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0518 - Höllenparadies

0518 - Höllenparadies

Titel: 0518 - Höllenparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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feststellen. Jedenfalls floß es goldfarben zu beiden Seiten des schmalen Gesichts bis fast auf die Schultern. Die Frau hatte es zu Strähnen gedreht und in die Strähnen hinein zahlreiche kleine Perlen geknüpft. In ihrem Gesicht sah ich kein Lächeln, dafür eine etwas blasse Haut, die allerdings auch einen goldfarbenen Schimmer bekommen hatte. Möglicherweise durch einen leichten Puderüberzug. An den Gelenken klirrten Reifen und Ketten. Bestimmt goldener Modeschmuck. Ihr Gesicht war schmal, der Mund fiel besonders auf, weil er ein helles Rot zeigte, das die Lippen scharf konstruierte.
    Was sie an Kleidung trug, hätte eher in eine exklusive Bar oder zu einer Abendgesellschaft gepaßt, aber nicht in den Verkaufsraum einer Videothek.
    Es war ein dunkelgrünes, eng anliegendes, schulterfreies Kleid mit einem äußerst gewagten Ausschnitt. Die Divas aus Hollywood hatten in den fünfziger Jahren diese Kleider getragen, aber diese Mode war ja wieder aktuell.
    Ich wußte nicht, ob es bis zu den Knöcheln reichte oder als Mini aufhörte, interessiert hätte es mich schon, denn diese Frau verströmte einen unterkühlten Sex, der mich nicht kalt ließ. Ich ahnte, daß unter der Maske ein wahrer Lavastrom floß, wenn diese Person einmal aus sich herausging.
    Ich stufte sie als eine Mischung aus Vamp und Lady ein. Dazu paßte auch die Zigarette, die in einer langen Spitze steckte. Diese hielt sie lässig zwischen Zeige- und Mittelfinger der linken Hand.
    Die Musterung hatte höchstens zwei Sekunden gedauert, und ich knipste mein Lächeln an.
    »Guten Tag«, sagte ich dabei.
    Sie nickte zurück und lächelte ebenfalls. »Ein neuer Kunde?« fragte sie nach dem Tagesgruß.
    »Ich könnte einer werden.«
    »Das würde mich freuen.«
    »Sie sind Sandra, nicht wahr?«
    »Ja, mir gehört die Videothek.«
    »Man hat mir berichtet, daß es die beste innerhalb Londons sein soll.«
    Jetzt lachte sie. »Die Leute übertreiben meist.«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    »Moment, Mister, ich kümmere mich gleich um Sie. Warten Sie noch.« Sie hatte zu tun, denn sie mußte die beiden Jugendlichen bedienen, sie sich mit fünf Action-Filmen vollbepackt hatten und jetzt zum Verkaufstresen kamen.
    »Die gibt’s doch als Angebot, nicht?« fragte einer.
    »Ja, sogar über den Jahreswechsel.«
    »Dann nehmen wir die.«
    »Sehr gern.« Sandra stellte die Zigarette in einen kleinen Ständer und füllte die entsprechenden Papiere aus.
    Ich hatte es mir mittlerweile auf einem der drei Hocker bequem gemacht und wurde von den Jugendlichen beobachtet. Ihre Blicke waren abschätzend, nicht eben freundlich. Ich wußte auch nicht, was ich ihnen getan hatte. Vielleicht mochten sie keine Erwachsenen.
    »Wie ist das denn mit dem Club?«
    Ich bekam spitze Ohren, als die Frage gestellt wurde. Hatte Lady Sarah das möglicherweise gemeint.
    Sandra, die gebückt stand, hob den Kopf. »Club?«
    »Ja, wir haben davon gehört.«
    »Ihr irrt euch«, erklärte sie lächelnd. »Es gibt hier keinen Club. Jeder wird gleich behandelt. Das mit dem Club ist nur ein Gerücht, von dem ich auch gehört habe.«
    »Wir wissen es aus sicherer Quelle.«
    »Wie sicher ist sie?«
    »Sehr.«
    »Dann ist eure Quelle versiegt. Es gibt keinen Club! Sonst noch etwas?«
    »Nein.«
    »Dann bekomme ich jetzt zwei Pfund.«
    Beide Ausleiher teilten sich das Geld. Sie wollten noch einmal auf den Club zu sprechen kommen, aber Sandra winkte energisch ab.
    Den jungen Leuten blieb nichts anderes übrig, als zu verschwinden.
    Mir hatten sie damit ein gutes Stichwort gegeben. Auch ich beschloß, Sandra nach dem Club zu fragen, allerdings nicht sofort.
    Sie wartete, bis die Tür hinter den Kunden zugefallen war, dann wandte sie sich mir zu.
    »Jetzt sind wir allein im Paradies«, versuchte ich es mit einem blöden Scherz.
    »Höllenparadies«, verbesserte sie mich.
    »Sorry, ich vergaß.« Als ich sah, daß auch sie weiterrauchte, griff ich ebenfalls zu einer Zigarette. »Weshalb eigentlich Höllenparadies?«
    Sandra hob die wohlrasierten Augenbrauen in die Höhe. »Haben Sie die Werbung nicht gelesen, Mister…«
    »Sagen Sie einfach John.«
    »Gern.«
    »Das habe ich schon. Nur bin ich ein recht phantasieloser Mensch und kann mir darunter nicht viel vorstellen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, daß Sie phantasielos sind. Es scheint mir eher das Gegenteil der Fall zu sein.«
    »Weshalb sollte ich Sie anlügen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie haben mir auf meine Frage noch keine Antwort

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