0522 - Der Zombie-Macher
Zamorra ein. »Das deutet wahrhaftig auf ebenso starke wie eigentümliche Para-Fähigkeiten hin. Er überlappt dich gewissermaßen, und zwar temporal - wenn die Wirkung tatsächlich schon vorher eintritt.«
»Sogar schon unmittelbar vor unserer ersten Begegnung«, sagte Teri. »Wißt ihr, was ich tat, ehe ich ihn kennenlernte? Ich kaufte eine ganze Schachtel Mohrenköpfe und habe damit eine Gruppe Schulkinder beworfen, die mit ihrer Lehrerin einen Stadterkundungsausflug machten! Anschließend fragte ich mich, weshalb ich das getan hatte. Daß ich nur ein paar Minuten später Shado kennenlernen würde, wußte ich da noch gar nicht.«
Zamorra grinste. »Ich denke, die Kinder werden über dieses ›Bewürfnis‹ nicht gerade erbost gewesen sein.«
»Du sagtest vorhin, als wir im Outback bei seinem Clan waren, daß er in Tanz-Trance nicht nur Dinge sieht, sondern wahrscheinlich auch noch eine andere Para-Fähigkeit besitzt, die du nicht erfassen kannst«, warf Nicole ein. »Sollte diese Para-Fähigkeit darin bestehen, daß er Silbermond-Druiden durcheinander bringt? Kennt Gryf ihn? Oder Sara Moon?«
»Weder noch. Nein, es muß noch etwas anderes sein. Der Verwirrung wegen hätte ich euch garantiert nicht hierher gebeten.«
»Gezwungen! Beziehungsweise überredet«, korrigierte Nicole sie sofort.
»Meinetwegen auch das. Aber er hat tatsächlich noch eine andere Fähigkeit. Ich kann sie nur nicht ausloten. Ich habe jedoch das Gefühl, daß sie wichtig sein kann. Vielleicht ist es ähnlich wie bei Ted Ewigk. Er besitzt außer seinem Gespür, seiner ›Reporterwitterung‹, keine Para-Fähigkeiten - aber er besitzt ein Potential, das es ihm ermöglicht, einen Dhyarra-Kristall 13. Ordnung zu benutzen, während ihr beide, latent telepathisch begabt, nur einen Dreier kontrollieren könnt, und mein Dhyarra-Potential dürfte auch nicht sehr viel stärker ausfallen. Ich hab’s nur noch nie ausprobiert, weil ich Dhyarra-Magie nicht brauche.«
Zamorra wandte sich wieder von dem Ausblick über die Botany Bay ab und sah auf seine Uhr. »Wir sollten uns allmählich in Richtung Flughafen begeben, um deinen Freund Shado abzufangen.«
Teri streckte ihre Hände nach den beiden Freunden aus.
»Kein zeitloser Sprung«, wehrte Zamorra ab. »Schone deine Kräfte für unseren Rücktransport nach Frankreich. Die paar Meter werden wir ja wohl auch noch zu Fuß hinter uns bringen, oder?«
***
Mel Duncan schrie auf. Der Schmerz, der ihn fast wahnsinnig machte, dauerte gut eine Minute an. Danach kauerte Duncan, zitternd und schweißüberströmt, nur wenige Meter von der Haustür entfernt am Boden und konnte sie nicht erreichen. Als er sich wieder aufrichten wollte, gaben seine Beine unter ihm nach.
Sie kamen wieder: zwei Männer mit toten Augen. Sie packten ihn, zerrten ihn hoch und schleiften ihn mit sich, ohne daß er sich dagegen wehren konnte. Sie warfen ihn wieder in die gleiche dunkle Kammer, in der er sich bereits vorher befunden hatte, und schlugen die Tür hinter ihm zu. Diesmal fesselten sie ihn nicht einmal, und er hörte auch keinen Schlüssel, der sich im Türschloß drehte.
Aber es war ihm jetzt klar, weshalb sie seiner so sicher waren. Es gab ja dieses verfluchte Feuer, das in seinem Kopf getobt und ihn fast verbrannt hätte. Wie sie das zustande brachten, konnte er sich nicht erklären. Aber es hatte ihn mattgesetzt. Allein daran zu denken, daß er einen neuen Fluchtversuch wagen könnte, ließ Übelkeit und Angst vor den entsetzlichen Schmerzen in ihm aufsteigen.
Daß sie ihn nicht wieder gefesselt hatten, lag vermutlich daran, daß sie mit einem erneuten Entfesselungsversuch rechneten. Warum sich also die Mühe machen? Entkommen würde er ihnen so oder so nicht.
Glaubten sie.
»Aber ich muß es schaffen«, flüsterte er. »Ich muß hinaus. Vielleicht bin ich nur zu langsam gewesen.«
Den Weg kannte er jetzt.
Er hatte Angst davor, erneut an dem Feuer in seinem Kopf zu scheitern. Aber es mußte sein. Er wäre nicht Mel Duncan gewesen, wenn er es nicht noch einmal versucht hätte.
Vielleicht glaubten sie, er wäre jetzt gezähmt. Vielleicht rechneten sie nicht mehr mit einem zweiten Versuch und waren dadurch nachlässiger - wer auch immer »sie« waren, und wie auch immer »sie« seinen ersten Fluchtversuch bemerkt hatten. Das war seine Chance.
Und er wäre ein Narr gewesen, sie nicht zu nutzen…
***
Shado war pünktlich. Auf die Minute genau um 14 Uhr betrat er das Restaurant am Rand des Hyde Parks, in dem sie
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