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0520 - Das blaue Einhorn

0520 - Das blaue Einhorn

Titel: 0520 - Das blaue Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stirn. Etwas stimmt nicht. So zu reden, war nicht Julians Art. Er hatte sich nie so herablassend über ältere Menschen geäußert. Natürlich mußte Zamorra für ihn ein alter Mann sein, aber allein dadurch, daß Julian durch seine Entwicklungsgeschichte eine Sonderstellung einnahm, spielten Altersunterschied keine Rolle. Julian war ein magisches Wesen und stand über diesen Dingen. Auch seine herablassende Bemerkung »der große Professor Zamorra« paßt nicht zu ihm. Seine latent vorhandene Arroganz, wenn er sie nicht inzwischen im Zuge seines nachträglichen Reifeprozesses abgelegt hatte, hatte sich noch nie in dieser häßlichen Form gezeigt.
    War Julian wirklich Julian?
    Nicole war auch nicht Nicole gewesen!
    Zamorra öffnete sein Hemd und löste das Amulett von der Halskette. »Was soll das?« fragte Julian.
    »Fang auf!« sagte Zamorra und warf ihm die handtellergroße Silberscheibe über den Tisch hinweg zu.
    »NEIN!« schrie sein Gegenüber im gleichen Moment auf, versuchte, mit einer Handbewegung das heranfliegende Amulett abzuwehren, statt es instinktiv aufzufangen, aber er war zu langsam. Merlins Stern berührte seinen Körper. Abermals schrie der junge Mann auf - und verschwand.
    Er löste sich einfach in Nichts auf. Es war jedoch kein abruptes Verschwinden wie im Fall der falschen Nicole Duval. Es schien, als wolle ihn etwas festhalten. Er wurde durchsichtig, veränderte dabei sekundenlang sein Aussehen und nahm androgyne Züge an, seine Proportionen verschoben sich kaum merklich - und dann war er nur noch ein durchsichtiges Etwas und schließlich ganz verschwunden.
    Das Amulett fiel auf die Sitzfläche seines Stuhls.
    »He, was machst du, Zamorra?« rief Mostache verblüfft. »Der hat seine Zeche noch nicht bezahlt! War das ein Dämon?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er erhob sich und nahm das Amulett wieder an sich. »Setz es mir auf die Rechnung«, schlug er vor. »Ein Dämon? Nein.« Dann hätte das Amulett ihn schon viel früher vor der Schwarzen Magie gewarnt, und dann hätte die falsche Nicole am frühen Morgen auch nicht das Château betreten können. Zamorra war absolut sicher, daß es sich in beiden Fällen um das gleiche Phänomen handelte. Aber wie hatte der falsche Julian sogar Sid Amos täuschen können? Das begriff Zamorra nicht, und er beschloß, Sid Amos so bald wie möglich darauf hinzuweisen.
    »Er ist nicht zufällig auf einem blauen Einhorn hier eingeritten?« erkundigte er sich wie beiläufig.
    Mostache schnappte nach Luft. »Nee, nicht mal auf einem blauen Esel… hat der Junge etwa mit diesem komischen Traum zu tun?«
    Zamorra legte einen Geldschein auf die Theke und verzichtete damit auf das »Anschreiben«. »Worauf du dich verlassen kannst.« Er verließ ohne ein weiteres Wort die Gaststätte und fuhr zurück zum Château.
    Wer gab sich als Nicole Duval und jetzt auch noch als Julian Peters aus?
    Das Rätsel blieb weiterhin ungelöst.
    ***
    Obgleich die Berührung durch den 7. Stern von Myrrian-ey-Llyrana unangenehm gewesen war, war ES zufrieden mit seiner jüngsten Aktion. Es war eine Herausforderung, der sich der Träumer nicht mehr entziehen konnte. Er würde schäumen vor Zorn, daß ES ausgerechnet seine Gestalt angenommen hatte.
    Dises Spielchen ließ sich leider nicht beliebig oft wiederholen. Zamorra hatte dazugelernt, hatte die Inkarnation des WERDENDEN diesmal wesentlich schneller enttarnt.
    Aber für Zamorra interessierte ES sich nur am Rande.
    ***
    it Nur kurze Zeit, nachdem Zamorra die Gastwirtschaft wieder verlassen hatte, betrat eine Frau den Schankraum, die Mostache noch nie gesehen hatte. Der Wirt wunderte sich ein wenig, denn er hatte kein Auto gehört, und er konnte sich auch nicht vor st eilen, daß die Frau zu Fuß unterwegs war. In ihrem hochhackigen Schuhwerk wanderte man keine weiten Strecken. Das Alter der Frau ließ sich schwer bestimmen; sie mochte Mitte zwanzig oder auch Mitte Vierzig sein, war äußerst elegant gekleidet, und ihr dunkles Haar schien zu knistern und Funken zu sprühen.
    Sie sah sich in der Schankstube um.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte Mos tache mit Engelsgeduld, weil er eigentlich um diese frühe Nachmittagsstunde noch gar nicht geöffnet hatte. Seine drei ersten Gäste dieses Tages waren einfach zur Tür hereinmarschiert - Mostache pflegte nie abzuschließen. In diesem kleinen Dorf war die Welt noch in Ordnung; hier gab es keine Einbrecher und Diebe.
    Irgendwie ahnte Mostache, daß diese Frau ebensowenig auf ein »Wir haben

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