0522 - Der Zombie-Macher
völlig aus. Er wußte, daß er bei einer erneuten Auseinandersetzung mit diesen totäugigen Typen wieder nur als zweiter Sieger hervorgehen konnte. Es war sicher die beste Lösung, zu flüchten und die Polizei zu alarmieren. Mochte sie dieses Räubernest ausheben. Nur die Sorge um Susan blieb; er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, die Verantwortung für sie an andere abzugeben, aber die Polizei würde bestimmt wissen, wie sie diese Angelegenheit am besten in den Griff bekam. Auf jeden Fall hatten die Cops bessere Möglichkeiten als er.
Er mußte also raus.
Er sah die Haustür schon vor sich, als sein Kopf plötzlich zu brennen begann…
***
Gegen zwölf Uhr mittags schwebte die Maschine auf die Landebahn des Kingsford Smith Airport ein. Professor Zamorra streckte den Arm aus und deutete auf den Punkt am Himmel. »Ist er das?«
Teri Rheken nickte. »Es ist sein Flugzeug, also ist er es auch. Eine halbe Stunde wird es wenigstens noch dauern, bis er den ganzen Kleinkram hinter sich gebracht hat.«
»Inlandsflug«, sagte Nicole. »Da gibt’s doch keine großartigen Kontrollen.«
»Aber er muß die Piper in den Hangar bringen und eventuelle Wartungsaufträge erteilen. Bis der ganze nötige Papierkrieg vorüber ist, vergeht eine Menge Zeit.«
»Ich kann’s immer noch nicht fassen«, sagte Nicole. »Ein Aborigine, der ein Flugzeug pilotiert. Irgendwie paßt das nicht so recht ins Klischeebild. Vermutlich wäre es leichter zu akzeptieren, wenn ein Schwarzer oder ein Indianer Präsident der USA würde.«
»In Australien ist eben alles anders -sogar die Vorurteile«, bemerkte Zamorra trocken. In Frankreich, im Château Montagne, war es jetzt drei Uhr nachts. Kein Grund, wirkliche Müdigkeit zu zeigen, weil Nicole und er Nachtmenschen waren. Sie lagen daher beide noch relativ »gut in der Zeit«. Vor eineinhalb Stunden hatte Teri den Parapsychologen überredet, mitzukommen, nachdem sie erst den Kühlschrank geplündert hatten, um durch Kalorienzufuhr den Kräfteverlust auszugleichen, den die zeitlosen Sprünge über die riesige Distanz sie gekostet hatten. Dermaßen starker Einsatz von Magie zehrte auch an der körperlichen Substanz.
Jetzt befanden sie sich zu dritt hier am Flughafen. Zamorra drehte dem Airport-Komplex wieder den Rücken zu und genoß den Ausblick über die Botany Bay. Einige kleine Schiffe waren unterwegs.
Nicole war immer noch ein wenig sauer auf die Silbermond-Druidin, die sie immerhin anderthalb Stunden lang in der Boutique hatte schmoren lassen. Nicole konnte von Glück sagen, daß die Verkäuferin und die Kundinnen ihren unfreiwilligen Auftritt von der lockeren Seite gesehen hatten: ebensogut hätten sie die Polizei rufen und Nicole festnehmen lassen können. Allerdings hatte die Verkäuferin Teri Rheken gesehen - die Druidin war ihr offenbar als Kundin bekannt, und so hatte sie über den ungewöhnlichen Auftritt hinweggesehen und Nicole tatsächlich eingekleidet; danach kam das Warten auf den Mann mit dem Geld. »Das machst du nicht noch einmal mit mir«, hatte Nicole der Druidin später verärgert klargemacht. »Tut mir leid, Nicole«, hatte Teri zerknirscht erwidert. »Aber ich habe es nur für einen verrückten Spaß gehalten, mehr nicht. Ich weiß nicht -auf irgendeine Weise hakt etwas bei mir aus, wenn ich in Shados Nähe bin.«
»Du kamst mir schon vorher ziemlich ausgeflippt vor, als du im Château auftauchtest und mich regelrecht entführt hast«, stellte Nicole fest.
»Falls es so etwas wie eine Voraus-Wirkung gibt - dann war sie das. Ich verstehe selbst nicht, woran das liegt. Shado bringt etwas in meinem Kopf durcheinander, ich denke anders, verrückter, wenn ich mit ihm zu tun habe. Die wenigen Male, die wir uns bisher sahen, war es immer so.«
»Dann geh mit ihm ins Bett«, schlug Nicole ernsthaft vor. »Vielleicht bist du danach ruhiger, weil du dann auf eine andere Weise mit ihm verbunden bist als jetzt.«
Teri lachte leise auf. »Du glaubst, ich sei vielleicht in ihn verliebt, ohne es zu wissen? Mit jedem anderen würde ich vielleicht sofort schlafen wollen, aber nicht mit Shado. Es ist schon verrückt - er ist der einzige Mann, den ich bisher kennengelernt habe, den ich nicht als Mann sehe. Er übt absolut keinen sexuellen Reiz auf mich aus; er könnte ein Roboter sein. Und das liegt ganz bestimmt nicht daran, daß er ein Aborigine ist. Er ist für mich nur irgendwie - geschlechtslos.«
»Aber er bringt dich durcheinander, wenn du mit ihm zu tun hast«, warf
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