052 - Invasion der Toten
nichts.
»Aber Mr. Tsuyoshi«, erklang es höhnisch.
»Warum haben Sie nicht gesagt, dass sie ein Kamikaze werden möchten? Das lässt sich doch leicht arrangieren.«
Eindeutig Kashimas Stimme, obwohl er nun akzentfreies Englisch sprach.
Aikos Körper spannte sich wie eine zum Losschnellen bereite Feder. Verdammt, wusste der Kerl wirklich, dass er hier drin war, oder bluffte er nur?
Kashima schien die Frage zu erraten.
»Ich gebe zu, diese unterirdische Anlage wirkt sehr primitiv, Mr. Tsuyoshi. Doch wir schützen sie mit einer ausgeklügelten Überwachungsanlage. Wir wissen von Ihrer Anwesenheit, seit Sie hier eingedrungen sind. Darf ich übrigens davon ausgehen, dass Sie die Frequenzstörung an der Oberfläche zu verantworten haben?«
Aiko sparte sich eine Antwort. Er konzentrierte sich lieber darauf, seine Position unauffällig zu verändern. Mit dem richtigen Schwung konnte er den über ihm liegenden Jello durch den halben Raum wuchten. Das würde hoffentlich genügend Verwirrung stiften, um einen Durchbruch zu schaffen.
Bevor er den Plan in die Tat umsetzen konnte, geriet der Zombie aber von alleine in Bewegung. Und nicht nur er - auch alle anderen im Raum. Ein wildes Knäuel aus Armen und Beinen bedrängte Aiko.
Wütend fegte er sie zur Seite.
Der Blick auf Kashima wurde frei, der, flankiert von zwei Ninjas, den Ausgang versperrte. Triumphierend hielt der Wissenschaftler die Steuereinheit in die Höhe, mit der er die Untoten wie ein Marionettenspieler dirigierte.
Aiko sprang von der Liegefläche, um dem Mistkerl das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, doch inzwischen waren sämtliche Zombies im Raum auf den Beinen. Wütend schlug er um sich. Knochen barsten unter seinen mechanischen Fäusten, aber gegen die vielfache Übermacht kam auch er nicht an.
Ohne Vorwarnung bohrte sich plötzlich etwas Schmales, Scharfes unter seinen Hals. Aiko fühlte Schmerz und erstarrte in der Bewegung. Ein warmer Strom lief seinen Hals hinab. Blutgeruch kitzelte die Nasenflügel.
Es war die Klinge eines Ninjas, die ihm fast den Atem raubte.
»Sehr vernünftig«, lobte Kashima, als der Cyborg den Widerstand einstellte.
»Wenn Sie weiterhin brav bleiben, werden wir vielleicht noch einmal gute Freunde.« Der höhnische Zug um seine Lippen strafte die Worte Lügen. Kashima hatte kein Interesse an einer Freundschaft, nur an einem Gefangenen, der ihm hilflos ausgeliefert war.
Aiko antwortete mit keinem Wort. Die Hand des verdammten Ninjas musste irgendwann mal müde werden - dann schlug seine Stunde.
Kashima ließ es gar nicht erst darauf ankommen. Lächelnd zog er ein zangenähnliches Gerät aus der Außentasche seines Kittels. Zwischen zwei schmalen Stiften, die daraus hervor ragten, sprangen grüne Funken über. Blitzschnell presste Kashima die Pole gegen Aikos Brustkorb und aktivierte den Schocker.
Der Cyborg hatte den Eindruck, als würde jede Faser seines Körpers auseinander gerissen, aber der Schmerz verflog so schnell, wie er gekommen war. Zurück blieb ein Gefühl der Taubheit, begleitet von schnell aufeinander folgenden Hitzewellen.
Auf Kashimas Wink ließ der Ninja sein Kurzschwert verschwinden. Die Zombies wurden mittels der Steuereinheit zurückgepfiffen.
Aiko war wieder frei.
Sofort wollte er sich auf seinen Peiniger stürzen, doch die Arme versagten ihm den Dienst. Schlaff wie zu stark gekochte Spaghetti hingen sie an den Seiten des Cyborgs herunter. Bionische Systeme überlastet, meldete sein Implantat.
Systemabschaltung.
Das Entsetzen auf seinem Gesicht bereitete Kashima diebische Freude. »Wie Sie sehen, waren wir auf ein Wiedersehen mit Ihnen vorbereitet, Mr. Tsuyoshi.«
***
Unter gelegentlichen Stößen in den Rücken wurde Aiko durch die unterirdische Kanalisation getrieben. Die Ninjas, die ihn flankierten, ließen ihn keine Sekunde aus den Augen, obwohl mit den funktionsuntüchtigen Armen sowieso nicht an Flucht zu denken war. Unter einem der schwarzen Kampfanzüge zeichneten sich deutlich weibliche Formen ab.
Aiko versuchte einen Blick auf die frei liegende Augenpartie zu erhäschen, doch die Ninja wandte schnell den Kopf ab.
Das nährte nur seinen Verdacht.
»Suno?«, fragte er. »Bist du das?«
Statt einer Antwort erhielt er einen Schlag zwischen die Schulterblätter.
Auch eine Möglichkeit, »Ja« zu sagen.
»Hätte ich im Hafenviertel doch nur Beifall geklatscht, als dich die Kerle verprügelt haben«, ätzte er. Er kochte vor Wut, brauchte dringend ein Ventil, um Dampf
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