetzte Glenda Perkins in der Mitte des Vorzimmers stehen. Sie hatte die Arme halb erhoben und die Hände zu Fäusten geballt. Glenda schrie noch einmal auf, als ich meine Hände auf ihre Schultern legte und sie herumdrehte.
»Was ist denn los, Mädchen?«
Glenda holte vor ihrer Antwort tief Luft. »John – in… in deinem Büro, da war jemand.«
»Wer?«
»Ich kenne ihn nicht. Eine grauenvolle Gestalt mit blutigen Händen. Sie stand neben deinem Schreibtisch und grinste mich an. Du… du mußt mir glauben.«
Und ob ich ihr das glaubte. Mit einem Sprung hatte ich meine Bürotür erreicht, riß sie auf und zog gleichzeitig die Beretta hervor.
Ihre Mündung und meinen Blick richtete ich in den Raum, wo sich von
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